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Scheppernd fiel das Handy zu Boden, sie hatte nicht einmal bemerkt, wie es ihr aus den Fingern geglitten war.

Wie eine endlose Wiederholungsschleife ratterte ihr Gehirn den letzten Satz der Nachricht ab, für immer in ihre Gedanken eingebrannt.

Respektiert meine Entscheidung und sucht nicht nach mir.
Das konnte er ihr nicht antun.


Behutsam hob Tara das Gerät vom Boden. Tränen schimmerten auch in ihren Augen. – Das konnte er ihnen allen nicht antun.

Melissa fand den ernsten Blick der Vampirin. Taras Hand näherte sich ihrer Schulter, eine tröstlich gemeinte Geste. Melissa schlug die Hand weg.

»NEIN.«

»Melissa ...«

»NEIN«, wiederholte sie. »Adam hat recht, das kann er nicht ernst meinen.«

»Melissa ... Nicolas sagt deutlich ...«

»Nein, gib mir das Handy. Ich ruf ihn an. Ich kläre das mit ihm. Sofort. Wir haben ihn sicher völlig falsch verstanden. Er würde uns niemals im Stich lassen.« Tränen rollten ihr die Wangen hinunter. Sie wischte diese unwirsch weg. Warum nur mussten diese sich jetzt in ihrem Gesicht breitmachen? Es gab keinen Grund zu weinen. Es war alles nur ein Missverständnis. »Nicolas wird uns auslachen, wenn er erfährt, wie wir ihn interpretiert haben.« Sie sprang auf und Griff nach dem Telefon. Doch Tara gab dieses nicht frei. Traurig schüttelte die Vampirin mit dem Kopf.

»Ich habe schon versucht, ihn zu erreichen. Sein Handy ist tot. Melissa ... es gibt nichts falsch zu verstehen. Seine Nachricht ist eindeutig.«

»Egal. Dann werden wir ihn finden. Er kann nicht weit fort sein.« Melissa lachte bitter auf. Es stimmte, Nicolas musste sich in der Nähe aufhalten, endlich war der elendige Zauber einmal für etwas gut. Er konnte nicht fortgehen, zumindest nicht weiter als einige Kilometer. »Wir werden ihm erklären, dass er sich irrt. Das wir ihn brauchen. Das er uns nicht im Stich lassen darf.«

Stumm schüttelte Tara den Kopf, doch diesmal waren es Adams Hände, die sich warm auf ihre Schultern legten und versuchten, ihr Trost zu spenden. Melissa wirbelte herum.

»Sag es ihr. Das ist alles nicht ernst gemeint. Nicolas hat nur ... er täuscht sich. Er wird zu uns zurückkommen.« Ihre Stimme klang viel zu schrill und ihre Kinn bebten.

Adam zog sie zu sich heran und hielt sie fest. Er war so viel schmaler als Nicolas, kleiner, kaum überragte er Melissas eigene Gestalt. Und ganz anders fühlte sich seine Umarmung an. Dennoch verhinderte er mit dieser, dass sie restlos den Halt verlor. Da war noch jemand. Jemand, der auf ihrer Seite war. Sie lehnte ihren Kopf hilfesuchend an seine Schulter.

»Wir werden ihn finden«, flüsterte er in ihr Haar. Sie konnte seine eigene Anspannung fühlen.
Tara ließ ein langgezogenes Seufzen vernehmen. »Ihr zwei ... ihr müsst verstehen ... wenn er nicht gefunden werden will, haben wir keine Chance.«

»Aber es ist alles nur ein Fehler. Nicolas wird einsehen, dass er sich irrt.« Melissa wand sich aus Adams Umarmung und drehte sich wieder Tara zu.

Die Vampirin schüttelt langsam mit dem Kopf. »Er bereut zutiefst, wie unvorsichtig er sich verhalten hat.«

»Aber er ... warum unvorsichtig?« Verwirrt sah Melissa Tara an, diese erhob sich ebenfalls und erwiderte ihren Blick.

»Weil er sich auf dich eingelassen hat.«

Melissa riss die Augen auf. »Sagt wer?«

»Sagt Nicolas. Du bist seine Schwachstelle, seine Zuneigung dir gegenüber hat ihn angreifbar gemacht. Er sucht verzweifelt nach einem Weg, so etwas wie die Entführung nie wieder geschehen zu lassen.«

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWhere stories live. Discover now