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Adam lag vor der geschockten Amia auf dem Boden. Wie konnte das sein? Konnten Vampire einen Kreislaufzusammenbruch erleiden? Oder gar Schlimmeres? Bisher erschienen sie nahezu unverwüstlich.

Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Nicolas kurz innehielt und ebenfalls versuchte, die Situation zu begreifen.

»Ein Arzt!«, erklang es da aus der Menge, »jemand sollte einen Arzt rufen!«

»Nicht nötig, ich bin Ärztin.« Tara! Wie aus dem Nichts schien die Vampirin an Adams Seite aufgetaucht zu sein. Sie ergriff sein schmales Handgelenk, tastete nach seinem Puls, hielt ihr Ohr an seinen Mund und hob dann eines seiner Augenlider an. Adam rührte sich keinen Millimeter.

Amia hatte aufgehört zu schreien und drückte sich an Melissa. Ohne es selbst wahrzunehmen, hatte sie die Arme fest um das zitternde Kind geschlungen.

Melissas Blick glitt zu Nicolas Gesicht, das seine Anspannung kaum verbergen konnte. Er neigte sich zu Tara hinab und flüsterte ihr ins Ohr. Diese nickte. Augenblicklich verspannte sich Nicolas Kiefer und ein unheilvoller Schatten legte sich über seine Miene. Was hatte das alles zu bedeuten?

Nicolas wendete sich Melissa zu und stieß mit gepresster Stimme hervor: »Kümmer dich um Amia!« Er atmete angestrengt und taxierte dabei die Menschentraube. »Beruhige sie und dann bring sie auf direktem Weg zum Wagen.«

»Aber ...«, wollte sie widersprechen, doch da erblickte sie seine Augen. Sie waren pechschwarz. Eine eiskalte Woge zog über Melissas Körper. Sie kannte diesen Blick. Nach ihrem Unfall mit seinem Wagen ... Unwillkürlich hoffte sie, dass er nicht fand, wonach er Ausschau hielt.

Tara stand auf und richtete sich souverän an die Schaulustigen: »Es ist alles in Ordnung, der junge Mann hat einen kleinen Schwächeanfall. Bitte machen sie Platz, damit er zur Kontrolle in ein Krankenhaus gebracht werden und sich schnell erholen kann.«

Nicolas schob vorsichtig beide Arme unter Adams leblos wirkenden Körper und hob ihn mit einer Leichtigkeit hoch, die ausschließlich ein Vampir zustande brachte. Doch weder diese unmenschliche Kraft, noch sein kaum zu kontrollierender Zorn schien einen der Zuschauer aufzufallen. Melissas Inneres krampfte sich schmerzhaft zusammen, als sie sah, wie Adams Arm unkontrolliert herabbaumelte, während Nicolas ihn behutsam von der Menschenmenge hinweg trug. Tara folgte den beiden.

Als es nichts mehr zu sehen gab, begannen die Leute zu murmeln und Melissa hörte Satzschnipsel wie »... war doch völlig besoffen ...« Oder » ... hat sicher noch ganz anderes eingeworfen ...«. Sie wartete nicht, bis sich die Ansammlung verstreute, sondern ergriff Amias Hand und zog das Mädchen vorsichtig auf die Beine.

»Alles wird gut! Du hast Tara gehört, es wird ihm schnell besser gehen. Morgen ärgert er dich wieder.« Amia schluchzte kurz auf und schniefe lautstark, dann nickte sie vertrauensvoll. Als Melissa sich vergewissert hatte, dass diese bereit war, ihr zu folgen, quetschte sie sich durch die Menschen, das Kind hinter sich herziehend.

Es wollte keinen Sinn in ihrem Kopf ergeben. Vampire waren dermaßen robust, wurden nie krank und wenn sie sich eine Verletzung zuzogen, heilten sie in kürzester Zeit. Wie konnte es sein, dass Adam kollabierte? Das hatte sie bei den Vampiren noch nie erlebt, außer bei ihrer ersten Begegnung mit – abrupt blieb Melissa stehen. Genauso war es Nicolas ergangen, in der Nacht, in der sie ihn aus dem Feuer gezogen hatte. Nicht einmal Tara hatte sich erklären können, wie es zu dessen Zusammenbruch gekommen war, trotz ihrer umfangreichen medizinischen Kenntnisse. Nur, dass etwas in dem Blut gewesen sein musste, das Nicolas in der Nacht von dem Mann im Wald getrunken hatte, darüber waren sich alle einig. Doch zu versuchen herauszufinden, um welche Substanz es sich gehandelt hatte, schien aussichtslos, zu groß war die Palette möglicher Medikamente und anderer Stoffe.

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu