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Bevor Melissa in der Lage war sich zu rühren, sprang Adam mit wild verzerrtem Gesicht vom Stuhl, genau in ihre Richtung.

Fast im gleichen Augenblick ergriff ihn ein schwarzer Schatten und zerrte ihn energisch zurück.

Adam wehrte sich gegen Nicolas' Griff mit aller Macht, gleichzeitig knurrte er Melissa finster an, seine pechschwarzen Augen auf sie geheftet – spitze Eckzähne blitzten in seinem aufgerissenen Mund. Doch Nicolas Arme hielten ihn unnachgiebig an Ort und Stelle.

Panisch krallte Melissa ihre Hand in Lunas Fell, welche ihrerseits erschrocken ihre Krallen über Melissas Handrücken hieb und schreiend und fauchend davonsprang.

Melissa spürte den Kratzer kaum, zu heftig wütete das Adrenalin in ihrem Körper. Es war das erste Mal, dass sie die Kraft der Vampire dermaßen ungezügelt erlebte.

»Ruhig«, brummte Nicolas tiefe Stimme und sie war sich nicht sicher, wen er damit genau meinte. Hatten die Vampire ihren Herzschlag durch den Lärm des Sturmes nicht registriert, nahmen sie jetzt mit Sicherheit nichts anderes mehr wahr.

Obwohl es sich um kaum mehr als wenige Sekunden handelte, schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis Adams Gegenwehr gegen Nicolas Griff langsam abebbte und seine Augenfarbe zu dem gewohnten Nussbraun zurückkehrte. Nicolas führte ihn zurück zu seinem Stuhl, löste schließlich seine um ihn geschlungenen Arme und drückte Adam nieder auf die Sitzfläche, ohne ihn aus den Augen zu lassen.

Melissa war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Adams Wangen jedoch waren ungewohnt rosig. Nur das angestrengte Heben und Senken seiner Brust zeugte noch von dem aussichtslosen Kampf, den er soeben ausgefochten hatte.

»Besser?« Da Nicolas seinen Blick auf Adam fixiert hatte und dieser leicht nickte, ging Melissa davon aus, dass er diesen meinte.

»Was ist hier los? Was tut ihr?« Melissas Stimme zitterte.

»Sorry, Süße, aber du bist jetzt nicht dran.« Nicolas hob eine Hand in Melissas Richtung als Zeichen, dass sie warten sollte. Keine Sekunde nahm er den Blick von Adam. Melissa zuckte innerlich zusammen aufgrund der barschen Zurechtweisung.

»Nachdem du schon alles mitverfolgt – und sicher gelauscht hast – kannst du jetzt auch noch einen Moment länger sitzen bleiben und still sein. Und mach keine hektischen Bewegungen!«

Augenblicklich regte sich Widerstand in Melissa. Wie konnte Nicolas es wagen, ihr Befehle zu erteilen? – Andererseits: Sie befürwortete im Moment ausdrücklich, dass er seine Aufmerksamkeit gänzlich Adam widmete. Ihr Vertrauen diesem gegenüber hatte in den letzten Sekunden einen argen Einbruch erlitten und sie wollte sich nicht ausmalen, was ohne Nicolas' Eingreifen geschehen wäre. Sie biss sich auf die Zunge, damit ihr keine bissige Antwort herausrutschte, und tat, wie ihr geheißen war.

Nicolas packte abermals das rotbenetzte Glas und führte sein bereits verheiltes Handgelenk zu seinem Mund.

Oh nein, er würde doch nicht mit den Zähnen ...

Melissa schloss die Augen und stieß einen merkwürdigen Laut aus, nur um das Geräusch aufreißender Haut nicht erneut hören zu müssen. Sie sank noch tiefer in den Sessel und erst nachdem die Schluckgeräusche abgeklungen waren, wagte sie es, wieder die Lider zu heben. Vorsichtig schaute sie noch einmal um die Lehne herum. Zwei paar Vampiraugen starrten sie vorwurfsvoll an und Melissa wertete es als Fortschritt, dass offenbar keines davon sie noch zum Mitternachtsimbiss erwählt hatte. Vor ihr saß wieder der Adam, den sie kennengelernt hatte, der sich bemühte ein guter Gastgeber zu sein, der Katzenpfoten verband und der seine kleine Schwester über alles liebte.

Die Anspannung in Melissas Muskeln ließ nach, doch das Zittern ebbte nur langsam ab.

»Also, warum spionierst du uns nach?«, fragte Nicolas kühl.

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWhere stories live. Discover now