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»Oh, nein!« Erschrocken richtete Melissa sich auf. »Du blutest ja. Das wollte ich nicht. Das tut mir so leid.« Sie griff nach Adams Arm, aber dieser drehte sich schnell weg und presste eine Hand auf seine Wange.

»Schon gut, nichts passiert, nicht mal ein richtiger Kratzer.« Adam eilte zurück in die Küche und wusch sich das Gesicht hastig am Wasserhahn. »Alles in Ordnung, ist nichts zu sehen. Ich glaube, ich hatte nur etwas Nasenbluten, du hast mir wohl ausversehen eine mitgegeben.«

»Tara«, richtete Melissa sich jetzt an die dunkelhaarige Frau neben sich, »du musst ihm helfen! Das sieht schlimm aus.« Melissa versuchte gegen die Übelkeit, die sie noch fest im Griff hielt, anzukämpfen und Adam hinterherzueilen, doch Tara drückte sie sanft aber bestimmt zurück auf das Sofa.

»Beruhige dich Melissa. Adam hat recht, es ist nichts. Du hattest deinen Körper nicht unter Kontrolle, alles hat gezuckt, auch deine Hände, und seine Nase hat einen Schlag abbekommen, so dass sie geblutet hat. Aber es hat schon wieder aufgehört – bitte, bleib sitzen. Du musst erst mal wieder richtig zu dir kommen.«

»Nein, ihr täuscht euch. Da ist ein lange Schlitz. Sein Gesicht ist ganz aufgeschnitten.« Melissa versuchte verzweifelt, Taras Hände abzuwehren, aber diese hielt sie fester, als sie es für möglich gehalten hätte.

»Beruhige dich. Sieh selbst, es ist alles ok. Es sah nur etwas wild aus. Sieh Adam an, jetzt, wo alles wieder gesäubert ist.« Tara zeigte auf Adam, der sich ihnen erneut näherte, ein Küchentuch in Händen, mit denen er sich das Gesicht trocknete. Da war nichts. Kein langer Schnitt. Nur glatte, gebräunte Haut. Und Blut, das in den Kragen seines hellen Shirts gekrochen war. Erstaunlich viel Blut.

Melissa zitterte am ganzen Körper. Sie hatte es genau gesehen. Ein langer Schnitt quer über Adams makellose Haut, eine tiefe, klaffende Wunde. Das konnte sie sich nicht eingebildet haben. Verwirrt sah sie zwischen Tara und Adam hin und her, beide betrachteten sie mit einem beruhigenden Alles-ist-gut-Lächeln. Hinter ihnen Marlon, der verlegen zur Seite blickte.
Etwas stimmte hier nicht.

»Ich habe es doch genau gesehen ...«, stammelte Melissa.

»Du musst dir um Adam keine Sorgen machen. Der erholt sich immer ganz fix.« Amias feine Stimme drang an Melissas Ohr. Amia, Adams Schwester, die ihren Bruder so liebte, die so außer sich geriet, wenn eine Katze eine verletzte Pfote hatte, saß noch immer im Sessel vor dem Ofen und betrachtete die Szene eher mit Neugier als mit Schrecken. »Und was mit dir passiert ist, wirst du bestimmt auch bald verstehen.« Dann hüpfte sie unbekümmert von dem Sitzmöbel herab und verließ den Raum. Adam blickte Tara mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Noch immer dröhnte es in Melissas Ohren und sie kämpfte damit sich nicht zu übergeben. Was war hier los?

»Melissa, glaub uns doch. Es ist alles in Ordnung. Wir haben uns mehr Sorgen um dich gemacht.« Beruhigend legte Tara ihre Hand auf Melissas Oberarm. Aber diese stieß sie weg und presste sich wie ein verängstigtes Tier in die Ecke der Sofalehne.

»Nein! Das stimmt nicht. Etwas ist hier ganz falsch. Ich habe es genau gesehen. Sein Gesicht ... diese riesige Wunde. Und jetzt ist alles wieder heil. Wie kann das sein?« Melissas Stimme bebte.

Adam presste die Lippen zusammen und sah Tara eindringlich an. Marlon blickte betreten auf seine Füße. Marlon! Marlon der Zauberer, diese Welt mit der Magie. Das musste es sein. Er musste etwas damit zu tun haben.

»Marlon, bitte« flehte Melissa ihn jetzt an, »erklär mir, was da gerade passiert ist. Hast du damit etwas zu tun?«

»Ich, ich ..., ich..., nein, ich habe nichts gemacht«, stammelte Marlon. Mehr brachte er nicht heraus.

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWhere stories live. Discover now