Blindlings schoss sie Richtung Straßenrand, um hinter den Büschen, welche den Radweg säumten, zu verschwinden. Adrenalin rauschte in ihren Adern und ihre Umgebung verschwamm vor ihren Augen. Wider Erwarten hörte sie keine Schritte hinter sich. Obwohl ihre Lungen brannten, wurde sie nicht langsamer, sondern wollte so viel Abstand zwischen sich und den Angreifer bringen, wie es ihr möglich war. Erst als sie absolut sicher war, dass niemand sie verfolgte, riskierte sie einen flüchtigen Blick nach hinten. Kurz flackerte Erleichterung in ihr auf, doch als sie erneut nach vorne sah, versperrte ihr unvermittelt eine Gestalt den Weg und sie prallte gegen einen zweiten Mann. Abermals legte sich ein hartnäckiger Griff um ihren Körper und hielt sie gnadenlos fest. Melissas Muskeln begannen zu zittern. Sie schnappte verzweifelt nach Luft und kam dabei nicht einmal auf die Idee zu schreien. Wild schmiss sie sich hin und her, aber ihre gesamte Gegenwehr verpuffte ergebnislos. Trotz ihrer in Todesangst aufgebrachten Anstrengungen, gelang es ihr nicht, ihre Arme zu befreien oder einen weiteren Treffer zu landen. Wie einen wehrloser Sack schleifte der Angreifer sie zu einem offenen Wagen, der unter den Büschen verborgen parkte. Schließlich kamen doch noch Schritte hinter ihr angerannt, weitere Arme packten sie und trotz ihres panischen Gezappels wurde sie innerhalb von Sekunden in das Auto geschoben.

Das Klacken der sich schließenden Tür schrillte in ihren Ohren betäubend laut auf. Dann fuhr der Wagen los.

Das konnte unmöglich wirklich geschehen. Wer waren diese Menschen? Warum schleiften sie sie in einen Wagen? Was wollten sie von ihr? In Sekundenbruchteilen malte sie sich Dutzende unterschiedlicher Szenarien aus, was man mit ihr anstellen würde, eines schlimmer als das andere. Erst jetzt fing sie unkontrolliert an zu schreien.

Eine Hand traf hart auf ihre Wange und schleuderte ihren Kopf zur Seite. Ihr Schrei erstickte. »Halt den Mund! Dir wird nichts geschehen, solange du dich benimmst.« Eine kalte Stimme zischte die Worte. Definitiv ein Mann. Melissa schmeckte Blut, ihre Lippe brannte. Benommen hob sie den Kopf und versuchte sich zu orientieren. Sie musste wissen, mit wem sie es zu tun hatte. Sie öffnete die Augen, welche sich bei dem Schlag instinktiv geschlossen hatten und – sah nur Schwärze. Etwas Weiches legte sich über ihr Sichtfeld und wurde an ihrem Hinterkopf festgezogen. Ihre Hände waren nutzlos, lag doch der eiserne Griff fremder Arme noch immer um ihren Oberkörper. Um sich gegen den Stoff auf ihren Augen zu wehren, schmiss sie den Kopf hin und her, was augenblicklich mit einem weiteren Schlag quittiert wurde.

»Benehmen habe ich gesagt. Halt still, oder du bekommst wirklich Grund zum Schreien.«

Melissas Kopf wurde brutal hinabgedrückt und der Stoff rutschte ihr vom Gesicht. Doch sehen konnte sie nichts weiter als ihre eigenen Knie. Sie schluchzte auf.

»Hör zu«, erklang erneut die kalte Stimme, »wenn du hier mitspielst, wirst du bald wieder zufrieden zu Hause sitzen, ohne dass dir ein Haar gekrümmt wurde. Wenn du dich wehrst, müssen wir leider härtere Methoden anwenden. Also sei brav und lass dir die Augenbinde anlegen. Verstanden?«

Unnachgiebige Finger drückten ihren Nacken weiter nach untern und lockerten sich erst, als sie leicht nickte.

»Ausgezeichnet!« Melissa spürte, wie etwas an ihrem Hinterkopf verknotet wurde. Sie wehrte sich nicht. Ihr gesamter Körper wurde von einem Zittern erfasst, dass sie nicht kontrollieren konnte.

»Und jetzt die Hände.« Die Arme lösten sich von ihrem Oberkörper und schwitzige Hände griffen nach ihren und zwangen diese auf ihren Rücken. Jemand legte eine Schnur um ihre Handgelenke.

Nein, sie durften sie auf keinen Fall fesseln. Sie wäre ihren Angreifern hoffnungslos ausgeliefert. Noch mehr, als sie es ohnehin bereits war. In einem letzten verzweifelten Versuch bäumte sie sich auf und riss ihre Hände vor. Und traf beim Hochschnellen mit ihrem Hinterkopf hart gegen einen festen Gegenstand. Ein Mann schrie auf, doch das nahm Melissa lediglich am Rande wahr, zu sehr waren ihre Sinne vom Klirren in ihren Ohren und den Lichtblitzen vor ihren verbundenen Augen verwirrt.

»Scheiße, die Kleine hat mir einen Kinnhaken verpasst! Na warte, ich werde ...«

»Nichts wirst du!« Eine Frauenstimme, stellte Melissa entgeistert fest. Sie musste der Fahrer des Wagens sein. »Ihr werdet doch zu zweit mit einer Frau fertig werden, ohne sie kaputt zu machen! Und seht zu, dass ihr sie bald verschnürt bekommt!«

Wieder wurde an ihren Armen gezogen und sie schaffte es kein weiteres Mal, sich zu entziehen. Eine Schnur legte sich um ihre Handgelenke, welche nun zumindest vor ihrem Körper lagen, zog sich fest und schnitt schmerzhaft in ihr Fleisch. Das Gleiche geschah mit ihren Füßen.

Sie hatte keine Chance sich zu wehren. Melissa sackte in sich zusammen und spürte Tränen in sich aufsteigen. Verzweifelt versuchte sie, dieses zurückzudrängen, doch sie konnte ein abgehacktes Schluchzen nicht unterdrücken.

Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn das Auto sie weiter von Nicolas wegbringen wollte, als es der Zauber zuließ?

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireOnde as histórias ganham vida. Descobre agora