Stille

340 0 0
                                    

In der Nachricht steht: Hallo Chloe, wann hast du Zeit für deine nächste Fahrstunde?😁 Gab ja heute eine kleine Planänderung. LG Thomas.

Das ist das einzige, was er zu allem zu sagen hat. Um ehrlich zu sein, hätte ich mehr von ihm erwartet. Jedenfalls schreibe ich zurück. Morgen hab ich ab 14 Uhr Zeit, wenn dir dass passt?☺️

Er hat es sofort gelesen. Vielleicht schreibt er ja jetzt mal etwas zu Gestern, doch ich hoffe vergebens.

Morgen um 14:30 Uhr an der Shell? Schreibt Thomas.

Ich schicke ihm einen Daumen hoch und verlasse dann schnell den Chat. Es tut weh. Es tut unbeschreiblich weh, was wenn dass alles nur Sex für ihn war. Wenn er alles nur getan hat um mich ins Bett zu bekommen. Wahrscheinlich bedeute ich ihm nix. Ich bin nur eine hübsche Fahrschülerin, die man für eine Runde Spaß benutzen kann und das war's dann auch schon.

Mit diesen Gedanken lege ich mich schlafen. Es ist ein unruhiger Schlaf. Ich merke, dass ich nicht richtig abschalten kann.

Am Morgen wache ich etwas gerädert auf. Ich ziehe mich, dennoch flott an und gehe runter ins Esszimmer. Meine Schwester Kleo sitzt dort und isst ein Brötchen mit Marmelade. Meine Mutter steht unterdessen am Fenster und telefoniert. Kurz gucke ich aus dem Fenster. Das Auto von meinen Vater scheint weg zu sein. Wahrscheinlich haben Sie sich Gestern so doll gestritten, dass er weggefahren ist. Ich gehe in die Küche und hol mir ein Müsli und setze ich mich dann zu Kleo.

Kannst du mich später vielleicht zur Schule fahren?" Frage ich Kleo, die gerade kurz auf Ihr Handy schaut. „Nee, tut mir leid. Ich muss gleich sofort zu Uni und außerdem wollte Mama dich fahren." Antwortet sie leicht abgelenkt. Meine Mutter möchte mich freiwillig zur Schule fahren? Das ist sehr merkwürdig.

Nach 5 Minuten ist meine Mutter fertig mit dem Telefonat und sie schaut mich wutentbrannt an. Dann geht sie auf mich zu und schreit: „Steh auf!" Ich leiste denn sofort folge. Kleo guckt unserer Mutter verwirrt an. Meine Mutter holt mit ihrer Hand aus und gibt mir Backpfeife. „Du verwöhnte Göre. Nicht mal ein paar Kilometer kannst du zu Fuß gehen ohne rum zu jaulen." Schreit sie mich sauer an. Ich gucke kurz zu meiner Schwester Kleo, die einfach uns ignoriert und nur auf ihr Handy glotzt.

Ich frage, die noch ein letztes Mal. Wo warst du vorletzte Nacht?" Fragt meine Mutter in einem herrischen Ton. Doch ich antworte ihr nicht. Als sie wieder ihre Hand zum einen Schlag hebt, halte ich sie dies Mal fest und schaue sie wütend an. „Das geht dich einen Scheißdreck an!" Schreie ich sie verdient an. Doch sie verpasst mir mit ihrer anderen Hand eine Backpfeife, die noch mehr auf meiner Haut brennt. Da ich zu geschockt bin und dem was entgegen zu bringen, setze ich mich einfach still auf meinen Platz zurück.

Nach einer Weile bricht meine Mutter das Schweigen. „Heute muss ich nach New York fliegen. Ich bin in einer Woche wieder zurück. Euer Vater ist für ein paar Tage in Barcelona. Während ich weg bin hat Kleo das Sagen. Also Chloe hör auf deine ältere Schwester." Teilt uns unsere Mutter monoton mit. Ich nicke nur zustimmend und mache mich auch schon wenig später auf den Weg zur Schule.

Ich habe beschlossen mit dem Bus zu fahren. Ich möchte meiner Mutter einfach nur aus dem Weg gehen.

Der Schultag geht viel zu langsam rum, weil Selina und Jimmy heute auch noch krank sind. Aber Liam sehe ich zum Glück nicht. Wahrscheinlich wurde er suspendiert für eine gewisse Zeit, was er auch ohne Zweifel verdient hat.

Etwas niedergeschlagen gehe ich zur Bushaltestelle. Der Bus ist natürlich wie immer 5 Minuten zu spät, als ich bei der Shell ankomme sehe ich sein Auto. Es sieht so aus als wenn er probiert einzuparken, doch beim genaueren betrachten, kann ich sehen, dass er nicht einparkt, sondern eine Fahrschülerin. Als sie fertig sind fahren sie zu mir vor. Thomas öffnet die Tür und steigt aus, seine Fahrschülerin tut es ihm gleich. Zur Begrüßung sagt er etwas in Eile. „Hallo Chloe, ich muss eben kurz was holen. Du kannst dir in der Zwischenzeit schon mal alles einstellen." Ich nicke einfach nur zustimmend, während sich die andere Fahrschülerin nach hinten gesetzt hat.

In Ruhe stelle ich mir alles ein. Nach kurzer Zeit kommt Thomas aus der Tankstelle. „Überings Chloe, dass ist Anna eine Fahrschülerin aus Bad Kirchen." Erzählt Thomas während er etwas ins Handschuhfach legt. „Ja ich weiß." Rufen Anna und ich im Chor. „Ach ja stimmt. Ihr kennt euch ja schon. Wir zwei haben ja mal zusammen Anna von der Shell abgeholt." Sagt er mit einem Schmunzeln. Ja das stimmt und ich mag sie irgendwie nicht, obwohl sie wohl nett zu seinen scheint. Aber in jeder Fahrstunde drängt sie sich auf oder sucht nach seiner Aufmerksamkeit. Vielleicht haben die beiden auf einfach die bessere Chemie zusammen.

Auf Thomas Kommando starte ich den Motor. Der Anfang der Fahrstunde verläuft reibungslos. Nur Thomas wirkt sehr konzentriert und gibt nur Anweisungen, wie an der Ampel links abbiegen. Er fragt nicht einmal wie es Gestern mit Jennifer war. Als wir schließlich in einer 30er Zone sind, ertönt eine Stimme von hinten. „Ach ist hier nicht die Stelle mit den bunten Balkonen?" Fragt Anna Thomas. „Hörst du Chloe. Hier musst du jetzt ganz besonders aufpassen, denn hier endet eine Einbahnstraße und da ist eine Rechts vor Links. Denk dran, wie du dich beim Abbiegen in einer Einbahnstraße einordnen musst." Erklärt mir Thomas, während er entspannt seine Pfeife raucht. Endlich ein längere Satz von ihm.

Ich probiere mir wirklich Mühe zugeben um das befolgen, was mir Thomas gerade vermittelt hat. Aber irgendwie will es nicht klappen. Beim links Abbiegen in der Einbahnstraße ordne ich mich rechts ein statt links und ständig übersehe ich die Rechts vor Links und wenn ich dran denke, übersehe ich, dass ich blinken muss, wenn ich an den anderen Autos links vorbei fahre. Die Witzchen die Thomas mit Anna über die Anwohner macht, helfen mir auch nicht um mich zu konzentrieren.

Nachdem ich den Fehler zum vierten Mal mache, wird Thomas langsam etwas stinkig. „Chloe merk dir, dass doch bitte mal, dass du dich links einordnen musst." Sagt Thomas im leicht genervten Tonfall. Ich merke, wie ich kurz davor stehe einfach los zu heulen. Aber will nicht vor ihm anfangen zu weinen und auch erst Recht nicht vor Anna.

Kurz vor Schluss sagt Thomas dann. „Chloe ich kann dich heute leider nicht nach Hause bringen. Ich muss jetzt gleich wieder an der Shell absetzen." Etwas enttäuscht nicke ich.

Zum Glück kommen wir nach 10 Minuten wieder an der Shell an. Schnell steige ich aus. Thomas steigt ebenfalls aus. „Nächste Woche kann ich leider nicht. Da bin ich nicht in der Stadt. Aber kannst du die Woche darauf am Donnerstag Abend um 17 Uhr?" Fragt Thomas mich während er auf sein Handy schaut. „Bestimmt." Antworte ich leise, bevor Anna mich unterbricht. „Aber ich bin doch immer Donnerstags um die Uhrzeit dran." „Ja stimmt. Sorry hab ich ganz vergessen Anna. Dann machen wir es doch einfach so wie heute. Wenn euch zweien das natürlich passt." Sagt Thomas, während er sich eine Zigarette anzündet. Ich nicke nur still und Anna stimmt den ganzen auch zu.

Dann verabschiedet sich Thomas mit den Worten. „Super, dann Chloe bis übernächste Woche Donnerstag um 14 Uhr an der Shell." Er winkt mir noch zu und steigt dann ins Fahrschulauto ein. Ich gehe ein paar Schritte und bleibe dann stehen. Ich kann mir kaum noch meine Tränen zurückhalten. Warum ist er so facking kalt zu mir. Ich setze mich auf den kalten Boden und fange weinen.

Mir ist es egal, ob mich jetzt jemand weinen sieht oder nicht. Ich höre wie ein Auto vorfährt und jemand aussteigt und in meine Richtung geht...

Forbidden desireحيث تعيش القصص. اكتشف الآن