Wohlfühlen

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Es war 5 vor 8. Wie verabredet stand Bella vor dem Haus. Zuverlässig, wie sie war stand sie dort bereits seit einiger Zeit. Absolut überpünktlich, aber sie dachte sich, lieber zu früh als zu spät. Nicht dass Tony warten musste Außerdem war sie aufgeregt. So sehr, dass sie ihr Handy in der Wohnung vergessen hatte und nochmal hoch musste. Hätte sie an ihr Handy gedacht, wäre sie noch überpünktlicher gewesen. Aber so war sie nunmal - zuverlässig und bemüht, einen guten Eindruck bei anderen zu hinterlassen.

Es war ein warmer Abend und sie trug ein enges, schwarzes Kleid, das ihr bis zur Hälfte der Oberschenkel reichte. Ein Pailletten-besetzter Streifen zog sich in einem leichten Bogen von der rechten Schulterpartie des Kleides bis zu ihrer linken Hüfte. Die Ärmel des Kleides gingen einige Zentimeter über ihre Schultern hinaus und bedeckten somit auch ihre Oberarme ein Stück weit. Doch da sie nicht wusste, wie spät es werden würde, hatte sie sich trotzdem ein Jäckchen übergezogen, damit ihr nicht kalt wird. Sie trug schwarze Schuhe mit Absätzen, da sie es sehr mochte, dass ihre Beine dadurch noch länger wirkten. Das kann man ruhig hervorheben dachte sie sich, weswegen ihr die Wahl der Schuhe auch nicht sonderlich schwer fiel. Generell war die Wahl ihrer Kleidung nicht wirklich schwer, da sie nicht so eine große Auswahl hatte. Genauer gesagt, war dieses Kleid das einzige, was in Frage kam. Und die Schuhe waren nicht nur eine willkommene Beinverlängerung, sondern waren auch schlicht und ergreifend die einzigen, die zu dem Kleid passten. Abgerundet wurde das Outfit von ein paar silbernen Ohrringen und einer Clutch, die sie mit beiden Händen vor sich hielt, als würde sie sich an einem Geländer festhalten, um sich Sicherheit zu verschaffen - so aufgeregt war sie.

Punkt 8 Uhr fuhr ein schwarzer Wagen vor. Es war das Auto von Tony. Er saß aber nicht am Steuer, sondern stieg hinten auf der Fahrerseite aus, ging einmal um das Auto herum und umarmte Bella zur Begrüßung. "Gut siehst du aus, Kleine." sagte er, während er die Tür für Bella öffnete. Sie spürte direkt, wie sie errötete und stieg in das Auto. Tony - der wieder einen seiner teuren, marineblauen maßgeschneiderten Anzüge mit einer teuren Uhr und einem braunen Wildledergürtel trug, schloss die Autotür und stieg wieder auf seiner Seite ein. Der Fahrer schien zu wissen, wo sie hin fahren, denn ohne ein Wort von Tony, fuhr er los. Tony und Bella unterhielten sich etwas auf dem Weg. Er machte ihr viele Komplimente, berührte sie hin und wieder leicht, aber zärtlich an der Schulter oder lächelte und machte ein paar Witze. Er schaffte es, die Stimmung dadurch gut aufzulockern. Bella fühlte sich in diesem Moment bei ihm sehr wohl. Und die Autofahrt verging dadurch sehr schnell.

"Du magst italienisches Essen, oder?" fragte er Bella. Bella liebte italienisches Essen. Ihr Großvater stammte aus Italien und sie hatte noch Verwandtschaft dort. Einer ihrer Cousins hat die Pizzabäckerei ihres Opas übernommen und dementsprechend lag Bella die Italienische Küche irgendwie im Blut. Sie nickte und bemerkte, dass das Auto eine steile Straße hoch fuhr. Sie erkannte die Straße und wusste, dass sie auf einen Berg a Rande der Stadt führte. Sie wusste auch, dass es am Ende der Straße ein italienisches Restaurant gab, das an der Spitze des Berges lag und eine Terrasse hatte, von der aus man über die ganze Stadt gucken konnte. Aufgrund der Lage und des fantastischen Essens dort, waren die Preise deutlich über Bellas normalem Budget, weswegen sie selber noch nie dort essen gewesen ist. Aber umso mehr stieg die Vorfreude in ihr. Um den letzten Rest, ihrer Nervosität herunter zu schlucken, versuchte sie sich darauf zu konzentrieren, was sie heute essen würde. Doch leider riss der Duft von Tonys Parfüm sie immer wieder aus den Gedanken und holte sie zurück in die Normalität.

Sie kamen auf dem Parkplatz an und an den dort parkenden Autos konnte man schon erahnen, was das gewohnte Klientel dieses Restaurants war: reiche, erfolgreiche Menschen, die ein gutes Restaurant schätzten, egal wie viel das Essen dort kostete. Sie stiegen aus und Tony half Bella aus dem Wagen, indem er ihr die Hand reichte. Der Fahrer fuhr mit dem Auto fort und Tony bot Bella an, sich in seinen Arm einzuhaken, um ihr Sicherheit beim Gehen auf den Hackenschuhen zu bieten und sie ins Restaurant zu führen. Trotz der Schuhe war sie zwar immer noch kleiner als er, aber sie nahm das Angebot gerne an. Es gefiel ihr, Sicherheit von ihm geboten zu bekommen. 

Das PraktikumWo Geschichten leben. Entdecke jetzt