Kapitel 41

62 3 0
                                    

Ich musste zugeben, es war unglaublich befreiend, über all die Dinge der letzte Jahre zu reden. Ich hatte das Gefühl, George verstand mich und wir hatten eine ganze andere Bindung zueinander. Noch enger und wir verstanden uns ohne Worte.

Seit dieser Nacht nahm ich wieder mehr Teil am Leben und half im Laden aus. Zwar nur ein paar Stunden am Tag, doch es wurde immer besser. Entsprechend kehrte mein Hungergefühl wieder und ein halbwegs normaler Tagesablauf entstand.

Dennoch musste ich ständig an Malfoy denken, wie es ihm wohl erging, ob er zurück nach Hogwarts gehen würde oder wie sein Leben jetzt wohl sein mochte. Seine Kleidung hatte ich noch immer in meinem Schrank. Er war mein Licht in der Dunkelheit gewesen. Und ich musste es mir endlich eingestehen - ich vermisste ihn.

Und vielleicht, ganz vielleicht, wollte mein Herz mehr in ihm sehen, als ich es mir je erträumt hätte. Vielleicht mochte ich ihn, vielleicht sogar sehr. Doch ebenso musste ich mir eingestehen, dass ich niemals zu seinem Leben gehören würde und seine Familie mich niemals akzeptieren würden.

Draco POV:
Mit schnellem Herzschlag stand ich in der Winkelgasse, vor dem leuchtenden bunten Laden der Weasleys. Devon war nicht bei der Schlacht zu sehen, was mich beruhigt hatte. Potter hatte sie in Sicherheit gebracht und dort wahr sie bestimmt noch immer. Natürlich wusste ich nicht, wo dies war. Aber wenn jemand wusste, wo sie untergekommen war, dann die Weasley Zwillinge.
Ich müsste sie nur fragen. Ist doch ganz einfach.

Und dennoch waren meine Knie weich, mein Gang langsam und meine Hand zitterte, als ich sie auf die Türklinke legte. Stell dich nicht so an.

Mit einem tiefen Atemzug betrat ich den Laden. Es waren einige Kunden da, ich spürte ein paar Blicke auf mir. Das Gefühl war nicht fremd und mittlerweile konnte ich sie bestens ignorieren. Ich lief strickt auf den braunhaarigen jungen Mann an der Kasse zu.
„Verzeihung, ist einer der Inhaber zu sprechen?" Er lachte kurz auf, doch seine Augen hatten etwas Trauriges.
„Was willst du, Malfoy?" Bei genauerem Betrachten fiel mir auf, dass tatsächlich George Weasley vor mir stand. Ich öffnete den Mund, doch schloss ihn sogleich wieder. Die Verwirrung war mir anscheinend anzumerken, da er wieder kurz lachte.

„Könnten wir kurz reden . . etwas privater?", ließ ich meinen Blick durch den Laden schweifen. Weasley suchte kurz nach einem anderen Mitarbeiter und gab mir ein Zeichen, ihm zu folgen. In einem kleinen Lager im Keller ließ er sich auf eine Kiste nieder und blickte mich fragend an.
Das alles machte für mich noch immer keinen Sinn. Und die eigentliche Verunsicherung, welche mir diese Situation gab, machte sich nur noch breiter in mir. Ich hasste es, unwissend zu sein und auf anderer Leute Hilfe angewiesen zu
sein - vor allem, wenn es jemand war, zu dem ich früher nicht wirklich nett war.

Was wäre, wenn er mir gar nichts sagen würde? Wenn er mir Vorwürfe machen würde? Ich versuchte, die Gedanken schnell beiseite zu schieben. Ich musste das tun, ich musste durch diese unangenehme Situation jetzt durch. Für Devon.

„Die Haarfarbe war Nancys Idee", lächelte er traurig. „Das ist das Problem mit Zwillingen, man sieht im Spiegel immer den Anderen." Seine Stimme war nur noch ein Flüstern. Ich war mir nicht ganz sicher, ob er das mehr zu sich selbst als zu mir sagte. Doch seine Art und Weise verunsicherte mich nur noch mehr.
„Es hat nur Einer von uns die Schlacht überlebt", erklärte er sich selbst, seine braunen Augen ruhten auf mir.
„Das tut mir leid", das Unwohlsein machte sich nur noch mehr in mir breit.
Der Krieg war nicht meine Schuld, Freds Tod auch nicht und doch fühlte ich mich verachtet. Obwohl er rein sachlich mit mir sprach.

„Du bist wegen Nanc hier, oder?" War das so offensichtlich?
„Und du weißt, wo sie ist, oder?" Er nickte.
„Ich bin mir nur nicht sicher, ob es eine gute Idee ist."
Weasley verschränke seine Arme vor der Brust. Ich seufzte. „Ehrlich gesagt, weiß ich das auch nicht. Es stand immer so Vieles zwischen uns. Und jetzt . . jetzt ist alles so anders und ich werde das Gefühl nicht los, mit ihr Reden zu müssen."

Wieder nickte er nur. „Sie hat echt 'ne Menge durchgemacht. Ich will einfach nur, dass es ihr gut geht", meinte er ruhig, doch der warnende Unterton war nicht zu überhören. „Dann sind wir schon zwei."

Nancy POV:
Gedankenverloren starte ich aus dem Fenster. Der Laden hatte noch 3 Stunden offen, ehe George wieder nach oben kommen würde. Mir war schrecklich langweilig und ich fühlte mich einsam, doch gleichzeitig war ich erschöpft und meine Kopfschmerzen machten es mir unmöglich, noch länger körperlich aktiv zu sein.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür. „Komm rein." George öffnete mit einem schelmischen Grinsen. „Ich hab Besuch für dich mitgebracht."
Und dann stand er da. Perfekt zurechtgemacht, in einem schwarzen Anzug, die hellblonden Haare locker zur Seite gekämmt. Draco Malfoy.

Mit offenem Mund starrte ich ihn einen Augenblick an, als wäre er nur ein Tagtraum. Er stand ebenso unbeholfen in meiner Zimmertür. Jeder Gedanke in meinem Kopf hatte sich verabschiedet.
Wie von alleine trugen mich meine Füße schließlich zu ihm und ich drückte ihn fest an mich. Er war am Leben und sah gesund aus. Seine Arme um mich geschlungen, vergrub er sein Gesicht in meinen Haaren. Dieses Gefühl wollte ich nie wieder verlieren.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht", flüsterte er in mein Ohr. „Es tut mir alles so Leid, alles was passiert ist." Seine Stimme war gedämmt, aber durchzogen von Reue.
Ich war nicht in der Lage ihm zu antworten, meine Gefühle waren ein einziges Chaos. Es war, als würde eine riesengroße Last von mir abfallen, da er am Leben war. Und er hatte nach mir gesucht.
Glück durchströmte mich. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Doch zum ersten Mal, seit einer unglaublich langen Zeit, waren es Freudentränen.

UnbreakableWhere stories live. Discover now