Kapitel 7

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Am Abend lag ich weinend in meinem Bett. Die ganze aufgestaute Wut hatte ich in mein Kissen geschrien. Malfoy war ein schrecklicher, herzloser Idiot, Parkinson eine ätzende Kröte und ich hasste sie Beide bis in die Unendlichkeit.
Und dennoch schaffte ich es nicht, einen Gedanken zu Ende zu führen, in denen einen von den Beiden etwas passierte. Sobald ich auch nur darüber nachdachte, dass das Monster vielleicht auch andere Schüler angreifen würde und sie es wahrlich verdient hätten, krümmte sich mein Magen und ich bekam ein schlechtes Gewissen.

Was es nur noch schwieriger machte, auch nur ansatzweise zu verstehen, warum sie sich öffentlich darüber lustig machten und die Vorfälle für Gut behießen. Das alles nur wegen ihres Blutes. Ich war mir ziemlich sicher, unser aller Blut war rot und es machte keinerlei Unterschied, ob man eine Zaubererfamilie hatte oder nicht.

Hermine war die Schlauste in unserem Jahrgang, Harry war ein Naturtalent im Fliegen und die gesamte Familie Weasley machte sich doch auch nicht so einen Kopf darüber. Es würde eine Sache sein, die ich niemals im Leben verstehen würde.

Und doch hafteten seine grausamen Worte an mir wie die Pest.
Keiner von euch gehört hier her."
Ich hatte noch nie irgendwo richtig dazu gehört, fand immer andere Dinge interessant, als die Kinder in meinem Alter. Mit sechs Jahren hatte ich das erste mal unbewusst meine Zauberkraft benutzt und meine Schmuckdose schweben lassen. Es war nur ganz kurz und nur ein kleines Stückchen, aber ich war mir damals zu hundert Prozent sicher gewesen, mir dies nicht eingebildet zu haben.

Meine Eltern hatten es als Traum abgetan und meine damaligen Freundinnen hatten mich nur ausgelacht. Sie fanden Magie und Zauberei uncool, die langweiligen Fashion Puppen waren so viel besser. Doch ich träumte so oft davon, wirklich zaubern zu können und damit etwas Bedeutsames aus meinem Leben machen zu können. Und dann wurde dieser Traum Wirklichkeit.

Ich war vielleicht keine Superschülerin wie Hermine, aber ich war auch nicht dumm und die meisten Zauber klappten beim ersten Versuch. Ich gehörte hier her, ich konnte zaubern und ich war es Wert, all die wundervollen Geheimnisse der Magie zu lernen. Genau wie die Reinblüter, war ich eine vollwertige Hexe und würde alles können, was sie konnten.

Während ich mir immer wieder sagte, Hogwarts sei das Richtige für mich, zerfraß mich jedoch sein angewidertes Gesicht, mit seinen hasserfüllten Augen und diesem, sich immer wiederholenden Satz. Er verfolgte mich bis in meine Träume, sodass ich schlussendlich gefangen war in einem Alptraum.
Diese unglaublich schreckliche Art von Alptraum, wo man weiß, man träumt und doch fühlt sich alles so real an.

Ich rannte. Ich rannte so schnell, dass ich spüren konnte, wie meinen Seiten stachen und meine brennende Lunge mir die Luft nahm. Auch wenn ich nicht sehen konnte vor was ich wegrannte, war ich mir sicher, es war das Monster des Erben. Irgendwann brannte mein kompletter Körper wie Feuer, ich war nicht mehr imstande mich zu bewegen.

„Wach auf, wach auf!", schrie ich in meinem Kopf, doch nichts passierte.
Auf einmal tauchte erneut das gehässige Gesicht von Malfoy auf, welcher auf mich herabschaute und anfing zu lachen. Dann tauchte auch noch Parkinson auf, anschließend Crabbe und Goyle, welche mich ebenfalls lauthals auslachten.
Das Monster hatte mich erwischt, ich war eine Steinfigur meiner Selbst.
Und niemanden schien es zu interessierten - niemand kam, um mir zu helfen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit schaffte ich es endlich aufzuwachen. Mein Herz raste, mein Körper tat weh und ich weinte. Ich weinte noch schlimmer, als ich es vorhin vor Wut getan hatte. Vielleicht hatte Malfoy recht und ich gehörte hier nicht her, vielleicht gab es hier keine Zukunft für mich. Und doch war es alles für mich.

Mein Kopf fing an zu schmerzen, ich war so überfordert - verunsichert und am Ende meiner Kräfte. Wie gerne würde ich jetzt mit meiner besten Freundin reden, die einzige Person, die mich verstehen würde und meine Gedanken und Gefühle nachvollziehen könnte. Doch sie war nicht hier.

Ich musste warten, bis sie wieder da war und so lange würde ich für uns Beide stark sein. Stark sein müssen. Es war wie eine Art Hoffnung, die sich in mein Gehirn regelrecht einbrannte. Erschöpft ließ ich mich wieder in mein Kissen fallen und fiel in einen weiteren tiefen Schlaf, aber diesmal ganz ohne Alptraum.

* * * *

Die Zeit ohne Hermine verging schleppend, doch endlich gab es Licht am Ende des Tunnels. Während die Zwillinge verzweifelt versuchten mir den neusten Zaubertrank zu erklären, kamen Harry und Ronald freudig zu uns gestürmt.
„Die Alraunen sind endlich erntereif! Snape soll morgen schon mit dem Trank anfangen können", sprudelte es nur so aus Ronald heraus. Schlagartig besserte sich meine Laune und ich ließ mein Zaubertränkebuch achtsam zur Seite fallen. Ebenso erfreut, fiel ich den Beiden um den Hals. „Das ist der schönste Satz, den du jemals gesagt hast", rief ich aus.

Doch unsere Freude sollte nicht von Dauer sein. Kurz darauf gab es eine neue Nachricht des Erbens, die Lehrer waren noch besorgter als ohnehin schon. Angeblich wurde eine Schülerin entführt und die Schule wurde auf eine Schließung vorbereitet.
Wir mussten unsere Koffer packen und sollten schon am nächsten Morgen abfahren. Einsam saß ich im Gemeinschaftsraum, als die Zwillinge auftauchten. „Habt ihr Ronald und Harry gesehen? Die beiden sind schon wieder verschwunden." Ratlos schüttelten die Zwei die Köpfe. „Hast du unsere Schwester gesehen?" „Ginny ist auch schon den ganzen Tag weg." Diesmal schüttelte ich den Kopf.

Besorgt schaute Fred mich an. „Was ist . . wenn sie . .", er schaffte es nicht den Satz auszusprechen, doch wir wussten, was er meinte. Energisch fing ich wieder an, mit dem Kopf zu schütteln. „Bestimmt ist sie in ihrem Schlafsaal oder noch in der großen Halle." Ich versuchte mich an einem Lächeln, scheiterte aber kläglich. „Es wird alles wieder gut werden", flüsterte ich mehr zu mir selbst, als wir drei uns auf eins der Sofas niederließen.

Morgen würden wir abreisen, viel früher als das eigentliche Schuljahr ging. Ich wusste nicht, ob die Lehrer Briefe an unsere Eltern geschickt hatten, ich hoffte - fast schon betete, dass dies nicht der Fall war. Würden meine Eltern von einem Monster hören, würde ich unser Haus nie wieder verlassen dürfen. Auch wenn das Schuljahr nicht einfach war und es wirklich sehr gefährlich wurde, war Hogwarts mein Zuhause und ich wollte die Magie nicht aufgeben. Ich konnte nicht.

UnbreakableWhere stories live. Discover now