Kapitel 30

72 5 0
                                    

Der Zaubertränke Unterricht verging quälend langsam. Ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, in meinem Kopf ergab alles keinen Sinn mehr. Professor Slughorn erklärte in einer Seelenruhe und äußerst fasziniert, den neuen Trank.
„Und für den heutigen Trank, werde ich sie in Pärchen einteilen. Bitte finden sie sich zusammen und brauen Sie den Trank für den Rest der Stunde."

Ein Seufzen ging durch das Klassenzimmer. Etwas wehleidig schaute er uns an, aber was hatte er denn erwartet? Gryffindor und Slytherin als Partner? Wohl kaum.
„Miss Granger und Mr. Potter." Hermine lächelte erleichtert.
„Miss Devon und Mr. Malfoy." Ich schloss kurz die Augen. Das durfte doch nicht wahr sein.

Malfoy saß Anteilnahmslos auf seinem Platz. Es war mir eh klar, er würde sich auf keinen Fall zu mir bewegen. Und mir fehlte die Energie, mich jetzt vor allen zu streiten. Somit räumte ich meinen Platz für Harry und schlürfte hinüber zu dem Slytherin. Parkinson gab einen verachtenden Laut von sich, als ich vor ihrem Tisch zum Stehen kam.
„Miss Parkinson und Mr. Weasley." Ein Lachen huschte über mein Gesicht.
„Professor, kann ich nicht mit meinem Won-Won zusammenarbeiten?", quiekte Lavender los. „Miss Brown sie arbeiten mit Mr. Zabini zusammen", verkündete unser Lehrer freudig. „Und nun, viel Erfolg", damit klatschte er in die Hände und ließ sich auf seinem Sessel nieder.

Während Malfoy zu den vorderen Regalen lief, holte ich die Sachen aus der anderen Ecke. Ohne ein Wort miteinander zu wechseln, begannen wir die Zutaten zu zerkleinern und in den Kessel zu geben. Dabei überließ ich ihm die Aufgabe mit dem hinzufügen, Zaubertränke war noch immer mein schlechtestes Fach und ich verstand den Trank überhaupt nicht.
Doch auch unsere nicht vorhandene Kommunikation machte die Situation nicht einfach. Und so passierte, was passieren musste, ich zerkleinerte einen ekligen Flubberwurm, schob ihm diesen hin und ohne auf das zu achten, was vor ihm lag, warf er alles in den Kessel. Jedoch war sein Messer ebenfalls voll mit dem klebrigen Schleim dieser Kreaturen. In unserem Trank befanden sich nun zwei Flubberwürmer.

Sofort fing unser Gebräu an zu sprudeln, es entstand eine große Wolke und mit einem lauten Blubbern, ergoss sich eine klebrige Masse über unserem Tisch. Gleich würde es nur so Beleidigungen hageln und ich überlegte mir, ob ich darauf eingehen sollte oder nicht.
„Ist alles in Ordnung bei Ihnen?" Die irritierte Stimme von Slughorn überraschte mich. Malfoy stand einfach nur da und blickte angespannt auf das Chaos vor ihm.
„Entschuldigung Professor, das war mein Fehler", brachte ich kleinlaut hervor.

Erschrocken über mich selbst, stand ich mit offenem Mund da. Warum hatte ich das gerade gesagt? Es war ebenso seine Schuld und wieso zur Hölle nahm ich ihn in Schutz? „Schade Miss Devon, wirklich sehr schade. 10 Punkte Abzug für Gryffindor. Und jetzt räumen Sie das bitte auf." Damit ließ er uns wieder allein.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich aus meinem perplexen Zustand wieder erwachte. Langsam fing ich an, sämtliche Utensilien zusammenzusuchen, um sie reinigen zu können. Und tatsächlich tat Malfoy es mir gleich.
Schweigend räumten wir auf, putzen Tisch und Kessel und verräumten alles wieder an seinem eigentlichen Platz. Durch die klebrige Masse brauchte wir etwas länger als die anderen Schüler und am Ende waren nur noch wir beide übrig.

Ron war selbstverständlich mit Lavender weg, aber auch von Harry und Hermine fehlte jede Spur. Wieder war ich alleine. Ich fühlte mich schrecklich, doch mein Ausdruck blieb monoton. Vor Malfoy konnte ich schließlich keine Schwäche zeigen oder gar das Weinen anfangen. Malfoy klemmte sein Buch unter den Arm, lief an mir vorbei und verließ schweigend den Kerker. Gedankenverloren lief ich in dieselbe Richtung.

Noch immer fragte ich mich, warum ich die Schuld auf mich genommen hatte. Er hatte ebenso nicht mit mir geredet und genauso wenig aufgepasst. Es machte keinen Sinn. Und noch viel weniger Sinn machte es, dass Malfoy nicht komplett eskalierte oder, dass er mich nicht beschimpft hatte. Nicht einmal ein besserwisserischer Spruch kam von ihm. Einfach nichts. Ungläubig schüttelte ich den Kopf.

Ich hatte den unbändigen Drang, mit jemandem meine Gedanken zu teilen und lief zielstrebig Richtung große Halle. Der Unterricht war vorbei und mindestens Ron sollte ich hier finden, er hatte immer Hunger am Nachmittag. Lavender müsste ich lediglich ignorieren. Doch heute war der Gryffindor Tisch leer.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und erblickte im Flur Ginny. Schnellen Schrittes lief ich auf sie zu. „Hey Ginny", begrüßte ich sie. „Hey." Ungeduldig blickte sie hin und her. „Ähm . . hast du vielleicht 5 Minuten?" Meine Stimme klang ein wenig verunsichert. Jetzt bekam ich schon nicht mal mehr ordentliche Sätze vor meinen Freunden raus. „Sorry Nancy, ich warte auf Dean", lächelte sie mich schief an.

Dann erhellte sich ihr Blick noch mehr und sie fing an zu winken. Ehe ich mich versah, lief sie auch schon zu Dean und die Beiden schlenderten Hand in Hand in die andere Richtung. Ein Kloß machte sich in meinem Hals breit, mein Magen zog sich zusammen. Ich suchte die Bibliothek auf, in der Hoffnung, Hermine finden zu können. Doch auch damit hatte ich keinen Erfolg.
Draußen schneite es dicke Flocken. Ich verkroch mich in meinen Schlafsaal, kuschelte mich in eine Decke ans Fenster und blickte in den weißen Sturm.

Es war beruhigend und zum ersten Mal seit langem, wurde es still in meinem Kopf. Keine gemeine Stimme, die mich fertig machte, keine Gedanken an die Zukunft und keine Gedanken an meine Freunde, welche wahrscheinlich gerade gemeinsam unterwegs waren und eine schöne Zeit miteinander verbrachten.
Nur Ruhe. Und dennoch tat mein Herz so weh und ich fühlte mich so allein gelassen.

UnbreakableWhere stories live. Discover now