Kapitel 28

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Ich lehnte meinen Kopf gegen die kalte Wand der Kabine und schloss die Augen. Ich zittere, ein leises Seufzen verließ mich.
Wo war das Mädchen geblieben, welches das Abenteuer liebte und sich gegen die ganze Welt stellen würde? Die vor nichts Angst hatte. Wo war das Mädchen hin, was sich bei jeder Gelegenheit mit Malfoy anlegte? Welches gegen Umbridge standhielt? Wo war das Mädchen, welches in eine neue Welt kam und diese rockte? Und vor allem liebte. Entschlossen öffnete ich meine Augen wieder.
Ich war eine Gryffindor. Eine Löwin. Eine Kämpferin.

Ich würde einen Weg finden, ich würde meinen Abschluss machen und einen Job bekommen. Mir mein eigenes Leben aufbauen - alleine.
Ich brauchte Niemanden, ich war mir selbst mein bester Freund und die Einzige, auf die ich mich immer zu 100 Prozent verlassen konnte.
Mit meiner Hand wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht, faltete den Brief wieder zusammen und verließ mit erhobenen Haupt die Mädchentoilette.

Zunächst würde ich meine ZAG's schreiben, für die ich mich überhaupt nicht gut vorbereitet fühlte. Es war einfach zu viel los gewesen, als das ich dem Unterricht richtige Aufmerksamkeit hätte schenken können. Doch am letzten Prüfungstag hatte mich mein neu gewonnener Mut wieder verlassen.
Zaubertränke war das letzte Fach und ich war kläglichst am Versagen. Es war mir von vornherein bewusst, aber dennoch nagte es sehr an meinem geschrumpften Selbstwertgefühl.

Kurz vor Ende der Prüfung gab es einem lauten Knall. Sämtliche Köpfe drehten sich Richtung Tür. Diese flog auf einmal auf und hunderte Lichter und Raketen flogen in dem Raum hinein. Dahinter die Zwillinge auf ihren Besen. Gemeinsam mit bunten knallenden Drachen und Peeves im Schlepptau, jagten sie durch die Schule und verschafften Umbridge fast einen Herzinfarkt. Wir alle feierten sie und verabschiedeten die Beidem mit tosendem Applaus.

Und dann war er da, der letzte Tag von diesem schrecklichen Schuljahr.
In der großen Halle herrschte ein reges Getuschel. Als ich den vielen Blicken folgte, sah ich Dumbledore wieder am Lehrertisch sitzen. Und weit und breit war nicht ein bisschen pink zu sehen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Wenigstens Hogwarts war wieder in guten Händen. Wie jedes Jahr war die Abreise chaotisch. Dutzende von Schülern rannten durch die Gegend, hievten ihre Koffer und Taschen in die große Dampflok, es wurde geredet und geschrien, dass der Andere einen überhaupt verstand.
Ich ließ mir extra viel Zeit, um aus der Kutsche auszusteigen und war eine der Letzten, welche am Bahnhof ankam. Von meinen Freunden war weit und breit Niemand zu sehen. Mein Herz schmerzte, würde ich mich dieses Mal nicht zu ihnen gesellen. Ich hatte mich nicht einmal von ihnen verabschiedet.
Aber es interessiert sie eh nicht, hetzte die Stimme in meinem Kopf gegen sie.

Während alle noch damit beschäftigt waren, einen Sitzplatz zu finden und sich über die anstehenden Ferien zu unterhalten, verließ ich langsam den Bahnsteig. Mein Weg führte mich in den belebten Teil von Hogsmeade - auf der Suche nach einer Bleibe und vielleicht sogar einem Plan, wie ich meine Zukunft gestalten könnte.

Draco POV:
Endlich fuhr die alte Lok los und allmählich wurde es ruhiger. Die jüngeren Schüler waren so anstrengend, jedes Jahr wieder, machten sie einen riesengroßen Tumult um die Abfahrt. Als wäre es etwas Neues.
Blaise durchbohrte mich mit seinen Blicken, er wusste es gab etwas, was mich beschäftigte. Und er hasste es, wenn er nicht über alles mögliche Bescheid wusste. Kalt und emotionslos erwiderte ich seinen Blick.
Schließlich gab er auf und unterhielt sich mit Nott. Pansy neben mir erzählte die ganze Zeit, doch mittlerweile konnte ich sie gut ausblenden.

Mein Blick wanderte zum Fenster, hinaus in die weite Ferne, welche schnell an uns vorbeizog. Die letzten Wochen waren unglaublich anstrengend gewesen. Potter hatte recht, Voldemort war zurück. Vater hatte einige Aufträge für ihn ausgeführt und jetzt saß er in Askaban, was auch nur Potter zu verdanken war. Ich hasste ihn so sehr. Alles, was er machte, zerstörte irgendwo stückweise mein Leben. Doch niemand interessierte sich dafür, dass ich meinen Vater nicht sehen würde, Hauptsache Potter war der große Held.

Und dann gab es noch Devon. Dieses Schlammblut. Zu meinem Leidwesen, war sie in den letzten Monaten, ständig in meinen Gedanken. Noch immer wusste ich nicht warum sie nachts Tränenüberströmt durch die Gänge gerannt ist, warum ausgerechnet ich sie finden musste oder warum sie ausgerechnet unter meiner Aufsicht ohnmächtig werden musste. Sie schien so schwach. Und das war eine der Eigenschaften, die sie eigentlich nicht hatte. Schwäche.
Devon hatte schon immer ein viel zu vorlautes Mundwerk, hielt sich nicht an Regeln und machte, was sie wollte. Ich hatte sie noch nie weinen sehen. Doch anscheinend hatte sie sich geändert, sie sah fertig und müde aus, war öfters alleine unterwegs oder nicht auffindbar.

Und ich fragte mich ernsthaft warum. Dabei wusste ich nicht einmal, warum ich es wissen wollte. Ich konnte sie nicht ausstehen, geschweige den war sie es Wert, auch nur einen Gedanken an sie zu verschwenden. Und trotzdem tat ich es. Es machte mich rasend vor Wut, am liebsten würde ich mich selbst dafür Ohrfeigen.
Es war Devon. Eine Gryffindor. Ein Schlammblut. Doch ihre Tränen erfüllten Augen suchten mich in meinen Träumen immer wieder heim.
Hoffentlich würden mich die Ferien auf andere Gedanken bringen.

UnbreakableWhere stories live. Discover now