Kapitel 11

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Ronald sollte mit seiner Bemerkung Recht behalten.
Als hätte er den Krieg persönlich überstanden, stolzierte Malfoy mit seiner Armbandage umher. Bei jeder Frage tat es selbstverständlich noch höllisch weh und er war ja so froh, dass er den Angriff überhaupt überlebt hatte.
Vor allem vor den Lehrern ließ er nochmal extra den armen verletzten Jungen raushängen. Pansy dackelte ihm nur noch mehr hinterher und machte mit großer Freude alles Mögliche für ihn. Es war so ein erbärmlicher Anblick.

Hagrids Unterricht wurde nach dem Vorfall unendlich langweilig, wir mussten uns mit kleinen Geschöpfen begnügen, die mich eher an Ungeziefer erinnerten, als an prächtige magische Wesen.

Dafür stand endlich die erste Stunde bei unserem neuen Lehrer an - Professor Lupin. Mehr als gespannt, verfolgte ich seinen Unterricht. Er konnte einfach super erklären, seine Stimme war eine angenehme Melodie in den Ohren und er hatte so viel Verständnis und Geduld, wie kein anderer Lehrer.
Professor Lupin stellte uns einen großen Schrank vor und erklärte den darin enthaltenden Irrwicht. Ein Gestaltenwandler, welcher die größte Angst seines Gegenübers einnehmen konnte.
„Wir üben den Zauber erst mal ohne Zauberstab. Riddikulus", forderte unser Professor die Klasse auf. „Riddikulus", tönte es im Chor zurück.

Neville musste den Anfang machen, seine Gesichtsfarbe wechselte von normal zu relativ blass. Seine größte Angst war Professor Snape. Die meisten fingen an zu kichern. Auch wenn ich ihn nicht sonderlich leiden konnte, war Snape dennoch nicht beängstigend. Allerdings war es eben auch er, welcher immer auf Neville herumhackte und ihm den Unterricht zur Hölle machte, da war seine Reaktion schon verständlich. Doch auch mit ihm und seiner sichtbaren Nervosität ging Professor Lupin so entspannt um. Wieso konnten nicht alle Lehrer so sein?
Schlussendlich schaffte Neville den Zauber und vor uns stand ein Snape in Damenkleidung und einem Hut. Die Klasse brach in Gelächter aus, ehe sich eine Schlange bildete und der Irrwicht nach und nach alle Schüler abklapperte.

Ich gesellte mich etwas weiter nach hinten. Mir war nicht wirklich etwas eingefallen, vor dem ich Angst haben könnte und ein ungutes Gefühl in meinem Magen, ließ nicht zu, dass ich meine Angst sehen wollte. Dieses Gefühl war ganz neu, aber irgendetwas sagte mir, wenn ich es vermeiden konnte meine Angst zu sehen, dann sollte ich es diesmal dabei belassen.
Zumal immer noch die Slytherins mit im Raum waren und Malfoy mit seinem Gefolge um keinen Preis der Welt meine größte Angst erfahren müssten.
Neugierig war ich trotzdem. Vielleicht könnte ich Professor Lupin zu einer kleinen Sonderstunde überreden.

Allerdings fand die jetzige Stunde ein rasches Ende, nachdem sich der Irrwicht in einen Dementor verwandelt hatte. Ich war zwar weit genug weg, doch mein Herz blieb für einen Moment stehen und eine unangenehme Kälte durchzog meinen Körper. Wie im Zug, gefror alles um mich herum, während ich in die dunklen Höhlen des Dementors blickte, wo man seine Augen vermuten würde. Doch unser Professor verscheuchte den Irrwicht und schnell kehrte die Wärme in mir zurück.

Verteidigung gegen die dunklen Künste wurde nun das neue Lieblingsfach von allen Schülern. Sogar die Hausaufgaben machten sich wie von selbst, so gerne laß ich über die Themen und Zauber.

* * * *

Die Zeit verflog und somit stand das alljährliche Halloweenfest an. Hagrid hatte wieder einmal einen riesigen Kürbis gezüchtet und die große Halle war gruselig festlich geschmückt. Gemeinsam mit den Zwillingen schlichen wir um die Tische herum und erschreckten sämtliche Schüler.
Es gab eine Menge Süßigkeiten und leckere Kürbispasteten. Glücklich und mit vollen Bäuchen machten wir uns zurück auf den Weg zum Gryffindorturm.

Doch weit kamen wir nicht. Eine Traube bildete sich vor dem Porträt der fetten Dame und . . es war leer?
„Wo ist die fette Dame?" „Was ist passiert?" „Unser Porträt ist zerstört!" Sämtliche Schüler riefen wild durcheinander. Percy versuchte alle zur Ruhe zu bringen und ließ die Lehrer holen. Kurz nachdem unsere Hauslehrerin eingetroffen war, tauchte Peeves auf - überglücklich und schadenfroh wie immer. „Er ist hier. Er war es. Sirius Black ist hier", lachte er gehässig, schlug ein paar Purzelbäume um uns und verschwand wieder.

Das durfte doch wirklich nicht wahr sein. Sirius Black.

Ein gefährlicher Krimineller hier in Hogwarts. Und ich hatte mir so sehr gewünscht, er würde in der Muggelwelt bleiben und ich könnte ein ruhiges Schuljahr erleben. Aus einem, mir noch unerklärlichen Grund, hatte er etwas mit Harry zu tun, was die ganze Sache nicht besser machte. Selbst Dumbledore schien nicht mehr so entspannt zu sein, wie er es uns gerne vorgeben würde. Die kommende Nacht mussten alle Schüler in der großen Halle verbringen.

„Hoffentlich kommen die Dementoren nicht in die Schule, wenn Black sich hier befinden soll", überlegte George. Fred nickte zustimmend „Es gibt bestimmt einen Zauber, mit dem man sie vertreiben kann. Den müssen uns die Lehrer nur beibringen", ließ ich meinen Gedanken freien Lauf.
Ein garstiges Lachen zog unsere Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn Demetoren hier wären, würdest du doch eh nur wieder ohnmächtig werden."
Vor uns stand natürlich niemand geringeres als Malfoy. „Halt die Klappe Malfoy." „Genau, verschwinde", nahmen die Zwillinge mich sofort in Schutz.

Der blonde Junge lachte noch einmal abwertend auf, ehe er sich mit den beiden Gorillas und seinem Schlafsack in Richtung der Slytherin begab. „So ein dämlicher Idiot", meckerte ich los. Es machte mich wütend, dass er es aufgeschnappt hatte, dass ich im Zug ebenfalls ohnmächtig geworden war.
„Denk nicht darüber nach", lächelte Fred mich an. „Er hat keine Ahnung, von was er redet", nickte auch George mir aufmunternd zu. „Dementoren haben es echt in sich, immerhin bewachen sie Askaban. Und auf das, was Malfoy sagt, sollte man sowieso nichts geben", zwinkerte Fred mir nochmal zu, ehe Dumbledore das Licht dämmte und wir uns in unsere Schlafsäcke einkuschelten.

Umgeben von meinen Freunden, lag ich da und blickte in den verzauberten Himmel der großen Halle. Die Beiden hatten ja recht, ich sollte mir meine gute Laune nicht von diesem gehässigen Tunichtgut vermiesen lassen.
Außerdem, hatten wir vermutlich weitaus größere Probleme.

UnbreakableWhere stories live. Discover now