Coming out

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Draco Malfoy x Harry Potter
Harry Potter
Gay, Bisexual

Wörter: 898

Draco wusste nicht, was er noch sagen wollte. Er wusste nicht, was er noch tun sollte. Er war nicht mal mehr sicher, wie er atmete. Wie er funktionierte. Wie man ein Mensch war. Es schien alles vor seinen Augen zu verschwimmen und die Welt um ihn herum schien zu zerbrechen, wie ein Spiegel, auf den man einen Stein geschmissen hatte.

Es war noch nicht mal irgendwas passiert. Niemand hatte etwas gesagt. Er war nicht mal sicher, ob irgendwer von ihnen jemals wieder etwas sagen würde.

Seine Mutter würde zuerst aufstehen. Um den Tisch herumgehen, im Türrahmen stehen bleiben... und sich doch nicht umdrehen. Sie würde dort stehen für zwanzig, vielleicht dreißig Sekunden. Dann würde sie ihren Kopfschütteln und gehen.

Sein Vater würde sitzen bleiben. Für Stunden, wenn nötig. Er würde nichts sagen, den Mund nicht aufmachen. Aber das war nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war, dass er nicht wegsehen würde. Er würde niemals wegsehen. Er würde ihn weiter ansehen und nichts sagen. Sein Vater würde nicht aufstehen und den Raum verlassen, vor dem Problem wegrennen wie seine Mutter und würde ihm nicht die Luft zum Atmen geben, um selber wegzurennen.

Draco wusste immer noch nicht, was er mit sich selbst tun sollte. Er wusste nicht, was er gerade zerstört hatte. Was er gerade verloren hatte und vielleicht noch verlieren würde. Er konnte nicht sagen, dass es ihm egal war. Wenn es ihm egal gewesen wäre, würde er hier nicht sitzen. Vielleicht hätte er dieses Gespräch nie führen sollen.

Vielleicht hätte er in seiner kleinen Wohnung in London sitzenbleiben sollen. Hätte nachgeben sollen, als die warmen Hände ihn heute Morgen gegriffen hatten und die verschlafene Stimme ihn angebettelt hatte noch zu bleiben.

Aber das tat er jeden Morgen. Wahrscheinlich taten das die meisten Paare jeden Morgen.

Paare. Er.

Draco hatte nie so über seine Zukunft gedacht. Er hatte immer an das Mädchen mit den langen blonden Haaren und den blauen Augen gedacht. An die Hochzeit im schwarzen Anzug. Als Teenager hatte er lernen wollen auf Kommando zu weinen, weil er sich nicht vorstellen konnte, am Tag seiner Hochzeit zu weinen, wenn er seine Braut in einem weißen Kleid sah.

Er hatte erst spät festgestellt, dass es daran lag, dass er keine Frau heiraten wollte. Dass er nicht auf Frauen stand.

Das blonde Mädchen mit den blauen Augen war keine Option mehr. War sie eigentlich nie gewesen. Aber jetzt war sie ein Junge mit schwarzen Haaren und grünen Augen und einer Brille, die irgendwie nie sauber zu sein schien.

Was er jetzt hatte, war nichts von dem, was er sich je vorgestellt hatte. Aber Draco wollte nicht, was er damals gewollt hatte. Was er sich vorgestellt hatte. Er wollte das, was er jetzt hatte. Grüne Augen, raue Lippen und nie seine Sweatshirts finden zu können, nur um Harry darin zu finden. Er wollte verbranntes Essen riechen, wenn er nach Hause kam und sich sicher fühlen, wenn er in den Armen seines Partners einschlief.

Harry und er waren noch nicht lange zusammen. Aber er wusste, dass er ihn irgendwann heiraten wollte. Dass er weinen würde, wenn er Harry in einem schwarzen Anzug sah. Mit seinen Haaren, die er nicht mal an diesem Tag in Ordnung bringen konnte.

Als er 17 war, hatte er sich entschlossen, seinen Eltern nie zu sagen, dass er schwul war. Er würde ein nettes Mädchen finden. Es musste lesbische Reinblüter geben, die einen Mann suchten, der auch einfach nur seine Eltern zufrieden stellen wollte.

Harry hatte diesen Plan zerstört. Draco konnte es ihm nicht mal übel nehmen.

Aber es hatte dazu geführt, dass er jetzt hier saß und seinen Eltern gerade erzählt hatte, dass er schwul war. Dass er einen anderen Mann datete. Dass er mit ihm zusammenleben wollte. Es schon fast tat. Dass Harry seine Familie war.

Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht, was er noch ergänzen sollte oder was er sagen sollte, um die Situation zu deeskalieren. Und wenn er ehrlich war, war er der Überzeugung, dass er nichts mehr sagen musste. Er hatte alles getan, was er hatte tun wollte. Jetzt lag es an seinen Eltern.

Und dann stand seine Mutter auf.

Sie ging um den Tisch herum. Ihre Absatzschuhe klackten Laut auf dem dunklen Parkett.

Sie ging zur Tür und blieb stehen.

Sie atmete tief ein und schüttelte den Kopf.

"Narcissa."

Draco zuckte zusammen, als sein Vater plötzlich zu sprechen begann.

"Du hast es an Regulus gesehen, du hast es an Sirius gesehen. Du hast es an deiner eigenen Schwester gesehen. Willst du wirklich sein, wie deine Eltern?"

"Was?" fragte Draco verwirrt und sah zwischen seiner Mutter und seinem Vater hin und her.

"Es sind genug Familien zerstört wurden." seufzte Lucius und stand von seinem Stuhl auf, "Schick ihm eine Eule, dass er zum Essen eingeladen ist. Heute. Ich werde meine Pläne nicht für einen Potter ändern." "Was?" fragte Draco wieder und stand ebenfalls auf, um seinem Vater nachzulaufen.

"Draco, hol ihn einfach her. Mit mir als Vater... Ich habe nie erwartet, dass du jemals Kinder wollen würdest. Also kann es mir auch egal sein, mit wem zusammen bist." erwiderte Lucius. Er klang erschöpft. Als würde er einfach nur noch Frieden wollen. Draco konnte es ihm nicht übel nehmen.

"Ich will Kinder. Mit ihm." "Dann seid bessere Väter als ich es war. Und jetzt schick ihm eine Eule, er wird so oder so zu spät kommen."

LGBTQIA+ OneshotsWhere stories live. Discover now