6. Ein Sturz in die Freiheit

14 5 0
                                    

„Lösen sie seine Fesseln und machen sie eine kurze Untersuchung. Ich erwarte sie oben." Sagt White zu Yuko. Dein Herz pocht, das Blut läuft dir in den Mund und du ringst nach Luft, aber das interessiert White nicht. Ihm scheint dieser seltsame Nebel viel wichtiger zu sein. Er verlässt den Raum und lässt dich und Yuko zurück. Yuko hat wieder einen bedauerlichen Blick aufgesetzt und beginnt vorsichtig die Fesseln zu lösen. Als er fertig ist, zieht er dein T Shirt hoch und drückt dir sein Stethoskop auf die Brust. „Wieso?" Fragst du erschöpft. „Wieso bin ich so wichtig für euch?" Yuko hebt seinen Blick. „Du bist der einzige der positiv auf die Substanz reagiert hat. Irgendetwas an dir Bo, ist ganz besonders."

Yuko stützt dich als ihr in den Aufzug steigt. Dir ist schlecht und ein bisschen schwindlig beim laufen. Immer wieder taumelst du gegen ihn. „Keine Sorge, ich denke das wird das letzte Experiment heute." Sagt er und der Aufzug setzt sich in Bewegung. Ihr fahrt immer weiter nach oben, bis ihr schließlich ganz oben seid. Auf dem Dach des Labors.

Der Aufzug öffnet sich und ein kühler Windhauch weht dir entgegen. Er streift sanft deine Wange, für einen kurzen Moment lässt der Schwindel nach. Zum ersten mal seit du hier bist, bist du wieder draußen. Dir war gar nicht klar wie sehr du dieses Gefühl vermisst hast. Gemeinsam mit Yuko näherst du dich White der an der Kannte des Daches steht und nach unten sieht. „Heute ist ein besonders schöner Tag. Keine Sonne, windig und bewölkt, ich liebe solche Tage.," sagt er und klingt ehrlich erfreut über dieses Miese Wetter. „Es könnte gleich auch anfangen zu regnen." Fügt er hinzu. Dann dreht er sich um und kommt auf euch zu. Er nimmt dich am Arm und stützt dich ein wenig. Dann läuft er mit dir zur Kannte des Daches. „Sieh sie dir genau an. Diese Landschaft, ist sie nicht wunderschön?" Du siehst nach unten. Ihr seid verdammt hoch oben. Unter euch ist eine große Wiese und eine leichte Schicht Nebel die den Boden bedeckt. „Wo sind wir hier?" Fragst du. „Auf dem Dach." Gibt White zurück und stupst dich dann lächelnd an. „Wir befinden uns auf dem White Forest Privatgrundstück. Meinem Privat Grundstück. Ein ganzes Stück keine Zivilisation, nur das riesige White Labor und um uns herum die Natur. Ach und heute besonders toll; der leichte Nebel der allem einen Hauch von Schönheit verleiht. So, kommen wir zum eigentlichen Vorhaben." Er lässt von dir ab und gibt dir einen Schubs. „Ich möchte das du fliegst."

Du stolperst über den Dachrand und kippst nach vorne. Dann stürzt du in die Tiefe. Angst durchflutet dich, der kalte Nebel streift deine Wangen und der Boden kommt mit rasender Geschwindigkeit immer näher. Dann tritt plötzlich wieder der schwarze Nebel aus deiner Haut aus und umgibt deinen Körper. Deine Haut färbt sich schwarz und plötzlich ist die Angst in deinem Kopf verschwunden. Jetzt geht nur noch eins in dir vor: Zu überleben. Dein Körper dreht sich und deine Füße zielen jetzt auf den Boden. Du bist nur noch wenige Zentimeter vom Boden entfernt, dann landest du. Mit einem lauten Knall bohren sich deine mit nebelumhüllten Füße in den Boden und eine große Menge Nebel wirbelt um dich herum auf. Langsam verschwindet der Nebel um deinen Körper und deine Haut färbt sich wieder Rosa. Du fällst in die Knie und starrst fassungslos auf deine Handflächen in die sich grade die letzen schwarzen Nebelschwaden zurückziehen. Dir Tropft Blut aus der Nase, aber körperlich bist du unversehrt. Du bist mindestens Zehn Meter in die Tiefe gestürzt aber dennoch am Leben? Was genau ist passiert? Was hat dieser Nebel bloß zu bedeuten und wieso beschützt er dich? Du wischst dir das Blut von der Nase und drehst deinen Kopf Richtung Dach. „White klatscht oben in die Hände aber du hörst nicht was er sagt. Hinter dir öffnen sich Türen und du siehst Wissenschaftler heraus kommen. Unter ihnen ist auch Ice. In diesem Moment ist plötzlich dieses Gefühl wieder da. Du willst dich nicht weiter von diesen Leuten unterdrücken lassen, diese Forschungen, die unerträglichen Schmerzen. Nein, dass wird jetzt ein Ende haben. Schon wieder gewinnt dein Wunsch nach Freiheit und du rappelst dich auf, dann rennst du los. Deine nackten Füße streifen das feuchte Grass. Die kalte Luft brennt in deinen Lungen, aber dein Wille weiter zu rennen ist stärker als der aufzugeben. Hinter dir hörst du ein paar Leute rufen aber das hält dich nicht davon ab weiter zu rennen. Desto weiter du rennst, desto dichter wird der Nebel und langsam bist du völlig außer Atem. Du bleibst stehen und fällst auf die Knie. Nach vorne gelehnt schnappst du nach Luft. Nein, du darfst jetzt nicht stehen bleiben. Du rennst weiter. Du stolperst und fällst, landest aber anstatt auf dem Boden in einem Zaun. Deine Hände sind plötzlich von schwarzem Nebel umhüllt und du realisiert. Dein Körper hat dich vor einem Stromschlag geschützt. Der Zaun steht also unter Strom. Wenn du ihn berührst schützt dein Körper dich und dir passiert nichts. Du machst ein entschlossenes Gesicht und beginnst über ihn drüber zu klettern.

Hinter dir hörst du aufgebrachtes Gerede näher kommen. Sie verfolgen dich, du legst noch einen Zahn zu. Als du über den Zaun geklettert bist, landest du im feuchten Grass auf der anderen Seite. Ohne zurück zu sehen rennst du los. Deine Füße tragen dich über die Wiese, du rennst und rennst immer weiter. Schließlich beginnen dich Bäume zu umgeben. Langsam lässt dein Adrenalin nach und du beginnst wieder nach Luft zu ringen. Du läufst noch ein gutes Stück weiter, aber schließlich brechen dir die Beine weg und du bleibst keuchend am Boden liegen. Das feuchte Grass tränkt deine Klamotten und lässt dich frieren. Du schließt deine Augen für einen Moment und lässt dir die Geschehnisse der letzten paar Tage durch den Kopf gehen. Was für ein Erlebnis. Einerseits war es schrecklich, andererseits standest du das erste mal in deinem Leben in Mittelpunkt von etwas großem und außerdem hast du jetzt scheinbar irgendwelche Kräfte. Aber zu welchem Preis? Was wird die Zukunft mit sich bringen?

Gott der SchattenWhere stories live. Discover now