29. Kapitel

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Vielleicht auch, weil wir schweigen, spüre ich seine Präsenz neben mir umso stärker. Es ist wie ein Vibrieren, das sich von seinem Körper auf den meinen überträgt. Es ist zugebenermaßen ein ziemlich aufregendes Vibrieren. Das ist wohl auch der Grund, warum ich mit ihm mitgehen will. Ich kann einfach nicht widerstehen von diesem durchdringenden und lebendig machenden Gefühl, das ich in seiner Gegenwart spüre, zu kosten.

Als wir sein Büro erreicht haben, sitzt seine Sekretärin in ihrem Vorzimmer und sieht uns mit Argusaugen an. Barron lässt mir den Vortritt und schließt seine Bürotür anschließend hörbar fest. Innerlich wappne ich mich bereits. Dieses Mal werde ich ganz sicher, standhaft bleiben. Unentschlossen bleibe ich mitten in seinem Büro stehen, während er an mir vorbeischlendert und sich kurz darauf lässig an seinem Bürotisch anlehnt und mich wortlos beobachtet. Wie fies ist das denn bitte? Er lässt mich einfach so stehen, während er mich in herausfordernder Seelenruhe und ohne ein Wort unablässig ansieht. Natürlich werde ich da unsicher. Verdammt, ich will nicht unsicher werden, aber ich kann nichts dagegen tun.

„Was willst du von mir?", platzt es schließlich viel zu gereizt aus mir heraus. „Gestern war ein Fehler", füge ich gleich darauf noch hinzu.

Er nickt und sieht dabei überraschend ernst aus.

„Wir sollten das wirklich trennen. Deshalb wollte ich dich fragen, ob wir uns heute im Club sehen."

Ich schnappe hörbar nach Luft.

„Du denkst anscheinend immerzu an Sex, oder?"

Er grinst. „Aktuell häufiger", gesteht er.

„Ich meine, wir haben gestern, vorgestern ..." Ich kann nicht weitersprechen und bekomme stattdessen einen roten Kopf.

„Süß", bemerkt er und ich weiß nicht, ob er damit mein Rotwerden meint.

„Du bist so abgebrüht."

Er zuckt lediglich mit den Schultern.

„Wagst du dich nicht mehr?"

„Was?"

„Dich mit mir zu treffen."

Ich stöhne. „Ich finde das Ganze nur ... na ja, extrem Körperlich." Kaum, dass ich die Worte ausgesprochen habe, weiß ich, wie dämlich sie klingen.

„Ah, verstehe, du bist von dir selbst schockiert. Du darfst dir das aber erlauben, Hannah."

Seine Worte berühren etwas in mir. Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist.

„Das bestimme immer noch ich", erwidere ich jedoch fest.

Er nickt und hat mich dabei immer noch fest im Blick. Sein ist Blick sexy. Verboten sexy. Ich schlucke. Besser wäre es, die Flucht zu ergreifen, bevor es zu spät ist. Dieser Mann kann mit einem einzigen Blick so viel. Er kann mir mit diesem eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper bescheren.

„Ich werde heute um acht dort sein", sagt er.

„Schön."

Er lacht und steht plötzlich direkt vor mir. Mir stockt vor Überraschung der Atem. Ich verbrenne, wenn er nur vor mir steht. Was stimmt nur nicht mit mir. Seine Augen wirken heute mehr dunkelbraun als grün, als würde sich die Farbe je nach Stimmung verändern.

Er beugt sich zu mir vor, ohne mich zu berühren. Wärme strahlt von seinem Körper ab.

„Ich wünsche mir, dass du heute kommst", sagt er leise.

Und ich wünsche mir in diesem Moment meinen Kopf gegen seine breite Brust zu lehnen, mich in seine Arme fallen zu lassen. Ich bin definitiv verloren.

Als ich abends in Kates Wohnung ankomme, bin ich unendlich dankbar, dass ich sie in die Geschichte mit meinem Chef eingeweiht ist.

„Ich werde ihn heute versetzen. Das ist das einzig richtige, was ich tun kann", sage ich, nachdem ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen habe.

Kate seufzt. „Wie du dir denken kannst, sehe ich das etwas anders. Ich sehe ein super sexy und attraktiven Mann, der beim Sex sehr genau weiß, was zu tun ist, dir wunderbare Orgasmen schenkt und nichts weiter von dir verlangt, als Spaß zu haben. Ich müsste nicht eine Sekunde darüber nachdenken."

„Ich wollte mich heute in seine Arme fallen lassen. Was wenn bei mir schon viel mehr Gefühle im Spiel sind?"

„Sind mehr Gefühle bei dir im Spiel?"

„Ich weiß es nicht, ich bin verwirrt. Ich kann mich ja noch nicht einmal gut mit ihm unterhalten. Ist das nicht ein No-Go-Zeichen."

„Körperlich könnt ihr aber wohl sehr gut miteinander kommunizieren."

„Was soll ich denn jetzt tun?"

„Was würdest du tun, wenn es ohne Konsequenzen wäre?"

„Ich würde in den Club gehen."

Kate grinst breit und schelmisch.

„Ok, dann ist es entschieden. Ich komme mit."

Dark SecretWhere stories live. Discover now