7. Kapitel

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„Ach so", erwidert er und ich kann den Ausdruck in seinem Gesicht dabei partout nicht deuten.

„Und Sie sind hier schon länger Mitglied?"

Mein Gott, habe ich ihn das jetzt wirklich gefragt?

Gibt es nicht bessere und unverfänglichere Fragen, die ich ihm stellen könnte? Ich sollte mir unbedingt welche überlegen, denn nachdem er sich neben mich gesetzt hat, kann ich kaum die ganze Zeit stumm bleiben. Außerdem habe ich das Bedürfnis bei ihm als meinen Vorgesetzten einen guten Eindruck zu machen. Einen guten Eindruck in einem Erotikclub?!

Er lacht. Und ich weiß nicht, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist. War meine Frage zu indiskret? Sie war ganz sicher zu indiskret.

„Ich bin seit zwei Jahren Mitglied", erwidert er jedoch und klingt dabei zu meiner Erleichterung relativ neutral.

„Oh wow", entfährt es mir.

Zwei Jahre unverbindlicher Sex.

„Sie wirken schockiert", stellt er fest.

„Nein, ich bin nicht schockiert ...naja, ein bisschen schon."

„Sie finden das verwerflich?"

„Nein gar nicht", sage ich schnell. „Es ist nur ...ich kann es mir nicht so vorstellen."

Er zieht die Brauen in die Höhe.

Oh Mann, was soll ich nur sagen, ohne mich um Kopf und Kragen zu reden?

Er sieht aus, als würde er darauf warten, dass ich noch etwas sage.

„Es ist gut, denke ich ...ich meine die eigene Sexualität so frei auszuleben", fahre ich fort, weil ich es einfach nicht aushalte, weiterhin wortlos seinem Blick ausgeliefert zu sein und mache mir erst, nachdem ich gesprochen habe, über das Gesagte Gedanken.

Ich spreche jetzt also ernsthaft mit dem Eigentümer der Firma für die ich arbeite über das freie Ausleben der eigenen Sexualität. Hätte mir das jemand noch vor einer halben Stunde gesagt, hätte ich schallend gelacht. Mr. Landon war für mich bis zu diesem Abend immer absolut unnahbar. Jemand, der sich nur im allernötigsten Fall dazu herablässt, ein längeres Gespräch mit einer Angestellten in meiner Position zu führen. Es ist zwar nicht so, dass er als Chef komplett herrisch oder unfreundlich wirkt. Nein, er ist stets professionell gewesen, wann immer ich ihn in der Firma gesehen habe, aber eben auch professionell unnahbar. Ein gezähmtes Lächeln und vielleicht ein wenig gezähmter Small Talk – mehr war da nicht drin gewesen. Und mehr habe ich aber auch nie auf meiner Hierarchiestufe erwartet. Ich weiß, dass andere in dieser Hinsicht forscher sind als ich. Aber zwischen Mr. Landon und mir stehen noch andere Vorgesetzte. Und zunächst ist es deshalb für mich bisher wichtig gewesen, bei diesen Eindruck zu machen. Mr. Landon ist da einfach zu weit entfernt gewesen.

Und jetzt sitzt er direkt vor mir und wir sprechen über solch pikante Themen. Eine Tatsache, die mich ganz schwindelig werden lässt. Und wieder frage ich mich ernsthaft, ob ich vielleicht doch nur träume. Ein langer erotischer Traum.

Als ich wieder zu Mr. Landon aufblicke, lächelt er, aber er sagt nichts zu meiner Aussage. Vielleicht ist das auch besser so. Wo würde das sonst am Ende noch hinführen.

„Sie müssen das nicht bewerten, Ms. Adams. Am Ende geht es ohnehin nur um das gegenseitige Einverständnis."

Mich erfasst schon wieder eine heftige Hitzewelle. Seine Worte machen mich seltsam an. Aber vielleicht sind es auch nicht nur seine Worte, sondern es ist die Art und Weise, wie er dabei spricht und mich ansieht. Nicht aufdringlich, aber so intensiv, dass mich immer wieder eine unfassbare innere Hitze erfasst.

Er lächelt immer noch und sieht dann auf meine Hände, mit denen ich vielleicht einen Tick zu verkrampft mein leeres Glas umfasse.

„Möchten Sie noch etwas trinken?", erkundigt er sich bei mir.

Ich nicke und habe das Gefühl, gerade gar kein Wort mehr herausbringen zu können. Und ich weiß schon jetzt, dass seine Augen mich noch verfolgen werden, wenn er mich längst nicht mehr ansieht. Ich werde später im Bett liegen und in der Dunkelheit diese Augen sehen.

„Noch mal das Gleiche?", fragt er und sein Lächeln ist mittlerweile breiter geworden.

Wieder nicke ich, während ich mich frage, was hier mit mir passiert. Möglicherweise bin ich auch einfach nur betrunken. Jedenfalls fühle ich mich seltsam trunken.

Als sich Mr. Landon zu dem Barkeeper vorbeugt, beobachte ich ihn. Alles an ihm dringt überdeutlich auf meine Netzhaut – sein markantes Profil, die ebenso muskulösen wie sehnigen Unterarme, sein Bizeps, der der sich deutlich unter dem Stoff seines Shirts abzeichnet.

Ob er wohl spürt, dass ich ihn beobachte?

Es dauert nicht lange, bis der Bedienstete wahrscheinlich versehentlich eine Mangosaftschorle neben meinem Boss abstellt. Mr. Landon schiebt das Glas daraufhin leicht in meine Richtung und ich komme ihm entgegen, lächele, bedanke mich und greife zugleich nach dem Glas.

Vermutlich war das alles auf einmal zu viel und ich zu nervös. Jedenfalls rutsche ich halb von meinem Stuhl, gerate ins Straucheln und kann nicht schnell genug reagieren, als sich auch schon ein Teil des Inhalts aus meinem Glas über Mr. Landons Hose ergießt.

Nein, nein, nein, schießt mir durch den Kopf. Das darf doch alles nicht wahr sein.

Sobald ich mich wieder gefangen habe, stelle ich das Glas auf den Tresen ab und greife panisch nach dem Stapel an kleinen Servietten, die auf dem Tresen ausliegen.

Ich muss und will zumindest ein wenig von meinem verursachten Malheur wieder ausbügeln und drücke gleich einen ganzen Stapel Servietten auf Mr. Landons Hose. Blöderweise habe ich die Flüssigkeit in der Nähe seines Schrittes verschüttet. Und plötzlich halte ich erschrocken inne. Ich habe nicht nachgedacht und in meinem Schreck bloß gehandelt. Erst jetzt sehe ich, was ich eigentlich gerade tue. Ich reibe mit den Servietten viel zu nahe an Mr. Landons Schritt herum. Kann es eigentlich überhaupt noch schlimmer werden?

Richtigerweise umfasst Mr. Landon auch sogleich meine Hand, mit der ich seinem Schritt ganz gefährlich nahegekommen bin und unterbindet dadurch meine reibende Bewegung. Sofort lasse ich von ihm ab.

„Es ...es tut mir leid", stottere ich.

„Kein Problem, meine Hose hat nicht viel abbekommen. Nur habe ich jetzt eine Erektion", bemerkt er.

Ich schnappe nach Luft.

WAS?!

„Das geht ja schnell bei Ihnen", entfährt es mir spontan

„Kommt auf mein Gegenüber an", erwidert Mr. Landon, während er mich wieder anblickt.

Dark SecretWhere stories live. Discover now