28. Kapitel

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„Wow, das wird ja immer spannender", bemerkt Kate mit einem Kichern.

„O Gott, was soll ich nur tun?", sage ich mit einem Stöhnen und lege mir anschließend theatralisch die Hände vor die Augen.

„Eigentlich ist das doch ganz einfach", erwidert Kate.

Ich sehe sie mit gerunzelter Stirn an.

„Du musst doch nur Spaß haben. Dein Boss verpflichtet dich doch geradezu dazu. Obwohl verpflichtet nicht das richtige Wort ist, denn Pflichten gibt es bei der ganzen Sache schließlich keine. Findest du das nicht herrlich?"

„Also, ich weiß nicht ..."

„Lass mich raten, du hast Angst um dein armes, kleines Herz", sagt Kate und fasst sich dabei mit beiden Händen an die Herzgegend.

„Ja, mach dich nur lustig. Ich habe zumindest noch eines."

„Oh, und ich auch. Mein Herz ist sogar so groß, dass ganz viel Liebe und Männer in diesem Platz finden. Und keine Sorge, meine Liebe, du hast in diesem natürlich einen Ehrenplatz."

Jetzt muss ich wirklich lachen. „Ok, ich bewundere, wie locker du die Dinge immer nimmst. Für diese Leichtigkeit liebe ich dich."

„Du könntest dir diese Leichtigkeit auch erlauben. Du traust dich nur nicht."

„Und was soll das jetzt heißen? Etwa, dass ich mich auf weitere Treffen mit ihm im Club einlassen soll?"

„Das musst du schon selbst entscheiden. Willst du denn?"

Schnell nippe ich an meinem Rotweinglas. Ich sitze in Kates gemütlichen Sessel ihr schräg gegenüber und spüre wie meine Wangen heiß werden. Will ich das? Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin und mal all meine Bedenken beiseitedränge, dann will ich das sehr wohl. Der Gedanke daran, was bei meinem nächsten Treffen mit Barron im Club passieren könnte, sorgt dafür, dass ein prickelnden, warmer Strom durch meinen Körper zieht.

Kates Glucksen reißt mich aus meinen Gedanken. „Und ob du willst", höre ich sie sagen.

Am nächsten Arbeitstag bin ich ungewöhnlich nervös. Obwohl ganz ungewöhnlich ist es eigentlich nicht. Denn schließlich habe ich gestern einfach mal auf dem Bürotisch mit meinem Chef Sex gehabt. Allein der Gedanke daran sorgt kurzzeitig für Schnappatmung bei mir. Eine Sache, die ich mich noch nicht einmal getraut habe, Kate zu gestehen. Dabei ist meine Freundin wirklich der offenste Mensch, den ich kenne. Aber das hätte vielleicht selbst sie etwas schockiert. Mich jedenfalls schockiert es im Nachhinein ungemein. Wie konnte ich mich gestern nur so vergessen. Und wie zum Teufel schafft es dieser Mann nur immer wieder, dass ich mich in seiner Gegenwart von meiner Lust vollkommen überwältigen lasse.

Das Ungewöhnliche an meiner heutigen Aufregung ist vielmehr, dass sie stärker als die Tage zuvor ist. Sobald ich durch die Flure laufe, klopft mir mein Herz bis in den Hals hinein. Einerseits sehne ich mich danach, Barron Landon zufällig zu begegnen, aber andererseits fürchte ich mich auch davor. Er ist ein Mann, der mich immerzu herausfordert. Ich lasse mich von meiner Lust leiten, wenn er bei mir ist, nur um im nächsten Moment wieder schrecklich und peinlich verlegen zu werden. Er hingegen macht nie den Eindruck, als ob er verlegen ist, sondern strahlt stets absolute Selbstsicherheit aus.

Es ist bereits Nachmittag als er tatsächlich wie aus dem Nichts auftaucht und ich beinahe in ihn hineinlaufe. Er umgreift meine Oberarme mit beiden Händen. Sein Griff ist vertraut fest, aber nicht ansatzweise schmerzhaft. Außerdem mag ich es, wenn er mich so fest anfasst. Sofort werde ich von seinem Wohlgeruch eingehüllt. Und mein Herz scheint in meiner Brust Purzelbäume zu schlagen. So weit ist es jetzt also schon gekommen.

„Gut, dass ich Sie treffe, Ms. Adams. Ich müsste dringend etwas mit Ihnen besprechen", sagt er.

Mein Gott, was will er mir damit sagen. Ich kann doch nicht schon wieder Sex mit ihm in seinem Büro haben. Es gibt Grenzen und diese ist bei dieser Sache definitiv erreicht.

Unwillkürlich schüttele ich leicht den Kopf.

„Nur drei Minuten für eine kurze Unterredung in meinem Büro", ergänzt Barron, während er mich eingehend mustert.

Ok, drei Minuten sind für Sex zu kurz. Oder?

Ich nicke und gehe anschließend neben ihm her in Richtung seines Büros. Blöderweise fühlt sich mein Kopf währenddessen absolut leer an. Noch nicht einmal ein geeignetes Small Talk Thema kommt mir in den Sinn. Wie kann es sein, dass ich mit diesem Mann Sex habe, aber nicht weiß, was ich mit ihm reden soll. Dabei ist es mir doch immer so wichtig, dass ich mit einem Mann gut und leicht reden kann. Aber mit Barron dreht sich offensichtlich wirklich alles nur um das Körperliche. Warum sonst sollte ich nicht wissen, was ich reden soll. Ich spüre, wie sich mein Kiefer anspannt, während er keinerlei Bestrebungen zeigt, unser Schweigen zu brechen. Dabei weiß ich ganz genau, dass er normalerweise in jeglicher Situation mit bewundernswerter Leichtigkeit ein Gespräch zum Laufen bringen kann. Aber genau jetzt schweigt er beharrlich. Verdammt!

Dark SecretWhere stories live. Discover now