3. Kapitel

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Wir laufen wieder bis zum Anfang des Flures. Kate zeigt auf eine mit Plüsch besetzte rote Tür.

„Wollen wir mal sehen, wer von den Herren dort drinnen sein Glück noch nicht gefunden hat", sagt sie mit einem Augenzwinkern, bevor sie ihre Hand nach dem goldenen Türgriff ausstreckt.

Die Bar erinnert mich an das Vorzimmer, in dem ich meine Verschwiegenheitsklausel unterschrieben habe. Die Wände sind mit bordeauxrotem Samt bespannt. An der Decke hängt ein opulenter Kronleuchter und auf der Theke stehen zwei Kerzenhalter mit roten Kerzen. Die Barhocker und die Tische und Stühle sind schlicht und schwarz und weiter hinten im Raum stehen zwei ebenfalls mit rotem Samt bespannte Sofas, die an den Seiten schwarze Holzverschnörkelungen aufweisen.

Die Bar ist gut besucht. Der Frauen- und Männeranteil ist ausgeglichen. Die Geschäftsführung vom Dark Secret ist wahrscheinlich darauf bedacht, ebenso viele weibliche wie männliche Mitglieder aufzunehmen.

Manche Besucher sind sehr elegant gekleidet. Einige Frauen tragen Cocktailkleider und manche Männer einen Anzug. Die meisten der Anwesenden sind jedoch ganz leger gekleidet. Eine Kleidernorm gibt es hier also offensichtlich nicht. Es ist der bunte Mix, der diesen Club ausmacht, hat Kate mir gesagt, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.

Als Kate und ich den Raum betreten, habe ich das Gefühl von allen Seiten beobachtet zu werden, ohne dass ich jedoch jemanden beim Gaffen erwische. Die Anwesenden haben die Kunst des diskreten Beobachtens anscheinend perfektioniert. Eines spüre ich jedoch sofort, der Raum ist erfüllt von einer flirrenden Energie.

Kate und ich lassen uns auf einen Barhocker direkt an der Theke nieder. Ich greife sofort nach einer der Getränkekarten. Mein Puls ist vor Aufregung mal wieder in die Höhe geschossen.

Um einen kühleren Kopf zu bekommen, bestelle ich eine Mangosaftschorle. Nachdem ich das Glas mit dem Saft erhalten habe, beobachte ich eine Weile die darin knackenden Eiswürfel und blicke dann wieder zu Kate auf.

Meine Freundin erwidert meinen Blick jedoch nicht, weil ihre Aufmerksamkeit offensichtlich von etwas oder jemanden hinter mir gefesselt wird.

„Oh Gott, Hannah, hinter dir ist der Typ, den wir eben beim Sex gesehen haben", platzt es aus ihr heraus.

„Oh", entfährt es mir und ich bekomme augenblicklich heiße Wangen.

Aber der Mann hat mich nicht gesehen, beruhige ich mich und außerdem war es ihm während seiner sexuellen Handlung schließlich bewusst, dass er beobachten werden könnte.

„Bist du dir sicher?", hake ich nach.

Kate nickt eifrig.

„Ganz sicher. Ich habe sein Gesicht sehen können. Er ist attraktiv und eindeutig der Mann von vorhin. Kannst dich gerne selbst überzeugen."

Ich zucke mit den Schultern.

„Ich konnte sein Gesicht nicht richtig sehen und würde ihn daher ohnehin nicht erkennen."

Trotzdem lässt die Vorstellung des Mannes hinter mir mein Blut in meinen Ohren rauschen.

„Er sitzt nur wenige Meter hinter dir direkt an der Theke. Der große, dunkelhaarige Mann", sagt Kate mit einem Zwinkern.

Schließlich gebe ich mit einem Seufzen meiner Neugierde nach und drehe mich langsam um.

Unmittelbar hinter mir sitzt ein glatzköpfiger Typ. Doch als ich meinen Blick weiterschweifen lasse, entdecke ich einen Mann, dessen Anblick mein Herzschlag gefühlt für einen Augenblick aussetzen lässt. Es ist kein geringerer als der oberste Chef und Eigentümer der Firma, für die ich seit sechs Monaten arbeite.

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