5. Kapitel

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Ich seufze tief.

„Aber unsäglich peinlich. Oder wäre dir das nicht peinlich an meiner Stelle?"

„Wie du weißt, ist mir im Gegensatz zu dir so schnell nichts peinlich. Ich an deiner Stelle würde das vor allem erst mal amüsant finden. Aber ich verstehe dich trotzdem voll und ganz. Soll ich uns einen Tequila bestellen wie zu guten alten Zeiten?"

„Habe ich heute nicht schon viel zu viel Alkohol gehabt. Du weißt doch hoffentlich noch, welche Wirkung dieser auf mich haben kann."

Kate lacht laut und so, dass wir sicherlich die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf uns ziehen und somit auch die von Mr. Landon. Aber je schneller er an mich herantritt und sich meiner Verschwiegenheit vergewissert, desto besser. Dann habe ich diesen Moment endlich hinter mich gebracht.

„Nur einer", sagt Kate.

Und ohne noch lange darüber nachzudenken, nicke ich.

Als wir kurze Zeit später unsere leeren Tequila-Gläser wieder auf den Tresen abstellen, bemerkte ich aus dem Augenwinkel eine Person, die neben uns getreten ist.

Es folgt ein Trommelwirbel meines Herzschlages.

Als ich jedoch einen Mann mit blonden Locken und breiten Grinsen neben uns stehen sehe, macht sich sofort Erleichterung in mir breit.

„Henry", begrüßte Kate den Mann, der mich immer noch angrinst.

„Wie ich sehe, hast du eine Freundin mitgebracht", sagt dieser und lässt mich dabei nicht eine Sekunde aus den Augen.

Kate stellt uns einander vor.

„Du wirkst ein bisschen nervös, Hannah", bemerkt Henry.

„Ist ihr erstes Mal hier", klärt Kate ihn auf.

„Verstehe. Hättet ihr denn Lust mich zu begleiten?", erkundigt er sich.

Kate sieht mich an. Ihr Ernst?

Gerade fühle ich mich für was auch immer wir machen würden, wenn wir mit diesem Henry mitgehen, nicht bereit.

„Ich denke, wir bleiben erst mal hier", erwidert Kate.

„Du kannst gerne mitgehen", sage ich an Kate gewandt und werde mir der Tragweite meiner Worte erst bewusst, nachdem ich sie ausgesprochen habe.

Wenn Kate mit diesem Henry mitgeht, bin ich ganz allein in dieser Bar und wahrscheinlich heillos überfordert.

Kate strahlt mich an, während ihre Lippen ein stilles Danke formen. Jetzt gibt es für mich wohl kein Zurück mehr.

Und was ist mit Mr. Landon hinter mir?

„Du musst auch keine Sorge haben. Ein Nein wird hier anstandslos akzeptiert."

Wirklich sehr beruhigend.

Kate beugt sich zu mir vor.

„Und er hat übrigens nicht mehr hierhergesehen. Vermutlich hat er dich wirklich nicht erkannt. Wenn du dich nicht noch mal zu ihm umsiehst, wird er dich bestimmt in Ruhe lassen. Und echt noch mal Danke. Sag mir aber, falls es doch nicht ok für dich ist, wenn ich dich hier kurz alleine lasse."

„Schon gut", lüge ich.

Kate und dieser Henry werfen sich mittlerweile schon ziemlich heiße Blicke zu. Und irgendwie bin ich wieder mal echt überrascht von meiner Freundin.

Sobald Kate und Henry verschwunden sind, fühle ich mich augenblicklich überfordert. Beinahe krampfhaft starre ich auf den Holztresen vor mir und studiere die Holzmaserungen, die ganz schwach unter dem dunklen Lack zu erkennen sind.

Was ist das nur wieder für eine Schnapsidee von mir gewesen, Kate in diesen Club zu begleiten.

Ich könnte mich, solange Kate weg ist, in den Toilettenräumen verbarrikadieren. Hier gehöre ich jedenfalls nicht her und außerdem sitzt mein Boss hinter mir.

„Ms. Adams", reißt mich plötzlich eine dunkle Stimme aus meinen Gedanken.

Mein Puls rast und mein Körper glüht, als ich langsam ... ganz langsam meinen Kopf wende und kurz darauf direkt neben mir Mr. Landon stehen sehe.

Auf seinen sonst glatt rasierten Wangen ist ein leichter Bartschatten sichtbar. Statt eines Maßanzuges trägt er eine schwarze Jeans, die seine schmalen Hüften betont und ein einfaches, weißes Shirt, das sich an seine gut ausgebildeten Brust- und Bauchmuskeln schmiegt.

Kurzum, mein Gegenüber sieht umwerfend aus.

Dark SecretWhere stories live. Discover now