21. Kapitel

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Auch das Gefühl, das nach der Explosion folgt, ist berauschend. Nichts als pure Entspannung durchströmt meinen Körper. Es dauert, bis sich sein und mein Atem beruhigen.

Er ist noch in mir. Und die Verbindung, die dadurch zwischen uns entsteht, haut mich völlig um. Er ist und bleibt schließlich ein Fremder für mich und doch fühle ich mich ihm für diesen einen Augenblick verbundener als vielen Menschen aus meinem näheren Umkreis. Oder besser gesagt, auf eine andere, besondere Weise verbunden. Ich habe ihm etwas von mir gezeigt, das ich anderen mir nahestehenden Personen und selbst meinem letzten Ex-Freund so nie offenbart habe. Erst jetzt wird mir vollkommen bewusst, wie intim es ist, die eigene Lust einem anderen Menschen absolut ehrlich und ohne Filter zu zeigen. Wahrscheinlich ist das wahre Lust, wenn sie mit einem Mindestmaß an Ehrlichkeit und Intimität verbunden ist.

Aber was wird passieren, wenn Dylan und ich uns jetzt wieder voneinander lösen? Wie wird es sein, wenn wir uns in der Firma zufällig über den Weg laufen? Werden wir dann wieder so kühl und distanziert zueinander sein? Können wir das jetzt überhaupt noch?

Nachdem sich Dylan aus mir herausgezogen hat, weiß ich für einen Moment nicht, wo ich hinsehen soll. Ich spüre noch deutlich die Dehnung zwischen meinen Beinen. Es fühlt sich ungewohnt an, vermutlich, weil ich schon viel zu lange keinen Sex mehr mit einem Mann gehabt habe.

Ich rücke mein Kleid wieder zurecht und frage mich, was ich jetzt zu Dylan sagen soll. Als ich mich von der Pritsche gleiten lasse und wieder Boden unter meinen Füße habe, fühlen sich meine Beine zittrig und butterweich an. Ok, in gewisser Weise ist Sex eben auch Sport.

Dylan, der sich sein Kondom bereits abgestreift und seine Hose wieder geschlossen hat, umgreift mich mit beiden Händen an meinen Oberarmen.

„Alles ok?", fragt er.

Ich nicke, obwohl ich mir darüber gar nicht so sicher bin. Das gerade eben ging ganz schön schnell. Wir haben uns noch nicht einmal richtig ausgezogen. Bin ich überhaupt schon einmal so sehr von meiner Lust dirigiert worden, frage ich mich. Nach meinen Erinnerungen jedenfalls nicht.

„Ich ... das ist komisch. Ich meine jetzt ...", stammele ich.

„Aber ansehen kannst du mich schon noch?", fragt Dylan und klingt dabei leicht belustigt.

„Natürlich, du Idiot", platzt es aus mir heraus.

„Funktioniert immer", bemerkt Dylan lachend.

„Was?", erkundige ich mich irritiert.

„Dem anderen durch Provokation die Verlegenheit zu nehmen."

„Du hast ja eine ganze Menge Psychotricks auf Lager."

„War doch harmlos", erwidert er schulterzuckend.

„Und was sagt man jetzt nach dem ...?"

„Du musst mir nicht sagen, dass es dir gefallen hat, denn das habe ich auch ohne Worte gespürt."

„Wow, bist du selbstüberzeugt."

„Ich wollte dich sehen, und ich habe dich gesehen. Ein vorgetäuschter Orgasmus war das jedenfalls nicht. Aber ein Orgasmus macht noch keinen guten Sex aus."

„Und was macht guten Sex aus?"

„Der Gradmesser für guten Sex ist wahrscheinlich das Gefühl, das man nach dem Sex hat. Du wirkst sehr entspannt, viel entspannter als zuvor. Und ich sehe da etwas in deinen Augen."

„Du beobachtest mich anscheinend permanent."

„Ja."

„Und wenn mir das unangenehm ist?"

„Ist es dir unangenehm, weil es dich verlegen macht?"

Ich boxe ihn leicht gegen seine breite Brust.

„Und hat es dir gefallen? Ich war offensichtlich zu sehr mit meiner eigenen Lust beschäftigt, um dich permanent zu beobachten."

Er lächelt.

„Schön, dass du ganz bei dir gewesen bist. Ja, es hat mir gefallen, Hannah."

„Ich meine, du hast ja normalerweise mit weitaus erfahreneren Frauen Sex."

„Nicht immer. Aber das spielt auch nicht zwangsläufig eine Rolle. Das gerade eben war ziemlich schnell und es hat dennoch meine Erwartungen übertroffen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so scharf gewesen bin. Ernsthaft. Und nur zu deiner Information – ich habe noch nie etwas mit einer meiner Angestellten gehabt und bis vor kurzem war ich auch noch fest davon überzeugt, von dieser Regel auf gar keinen Fall abzuweichen. Und dann hat mich diese animalische Lust ergriffen", gesteht er lachend.

Ich habe in ihm diese animalische Lust erzeugt! Oh, mein Gott!

Dark SecretWhere stories live. Discover now