Kapitel 36

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„Also ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ich habe keine Lust einem live Porno beizuwohnen", räusperte sich James neben uns.

Peinlich berührt schnellte ich zurück und brachte etwas Abstand zwischen mich und Jason, der mich immer noch fest mit seinen Armen umfing. Ich spürte wie Hitze in meine Wangen stieg und hoffte, dass niemand diese sehen würde.

„Du hättest ja gehen können." Jason lachte amüsiert auf und legte einen Arm um meine Schulter. „Aber keine Sorge, Bruderherz, auch für dich werden wir noch die Richtige finden."

James blickte ihn nur an, als hätte er gerade verkündet auf den Mond fliegen zu wollen.

„Du weißt genau, dass das nicht geht. Ich hatte meine Chance und werde keine zweite bekommen."

„Wer weiß? Ich habe doch auch die Chance bekommen mich mit Lucy zu verbinden, obwohl es erst du warst. Vielleicht kommt eines Tages auch für dich ein Mädchen, das du lieben wirst so wie ich Lucy", trat er James Meinung entgegen, während mir ein ungläubiger Laut entkam. Hatte er mir gerade etwa indirekt gesagt, dass er mich liebte?

Die Erkenntnis sickerte in meinen Körper wie heiße Lava.

Er liebte mich.

Er liebte mich wirklich ... aber liebte ich ihn auch?

Ja, ich empfand etwas für ihn, das mehr als nur Freundschaft war und jedes Mal, wenn er sprach, mich ansah, mich berührte rauschte etwas wild durch meinen Körper, das mich unaufhörlich an ihn denken ließ.

Bisher dachte ich, es wäre die Verbindung, die mich so fühlen ließ, aber mittlerweile war ich mir da nicht mehr so sicher.

„Was ist los?", unterbrach Jason meinen Gedankengang und schnell wandte ich den Kopf ab.

„Nichts. Lass uns zurück gehen."

Die kalte Nachtluft umfing meinen Körper als ich mich aus Jasons Armen befreite und in Richtung der dunklen, bedrohlichen Mauer stampfte. Hinter mir hörte ich die leisen Schritte von James und Jason.

Während ich durch den Wald ging, immer wieder einen der Äste aus dem Weg strich und dem Rufen einer nicht weit entfernten Eule lauschte, streiften meine Gedanken immer wieder zu dieser einen Frage zurück:

Liebte ich ihn?

Auch wenn ich mein ganzes Leben nicht wirklich gewusst hatte, was Liebe war, war ich mir sicher, dass ich Jason. Die Gefühle, Empfindungen, Gedanken und so vieles mehr, die wir teilten. All die gemeinsamen Erinnerungen, die guten und schlechte, hatten mich hier an diesen Punkt gebracht. Dieses aufgeregte Kribbeln in meinem ganzen Körper und das tiefe Verlustgefühl, wenn er nicht in meiner Nähe war, das alles konnte unmöglich von der Verbindung allein kommen.

Mit dieser Erkenntnis fühlte ich mich auf einmal unendlich leicht. Als hätte die Natur meine Gedanken lesen können, flogen auf einmal ein Schwarm wunderschöner Glühwürmchen vorbei und beleuchteten den Wald. Die vielen kleinen Blumen, die ich auf dem Weg hierher kaum wahrgenommen hatte, leuchteten jetzt in all ihren Farben und Formen.

Auf einmal legte sich von hinten ein Arm um mich. „Wunderschön, oder?"

„Ja", hauchte ich berührt.

„Ich hatte gehofft, dass sie heute zu sehen sind."

Ich drehte mich in Jasons Armen um. „Bist du oft hier draußen?"

Sein intensiver Blick ließ mich erschaudern. „Nur, wenn ich mal Zeit zum Nachdenken brauche."

Ich betrachtete ihn eingehen. Sein schönes Gesicht, die markanten Konturen, die unfassbar weichen Lippen, die leicht zusammengezogenen Augenbrauen und schließlich seine himmlischen meeresblauen Augen.

Langsam beugte ich mich vor und streifte vorsichtig mit meinen Lippen über seine.

„Ich liebe dich", wisperte ich leise.

Seine Augen weiteten sich kurz, bevor er seine Lippen fest auf meine presste. „Ich liebe dich auch." Das waren seine letzten Worte, bevor er mich anhob und ich meine Beine um seine Hüfte schlang. Fest zog ich ihn an seinen Haaren näher an mich heran, die Wärme nicht mehr missen wollend. Seine Zunge drang in meinem Mund und seine Hände fuhren Bahnen über meinen Körper.

„Ich liebe dich und ich werde dich nie wieder gehen lassen, nur damit du das weißt", knurrte er regelrecht in meinen Mund, was mich auf keuchen ließ.

„Besser ist es. Und jetzt mach endlich weiter."

Verschwunden und VergessenWhere stories live. Discover now