Kapitel 40

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Inzwischen waren ein paar Tage seit dem Vorfall vergangen, aber dennoch machten sich James und Jason große Sorgen wegen der Drohung ihres Vaters. Auch ich machte mir viele Gedanken darüber.

Was würde er tun? Zu was war er wirklich im Stande? Waren es vielleicht doch nur leere Worte gewesen?

Auf all diese Fragen wusste ich keine Antwort und so blieb uns nichts anderes übrig als normal weiterzumachen.

Naja, was heißt normal?

Weder James noch Jason ließen mich in der Schule auch nur für einen Augenblick allein, da sie sorge hatten Evander würde mir etwas antun, was ich aber für völligen Quatsch hielt.

Das aber hatte leider zu folge, dass ich Lia extrem vernachlässigte was sie mir auch am folgenden Tag nur zu deutlich machte.

„Bist du jetzt etwa zu gut um dich mit mir abzugeben? Gehörst du jetzt zu den Coolen, weil du ständig mit den zwei fuck Boys rumhängst. Bin ich dir etwa so zuwider geworden, dass du nicht einmal mit mir redest?", warf sie mir das alles vor.

Wir standen mitten im Schulhof und wurden misstrauisch von den Zwillingen beobachtet, die ich wenigstens für ein paar Minuten hatte wegschicken können.

„Nein, das stimmt nicht. Es tut mir wirklich unglaublich leid. In letzter Zeit war nur so viel los, dass ich einfach keine Zeit hatte", versuchte ich mich zu verteidigen.

Ich wusste zwar selbst genau, dass sie Recht hatte. Ich war nicht fair zu ihr gewesen und hatte, wenn ich ehrlich war kaum einen Gedanken an sie verschwendet. Auch das tat mir unglaublich leid und auch alles was passiert war war keine Entschuldigung dafür.

„Du hast mich einfach fallen lassen für irgendeinen Jungen, den du kaum kennst. Du stellst das wirklich über unsere jahrelange Freundschaft?"

„Er ist nicht nur irgendein Junge. Er ist..."

„Ja? Was ist er? Du bist ihm also wirklich so sehr verfallen, dass du ihn über alles stellst. Ich hätte echt nicht gedacht, dass du so blind vor Liebe sein kannst. Ich habe dich für klüger gehalten."
Sie schüttelte ungläubig den Kopf, als könnte sie nicht glauben, dass es wirklich ihre beste Freundin war, die hier vor ihr stand.

„Ich bin ihm nicht verfallen. Es ist etwas anderes, aber das kann ich dir nicht sagen."

„Merkst du nicht wie schlecht sein Einfluss auf dich ist. Bevor er kam hättest du mich nie fallen lassen. Ich habe echt gedacht ich wäre dir wichtiger als irgendein Typ, bei dem du nicht einmal weißt mit wie vielen er schon geschlafen hat." Sie fuhr sich mit traurigen Blick durch ihre roten Locken.

„Es tut mir leid. Natürlich bist du mir wichtig aber-"

Sie unterbrach mich: „Was aber? Was war so wichtig, dass du es über alles gestellt hast?"

„Ich- Ich kann es dir nicht sagen. Es tut mir so leid."

Ich konnte ihr doch schlecht erklären, dass ich meinen Seelenverwandten gefunden hatte und wir jetzt von seinem Vater bedroht wurden.

„So du kannst es mir also nicht sagen. Ich dachte wir wären beste Freundinnen."

„Sind wir doch auch! Aber bitte ich kann es dir einfach nicht erklären", verzweifelt versuchte ich es ihr irgendwie klar zu machen.

„Na gut. Wenn du es mir nicht sagen willst, dann ist hiermit unsere Freundschaft beendet", sagte sie und drehte sich um und ging.

„Warte, Lia! Bitte!", schrie ich ihr hinterher.

„Was hast du noch zu sagen?" Man hörte deutlich die Enttäuschung, die aus ihren Worten sprach.

Ich senkte den Kopf. „Ich will nicht, dass unsere Freundschaft so endet. Ich werde es dir erklären. Aber nicht jetzt und nicht hier. Ich komme heute Nachmittag zu dir, okay?"

Kurz überlegte sie, sagte aber dann: „Na gut. Ich werde dann auf dich warten und verlange eine vernünftige Erklärung, verstanden?"

Ich nickte, dann drehte sie sich um und ging.

Erschöpft schoss ich die Haustür hinter mir und seufzte. Nach dem Streit mit Lia hatten mich die Jungs auch nicht in Ruhe gelassen sondern sie waren der festen Überzeugung mich den ganzen Tag lang noch begleiten zu müssen. So war es mir unmöglich gewesen irgendwie darüber nachzudenken was ich zu Lia sagen sollte. Ob ich ihr die Wahrheit erzählen konnte oder ihr doch lieber eine Lüge auftischte.

Auch auf dem Weg nach Hause waren sie meine ständigen Begleiter gewesen.
Die Befürchtung, dass Evander mir etwas antun könnte in der Sekunde, in der sie mich aus den Augen ließen, war einfach zu groß.
In gewisser Weise verstand ich es, aber das hielt mich nicht davor zurück genervt von ihnen zu sein. Deshalb hatte ich "vergessen" ihnen zu sagen, dass ich heute noch zu Lia ging.

Erneut seufzte ich und zog nachdenklich die Stirn in Falten.

„Was ist los, Lucy?", erklang die Stimme meines Bruders. Er hatte heute die letzten beiden Stunden Ausfall gehabt und war deswegen schon zu Hause.

„Lia verlangt eine Erklärung von mir warum ich sie so vernachlässigt habe und ich habe ihr gesagt, dass ich es ihr erklären weder, aber ich habe keine Ahnung wie."

Verzweifelt schaute ich Sebastian an.

„Komm erst einmal rein, dann werden wir darüber reden."

Ich folgte ihm ins Wohnzimmer und setzte mich neben ihn auf die Couch.

„Was soll ich nur tun, Sebastian?", fragte ich ihn.

„An deiner Stell würde ich ihr die Wahrheit sagen. Ich meine, sie ist deine beste Freundin und das schon seit Jahren. Wenn einer es verstehen würde, dann sie. Es ist zwar immer noch deine Entscheidung wie viel du ihr sagst, aber versetz dich mal in ihre Lage. Du hast sie in der letzten Zeit mehr als nur vernachlässigt und sie wusste nicht einmal warum. Du musst verstehen wie sie sich gefühlt haben muss", sagte er und hatte mit allem Recht.

Ich musste ihr einfach die Wahrheit erzählen, denn nur das hatte sie verdient.

„Danke, Sebastian. Jetzt weiß ich was ich zu tun habe."

„Dafür bin ich da."

Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, war ich sofort losgegangen. Da Lia zum Glück nicht weit von mir entfernt wohnte, konnte ich zu Fuß gehen.

Während ich so durch die Straßen schlenderte, machte ich mir Gedanken wie ich anfangen sollte.

Sollte ich bei der ersten Nachhilfestunde beginnen oder doch an meinem Geburtstag, wo ich auf einmal diese merkwürdigen Gefühle hatte.

Bei dem Abend, an dem die Zwillinge mir alles gesagt hatten wäre auch ein guter Anfang, oder?

In Gedanken merkte ich nicht, dass ich verfolgt wurde bis von hinten auf einmal ein Tuch um Mund und Nase gelegt wurden.

Blitzartig wollte ich mich umdrehen, doch ich wurde von einem kräftigen Arm in Position gehalten.

Ich wollte schreien, um mich treten, doch mit jedem weiteren Atemzug, in dem ich das giftige Chloroform in meine Lungen saugte, wurde mein Körper schwächer und meine strampelnden Bewegungen fahriger.

Sollte es wirklich so enden?

Ich spürte immer weiter wie mir meine Sinne schwanden und meine Gedanken vernebelt wurden. Ich nahm alles nur noch wie durch einen Schleier war.

Das Letzte, was ich hörte bevor mir schwarz vor Augen wurde war die Stimme Evanders, die leise lachend in mein Ohr flüsterte: „Ich habe doch gesagt, dass ich euch vernichten werde."

Verschwunden und VergessenOnde histórias criam vida. Descubra agora