Kapitel 20

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Jason

Ich blickte James an. Was zu Teufel tat er denn hier? Aber die viel bessere Frage war eigentlich, was ich hier tat. Ich wollte mich von Lucy fernhalten. Klar, war ich nicht dumm und hatte längst bemerkt, dass die Nebenwirkungen auch bei Lucy erschienen, doch ich dachte ich hätte mehr Zeit. Aber als ich heute gesehen hatte, dass Lucys beste Freundin sie vergessen hatte, wusste ich es wurde langsam ziemlich kritisch.

Normalerweise kamen die Nebenwirkungen erst bei Personen denen man nicht nahesteht. Und dann breiten sie sich immer weiter aus. Normalerweise hatte man auch länger Zeit. Aber wenn mich nicht alles täuschte standen sich Lucy und Lia sehr nahe. Das war nicht gut. Und zwar gar nicht gut.

Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis auch ihre oder auch meine Familie nicht mehr wusste wer wir sind. Und das konnte ich ihr nicht antun. Ich hatte sowieso schon viel zu lange gewartet. Ich hatte ihren Schmerz gefühlt, als sie realisierte, ihre beste Freundin verloren zu haben. Kurzerhand hatte ich sie einfach weggezogen, ohne darüber nachzudenken. Und dann war alles ausgeartet. Ich hatte nicht vorhergesehen, was passieren würde und könnte mich jetzt am liebsten selbst schlagen. Anstatt ihr endlich die Wahrheit zu sagen, die sie eigentlich schon so lange verdient hat, drehe ich durch und küsse sie dann auch noch.

Allein bei dem Gedanken von ihren weichen Lippen auf meinen beginnt mein Körper zu kribbeln.

Fuck. Dieses Mädchen machte mich verrückt.

Was ich aber noch weniger geplant hatte, war mein Bruder. Ich hatte komplett vergessen, dass er heute eine Art Besichtigung haben soll. Aber woher sollte ich das auch wissen? Er hätte wirklich in jedes Zimmer kommen können.

Es machte mir Angst, wenn ich nur daran dachte, was er mit Lucy vorhatte. Ich zweifelte keinen Augenblich daran, dass er es wirklich durchziehen würde. Jeder Mensch, der dieses besondere Gen in sich hat, kann sich mit jemand anderem dieser Rasse verbinden. Normalerweise passierte dies nur, wenn es Seelenverwandte waren so wie ich und Lucy. Doch um Lucy zu „retten", wie er es nennen würde, konnte er sich mit ihr verbinden. Es kam zwar selten vor, aber manchmal waren Seelenverwandte tatsächlich nicht für einander geschaffen und lehnten sich gegenseitig ab. Dann aber mussten sie damit rechnen zu Verschwinden oder sich jemanden suchen, der bereit war, ich mit ihnen zu verbinden und somit seinen eigenen Seelenverwandten aufzugeben. Es war aber nicht mal sicher, dass man diesen fand. Es konnten auch jemand sein, die auf der anderen Seite der Welt lebte und dem man niemals begegnen würde. Deshalb hatte es mich ja auch so überrascht, sie jetzt schon gefunden zu haben.

Aber das, was mir noch viel mehr Angst machte, als zu verschwinden oder Lucy an James zu verlieren, war James Blick mit dem er Lucy betrachtete. Als würde er sie besitzen. Als würde sie ihm gehören.

„Was tust du hier?", fragte ich. Ich musste unbedingt unterbinden, wie er sie ansah.

Lucy war wie erstarrt und konnte nicht aufhören ihn anzustarren.

Plötzlich begann James wie ein Irrer zu Lachen. „Sie ist es tatsächlich." Er sah zu mir. „Sie gehört tatsächlich zu uns beiden."

Es dauerte einen Moment, bis diese Information zu mir durchgesickert war und ich ihre Bedeutung verstand. Dann schüttelte ich den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein. Ich meine, wie wahrscheinlich war das? Es kam vielleicht gerade mal ein Mal in fünfhundert Jahren vor.

Fakt war aber, dass James Lucys Seelenverwandter war.

James wandte sich zu Lucy. „Tut mir leid. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin James. Jasons reizender Zwillingsbruder." Wie ein Gentleman ging er zu ihr und half ihr vorsichtig auf die Beine. Er widerte mich an. Dieses ekelhafte Getue nur um seinen Plan durchzusetzen.

Verschwunden und VergessenWhere stories live. Discover now