Das nannte Melissa mal einen ausführlichen Bericht. Sie versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten, als eine Frau mittleren Alters an ihren Tisch trat. »Guten Morgen, die jungen Damen. Ich sehe, ein neues Gesicht.« Freundlich lächelte sie Melissa an. »Darf ich mich vorstellen? Ich bin Helena, die stolze Besitzerin dieses bescheidenen Ladens. Womit kann ich euch heute eine Freude machen?«

Vor Melissa stand eine hochgewachsene, auffällig gekleidete Frau mit einem weit geschnittenen dunkelgrünen Pullover und helle flattrige Hosen. Lange, markant designte Ketten fügten sich harmonisch in ihren Style und sie erschien genauso einzigartig, wie ihr Lokal.

»Ihr Laden ist ein wunderbarer Ort«, sprudelte es aus Melissa heraus. »Ich habe so etwas beeindruckendes selten gesehen.«

»Ich fühle mich sehr geehrt, Danke. Tatsächlich teile ich deine Meinung. Aber es ist immer wieder schön zu hören, wenn Menschen gefällt, was ich geschaffen habe.« Helena zwinkerte Melissa zu. »Ich hoffe, das Essen gefällt dir hier genauso gut wie das Ambiente, also, was darf es sein?«

»Wir hätten gerne das große Frühstück mit Tee und Kaffee«, bestellte Lia für Melissa mit, bevor diese eine Gelegenheit hatte, etwas zu sagen.

»Kommt sofort.« Helena drehte sich um und entschwand ihren Blicken.

Lia wendete ihre Aufmerksamkeit wieder Melissa zu.

»Möchtest du noch etwas wissen über Marlons Fähigkeiten? Immerhin betrifft es dich direkt und ich denke, du hast alles Recht dazu, genau Bescheid zu wissen.«

»Tara hat erwähnt, du warst dabei, als Marlon den Rettungszauber gesprochen hat. Wie war das genau?« Zu gerne wollte Melissa wissen, welche Rolle Lia bei der Geschichte gespielt hatte.

»Ja – nein – also nicht die ganze Zeit. Ich war leider nicht in der Nähe, um schnell genug dort zu sein. Erst als Marlon den verhängnisvollen Zauber bereits gesprochen hatte, bin ich eingetroffen. Ich habe dann trotzdem versucht, ihn so gut ich konnte zu unterstützen. Das war irre, sag ich dir. Es katapultierte mich geradewegs zu Nicolas, welcher sich in einem Wald befand, reglos auf dem Boden liegend. Wie ein Geist schwebte ich über ihn und betrachtete die Situation, Marlon konnte ich an meiner Seite spüren. Zwei Männer und eine Frau waren bei Nicolas und sie waren ziemlich ekelig zu ihm. Du hast das auch alles mit angesehen, richtig? Du warst dort?« Lia sah Melissa mit großen Augen an. Mitgefühl lag in ihrem Blick.

Melissa fühlte sich auf einmal, als wäre sie wieder in der Nacht im Wald und würde die Szene erneut miterleben. »Ja – ich hatte mich versteckt.« Ihre Stimme war so dünn, dass sie fast nicht zu hören war.

»Du musst große Angst gehabt haben. Soll ich wirklich weitererzählen?«

»Ja, auf jeden Fall. Ich halte das aus.« Melissa klang optimistischer, als sie sich fühlte.

»Ok. Die fremde Frau im Wald schlug schließlich vor, sie sollten Nicolas verbrennen.« Lia strich sich angespannt eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Marlon begann immer hektischer zu atmen und ich konnte seine Panik fast körperlich spüren – und dann war ich nicht mehr im Wald, sondern wieder in Adams Stube und Marlon kippte neben mir um. Diese Art Zauber hatte alle Energie aus ihm herausgezerrt. Der war mindestens drei Nummern zu hoch für ihn. Zum Glück hat er sich gut erholt. Keiner bei uns wusste zu dem Zeitpunkt, wie die Sache ausgegangen war. Ich fuhr schließlich nach Hause und ließ Marlon bei Adam zurück, damit er sich erholen konnte. Erst später erzählte Marlon mir, dass eine Frau, die einfach im Wald aufploppte Nicolas das Leben gerettet hatte. – Du.«

Melissa wusste nicht, wie sie auf diesen Bericht reagieren sollte, und war dankbar, als Helena mit den dampfenden Getränken an ihren Tisch trat und sie damit um eine Antwort herumkam. Sie fand es erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Lia die Existenz von Magie hinnahm, ihr selbst fiel dieses noch immer schwer.

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