„Hast du Sehnsucht?", fragt er mich leise.

Ich schnappe nach Luft.

„Nach dir?", frage ich kopfschüttelnd.

„Man kann nach vielem Sehnsucht haben", erwidert er.

„Ist nicht jeder ein wenig sehnsuchtsvoll?", bemerke ich.

Er lächelt mit einem Schulterzucken und verabschiedet sich dann von mir.

13 Uhr? Soll ich es wirklich wagen?

Zwei Minuten vor der vorgeschlagenen Uhrzeit stehe ich tatsächlich vor Mr. Landons Bürotür. Von seiner Assistentin ist zum Glück nichts zu sehen. Ich bleibe mit pochendem Herzen vor der verschlossenen Tür stehen und beobachte, wie sich der Sekundenzeiger auf meiner Armbanduhr vorwärtsbewegt. Die Zeit dehnt sich aus und ist doch viel zu kurz gewesen, als die letzten zwei Minuten bis 13 Uhr vergangen sind. Entspannungstechniken! Ich weiß doch genau, was dahintersteckt. Deshalb sollte ich auch nicht hier stehen. Zum einen, weil es immer eine gefährliche Sache ist, sich auf ein sexuelles Verhältnis mit dem Boss einzulassen und zum anderen, weil ich bereits nach der ersten Begegnung mit Mr. Landon emotional involvierter bin, als gut für mich ist. Ich sollte das Ganze, wenn dann nur auf das Körperliche beschränken. Aber kann ich das? Und geht so etwas überhaupt? Ich glaube kaum. Aber all das scheint mir letztendlich egal zu sein, denn sonst würde ich nicht hier stehen und kurz darauf mit den Handknöcheln an Mr. Landons Bürotür klopfen.

„Herein", höre ich seine dunkle Stimme sagen.

Auch den letzten Moment für eine Flucht lasse ich verstreichen und öffne stattdessen die Tür vor mir.

Mr. Landon sitzt zurückgelehnt in seinem Bürostuhl. Beste Alphamännchenpose nehme ich mit einem inneren Augenverdrehen seine entspannte Sitzposition wahr. Ich sollte gehen! Ganz unbedingt! Doch ich betrete den Raum und schließe die Tür hinter mir fest und beinahe lautlos.

„Und hast du es dir überlegt, ob du die Mitgliedskarte behältst?", fragt er mich gleich, während er sich leicht in seinem Stuhl vorbeugt.

„Ich weiß noch nicht", antworte ich.

„Was lässt dich schwanken?"

„Ich weiß noch nicht, ob ich wirklich so abgebrüht bin."

Für einen Moment habe ich den Eindruck, dass er irritiert ist. Dann nickt er jedoch.

„Verstehe", bemerkt er, während er seinen Blick schamlos über meinen gesamten Körper gleiten lässt. Das fühlt sich wie eine Berührung an und auch wenn es mir nicht gefallen sollte, nicht in diesem Augenblick in der Firma in seinem Büro, genieße ich seine Aufmerksamkeit doch in vollen Zügen. Ich genieße es so sehr, dass ich mich nicht rühre, sondern ihn stattdessen nur anstarre. Diese wortlosen Momente zwischen uns sind die intensivsten.

„Ich sollte gehen, deine Assistentin war eben nicht an ihrem Platz", sage ich. Meine Stimme klingt leicht belegt.

„Sie ist gerade in die Mittagspause gegangen", erwidert er und hat dabei wieder dieses vielsagende Grinsen auf den Lippen.

Ich nicke, bleibe stehen, will gehen und will zugleich auf ihn zugehen oder mich eben einfach nur in seiner Aufmerksamkeit baden.

„Möchten Sie noch etwas von mir, Mr. Landon?", frage ich ihn bewusst förmlich.

„Ja", erwidert er und klopft sich anschließend sacht mit dem Zeigefinger auf die Unterlippe.

„Und was?", erkundige ich mich. Wann habe ich eigentlich entschieden, die Naive zu spielen?

„Fühlen Sie sich bereit für eine Entspannungstechnik, Ms. Adams?"

Ich schlucke.

„Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich bei dieser Art von Entspannungstechnik wirklich entspannen werde."

Dark SecretWhere stories live. Discover now