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Am nächsten Morgen hatte ich mich wieder in den Trainingsraum begeben und versucht meine Gedanken zu sortieren.

Es gelang mir kaum. Zu sehr kreiste alles um Adrianne und Arden. Darum, dass Arden... sterben musste. Und auch, wenn es von Anfang an der Plan war und ich mich wieder und wieder dafür entschieden hatte. Etwas in mir zog sich bei dem Gedanken daran krampfhaft zusammen.

Verräterin. Das war es was ich war. Was mein verräterisches Herz war, mein Körper, der sich immer noch zu ihm hingezogen fühlte, auch, wenn sich seit über einer Woche diese eisige Stille über uns gelegt hatte. Ich brannte. Brannte tief in meinem Inneren noch immer für ihn.

Hatte Hoffnung gehabt, dass er vielleicht doch der Mann war, den ich in ihm sehen wollte. Aber hatte diese Hoffnung wieder begraben müssen. Denn wenn ich diese Hoffnung weiter nährte, weiter daran festhielt... Ich würde es nicht übers Herz bringen, würde Adrianne nicht aus vollem Herzen unterstützen können.

Verräterin. Ich war eine dreckige Verräterin dafür, dass ich so fühlte. Dass ich diese Hoffnungen überhaupt erst hatte. Hoffnungen für einen Mann, der das Todesurteil meiner Schwester unterschrieben hatte. Der tausende unschuldige Leben für seinen sinnlosen Krieg forderte, tausende Unschuldige zu ihrem Schicksal verdammte.

Er war ein Monster. Und ich schaffte es nicht mir einzugestehen, dass ich vielleicht selbst eins war. Dass die Tatsache, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte, mich zu einer Verräterin machte. Wie konnte ich den Tod meiner Schwester zu rechtfertigen zu versuchen. Wie konnte ich...

Ich wirbelte herum. Überwältigt von der Präsenz hinter mir.

Arden.

In Trainingskleidung, an den Türrahmen gelehnt. Die muskulösen Unterarme entblöst, ein Holster um den Oberkörper geschnallt.

Ich stand reglos da, während er mich vom Eingang aus beobachtete. Wie lang stand er schon da und beobachtete mich dabei, wie ich den Sandsack bearbeitete?

Ich wusste nicht, ob es Zufall war, dass ich die letzte Woche immer allein in seinem Trainingsraum gewesen war, oder ob er dafür gesorgt hatte, dass weder jemand anders, noch er selbst anwesend war, wenn ich hier war.

"Ich hab dich hier nicht erwartet", brachte ich schließlich heraus, nachdem ich mich aus meiner Starre gelöst hatte.

"Es ist immer noch mein Trainingsraum." Er verschränkte die Arme.

Ich schluckte. Richtig. Sein Trainingsraum. Sein Schloss. Sein verdammtes Königreich. Einen Moment stand ich wie festgefroren, bevor ich mich entschied zu gehen.

"Bleib doch hier", bot er mir an, während er mich beobachtete, wie ich hastig meine Sachen zusammensuchte.

Bleib doch hier, Kleine. 

War ihm bewusst, dass er diese Worte bereits einmal zu mir gesagt hatte. In einem anderen Kontext. Einer anderen Zeit.

Bevor ich gewusst hatte, dass er mein Seelengefährte war. Bevor alles so unendlich kompliziert geworden war. Bevor ich mich zwischen die Fronten geschmissen hatte. Bevor ich zur Verräterin wurde. Verräterin an meiner Schwester. Und an meinem Seelengefährten

Ich zögerte. Das Verhältnis zwischen uns war noch immer angespannt.

"Ich dachte du könntest mich nicht mehr sehen."

"Ich konnte es nur nicht ertragen in deiner Nähe zu sein, wenn meine Anwesenheit so eindeutig nicht gewollt ist. Ich wollte dir den Freiraum geben, den du brauchtest, aber es war nie mein Wunsch dich nicht zu sehen", stellte er klar und kam einige Schritte auf mich zu.

Mated GamesWhere stories live. Discover now