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"Xav, hey", flüsterte ich leise aus der Ecke, in der ich auf ihn gewartet hatte.

Als er noch immer nicht reagierte schaute ich, ob der Gang wirklich leer war und zog ihn schließlich am Ärmel zu mir in die Nische.

"Rue, was zur Hölle?"

"Hast du Antwort von Enno oder Joyce?", wollte ich wissen, bevor er weiterreden konnte.

Ich hatte Xavian gestern Morgen Bescheid gegeben, dass ich mich mit den Rebellen treffen wollte. Möglichst noch am selben Tag. Aber nachdem ich den ganzen Tag auf eine Antwort gewartet hatte, war ich mir nicht mehr sicher, ob Enno und Joyce einem Treffen zustimmen würden.

Also hatte ich heute morgen gewartet, bis Xavians Schicht vorbei war, um ihm auf den Weg in seine Unterkunft aufzulauern.

"Haben sie dir nicht geantwortet?", fragte er flüsternd.

Ich schüttelte den Kopf.

"Ich bin davon ausgegangen, dass sie mir über dich antworten würden", erklärte ich.

Xavian kratze sich ratlos am Hinterkopf.

"Ich habe die Nachricht auch nur an einen Boten weitergeleitet. Bist du sicher, dass du für einen Boten erreichbar warst?", wollte er von mir wissen.

"Ja verdammt. Ich bin gestern den ganzen Tag ziellos durch den offiziellen Teil des Schlosses und durch den Garten gestrichen. Sie hätten mehr als genug Möglichkeiten gehabt, mir eine Nachricht zu überbringen."

Xavian runzelte die Stirn.

"Ich denke, dass sie mich nicht treffen wollen", fügte ich hinzu, diesmal etwas drängender.

"Aber du meintest du hast etwas herausgefunden?", hakte er verwirrt nach.

"Ja, ich hab Dokumente gefunden, die dafür sprechen, dass der König vielleicht ähnliche Ansichten hat wie die Rebellen." Ich senkte meine Stimme noch weiter.

Xavian schaute sich wachsam um, bevor er antwortete.

"Ruelle, das kann nicht sein." Ich hatte mit dieser Reaktion gerechnet. Wusste, dass es unglaubwürdig klang.

"Doch Xavian, ich war in seinem Büro. Es waren unzählige Gesetzesentwürfe." Ich schaute ihn bittend an. Er musste mir vertrauen. Wir kannten uns zu lang, zu gut. Wenn Xavian mir nicht vertraute, dann tat es vermutlich niemand.

"Ich muss um jeden Preis mit den Rebellen sprechen. Das, was ich entdeckt habe", ich stockte, bevor ich die richtigen Worte fand, um weiter zu sprechen. „Es könnte bedeuten, dass wir vielleicht mit Arden in Verhandlungen treten können."

"Du nennst ihm beim Vornamen?" Xavian sah mich ernst an. Und erst jetzt merkte ich, dass ich ihn tatsächlich Arden genannt hatte. Und nicht Alpha oder König.

"Ruelle, weißt du wie das aussehen wird, wenn du so zu den Rebellen marschierst? Und ihnen sagst, dass Arden", er betonte den Namen, als würde ich nicht wissen, was es bedeutete, "vielleicht doch nicht so korrupt und machthungrig ist wie wir denken?"

Ich biss mir auf die Lippe.

"Und ist dir bewusst, dass du damit geradewegs zum Ziel wirst? Verdammt, es wird aussehen, als würdest du dich mit ihm solidarisieren."

"Du glaubst mir nicht." Es war keine Frage.

Xavian zögerte.

"Doch, ich glaube dir. Aber ich glaube auch, dass du nicht neutral bist. Es gar nicht sein kannst, egal wie sehr du dir einredest, dass du ihn hasst."

Egal wie sehr du dir einredest, dass du ihn hasst.

Redete ich es mir wirklich ein? Konnte es sein, dass ich ihn nicht hasste? Den Mann, der für den Tod meiner Schwester verantwortlich war. Wie könnte ich etwas anders als Hass für ihn empfinden. Was wäre ich dann für eine Schwester.
Ich wäre eine Verräterin.

Mated GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt