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Am nächsten Morgen hatte ich mich zusammen mit Adrianne aus dem Quartier gestohlen und war in eine Dienstbotenuniform geschlüpft, die die Rebellen mir organisiert hatten. Zusammen mit einem Arsenal an Waffen, Giften und weiterer Kleidung. Alles in der Nähe von dem Zimmer versteckt, das ich mir mit drei weiteren Mädchen, darunter Adrianne, teilte, sodass ich mich jederzeit bedienen konnte.

Die nächsten Stunden waren wir durch die Räume geschlichen, die den königlichen Gemächern angrenzten und hatten vorgegeben beschäftigt zu sein.

Irgendwann hatten wir uns aufgeteilt.

Während ich versuchte, in den Inneren Teil des Schlosses zu gelangen, hatte sie versucht bei den Gemächern der Berater irgendetwas zu finden.

Ich hatte nicht vorgehabt direkt in die Privatgemächer des Königs zu gelangen. Trotzdem frustrierte es mich ungemein, dass ich selbst als Dienstbotin und mit meinen Schatten keinen Weg in den innersten Teil des Schlosses gefunden hatte.

Nicht, dass ich auf den Alpha treffen wollte. Dafür war es noch zu früh. Ich wollte lediglich die Nähe zu den Strategieräumen ausnutzen, mit den Schatten verschmelzen und vielleicht ein paar Pläne stehlen. Nur, dass ich nicht näher an den inneren Gebäudekomplex kam, da wirklich jeder Eingang von Wachen flankiert war.

Mein Versuch unter einem Vorwand irgendwas ins Innere bringen zu müssen war abgeschmettert wurden. Ich musste unbedingt den Rebellen Bescheid geben, mir eine von diesen roten Schärpen zu besorgen. Vermutlich war es nur auch nicht so einfach daran zu kommen.

Unauffällig betrat ich einen weiteren Raum. Ebenfalls leer. Genauso leer wie die anderen Zimmer, in die ich mich geschlichen hatte. Der König bewachte seine Geheimnisse gut. Nirgendwo Zettel, Karten oder Bücher. Einzig Gemälde vergangener Alphas oder Mitglieder der Königsfamilie.

Wobei niemand so genau wusste, wie groß diese war. Alles Informationen, die der Alpha strikt unter Verschluss hielt.
Selbst wie er aussah wusste man nur, wenn man ihn bereits gesehen hatte. Natürlich gab es Bilder bei den Rebellen. Heimlich angefertigte Skizzen von ihm und einigen seiner Beratern, wobei viele von denen auch nie im Palast zu sehen waren.

Es gab Gerüchte darüber, dass er sich nur zu offiziellen Anlässen im Palast aufhielt. Die Rebellen waren sich sogar ziemlich sicher, dass es so war. Sie wussten nur nicht, wohin er ging, wenn er nicht hier war.

Gerade als ich durch die Flügeltüren in eine Bibliothek schlüpfte, hörte ich es. Das Keuchen einer Frau. Begleitet von dem animalischen Knurren eines Mannes. Verdammt. Ich hatte irgendein notgeiles Paar beim hemmungslosen Vögeln erwischt. Und das ausgrechnet in dem Raum, der bisher der Vielversprechendste war.

Ich wollte direkt wieder umkehren, als ich Schritte im Gang hörte. Mir blieb keine andere Wahl, als die Tür so leise wie möglich zu schließen und entweder nach einem zweiten Ausgang zu suchen oder abzuwarten, bis der Gang wieder frei war.

So oder so musste ich mir anhören, wie die Frau im angrenzenden Zimmer, zu dem die Tür offen stand, von ihrem Begleiter durchgenommen wurde. Ich wollte nicht schauen, wirklich nicht. Doch als ich mich ein paar Schritte in den Raum hineinwagte sah ich sie.

Das Mädchen von gestern. Und ein Mann, der unermüdlich in sie stieß. Ich schaute eine Sekunde zu lang hin. Eine Sekunde, in der der ich vergaß mich in Schatten zu hüllen und in der der Mann seinen Kopf leicht zur Seite drehte und mich aus dem Augenwinkel sah. Eine Sekunde, in der ich seine Bewegungen in mich aufnahm. Die Art, wie er seine Beine aufgestellt hatte, wie er seine Hände in ihre Hüften grub, seine Bauchmusklen anspannte.

Er hatte meine Präsenz gespürt, ohne sich dafür zu mir umdrehen zu müssen.

Einen Augenblick später hatte ich die Schatten um mich gezogen. Das hätte beinah alles zerstören können. Doch in Kombination mit der einfachen Dienstbotenkleidung hatte ich vielleicht die Chance, dass die Schatten mich ausreichend verhüllt hatten, sodass er mich nicht wiedererkennen würde, wenn er zum inneren Kreis des König gehörte.

Mit Sicherheit gehörte er dazu, so ungeniert, wie er diesen Raum mit seiner Präsenz ausfüllte.
Nur konnte ich sein Gesicht nicht sehen, um zu erkennen wer er war.

Ich zog meine Schatten noch ein wenig enger um mich, reizte die Magie noch ein wenig weiter aus, nur, um sicherzustellen, dass er mich nicht erkannte.

Es hatte Jahre gebraucht, um meine Schatten zu perfektionieren. Jahre, in denen ich heimlich und sorgfältig trainierte, damit selbst die Rebellen nicht mitbekamen, welche Kraft wirklich in mir schlief.

Fragen danach, warum ich meinen Geruch verdecken konnte, hatte ich immer mit einem Schulterzucken abgetan. Dass die Magie meiner Schwestern anders war, hatte ich sofort bemerkt. Bei ihnen waren es keine Schatten. Keine Dunkelheit. Sie würden zwar ihren Geruch verdecken, aber niemals auf die gleiche Weise wie ich mit den Schatten verschmelzen können. Sie würden die Dunkelheit niemals im Kampf verwenden können. Auch meine ältere Schwester hatte das nicht gekonnt. Zumindest nicht, soweit ich wusste.

Ich hatte die Angst der Männer gesehen, die ich mit meinen Schatten still und heimlich umgebracht hatte. Die schiere Panik, wenn dunkle Schwaden sich ihnen näherten. Ich wusste, dass ich eine potentielle Gefahr sein könnte. Und eine Waffe. Und ich wollte mich nicht noch weiter instrumentalisieren lassen, als sowieso schon.

"Bleib doch hier, Kleine", forderte er mich auf, als ich mich immer noch nicht bewegte.

Ich erschauderte. Mit Sicherheit hatte er den Geruch, der Markierung, der von mir ausging wahrgenommen. Den Geruch, den ich absichtlich nicht versteckte.

Und trotzdem hatte er mich aufgefordert zu bleiben. Obwohl ich markiert war. Obwohl ein anderer seine Besitzansprüche deutlich gemacht hatte. Allein bei dem Gedanken daran, dass er sich so einfach über alles hinwegsetzte, wurde ich wütend.

Er ließ seine Finger über ihr Rückgrat gleiten und mir war, als würde er das selbe bei mir tun.

Hastig verschwand ich, hörte jedoch noch seine Stimme, die mich erneut aufforderte mich ihrem Treiben anzuschließen. Die mich erschaudern und mich das Bild seines kräftigen Körpers nicht vergessen ließ.

Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht über sein Angebot nachgedacht. Aber etwas an ihm erschütterte mich bis ins Mark.

Noch nie hatte ich es so eilig wegzukommen.

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Hello hello, ein neues Update. :)

Schreibt mir gern, was so eure Gedanken sind.

Vor allem, wie ihr Ruelle so findet!

Ein schönes Wochenende

~ Elisa

Mated GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt