Dann bildeten sich erneut Schatten um sie, bevor sie wieder unsichtbar wurde und hinter dem nächsten Soldaten auftauchte. 

Innerhalb weniger Sekunden lag auch dieser bewusstlos am Boden und ich konnte spüren, wie unsere Angreifer langsam aus ihrer Schockstarre erwachten und nervös wurden. 

"Ich sagte keiner bewegt sich!", schrie der Soldat hinter mir und mir platzte fast das Trommelfell bei dieser Lautstärke.  

Amelias Blick richtete sich auf mich und sie wurde unsichtbar, bevor sie direkt neben mir auftauchte. Der Angreifer leistete diesmal mehr Widerstand und griff Amelia mit seinem Messer an, sodass sie ihres gezwungenermaßen ebenfalls benutzen musste. 

Schließlich hatte sie es jedoch geschafft und er lag am Boden. Ich drehte mich vorsichtig zu Nicolas um, dessen Soldaten Amelia gerade besiegt hatte. 

"Ist alles im Ordnung bei euch?", fragte sie hektisch und wir nickten. "Bring die Gäste in Sicherheit, Nicolas. Ich kümmere mich solange um das Chaos hier." 

Erst jetzt bemerkte ich, dass die Palastwachen eingegriffen hatten und sich nun einen Kampf mit den angreifenden Soldaten lieferten. Mein Magen rebellierte. An der ein oder anderen Stelle konnte ich Blut ausmachen. 

"Alles klar, aber sei vorsichtig", meinte Nicolas. Amelia setzte nur ein gefährliches Grinsen auf.  

"Das bin ich doch immer." 

Mit diesen Worten machte sie sich wieder unsichtbar und ich sah den Prinzen neben mir fragend an. "Wusstest du, dass sie das kann?" 

"Nein, aber bei Amelia muss man sich immer auf Überraschungen einstellen", antwortete er amüsiert, bevor er wieder ernst wurde. 

*      *      * 

Erschöpft lehnte meinen Kopf gegen die Wand und bemerkte, dass ich anfing zu zittern. Erst jetzt schien ich zu realisieren, was gerade passiert war oder besser gesagt immer noch passierte und ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit mittlerweile vergangen war. 

"Ist dir kalt?", fragte ein Mädchen, das neben mir saß. Sie war blond und hatte ein rotes Ballkleid an, das jedoch an einigen Stellen zerrissen war. 

"Ein wenig vielleicht", antwortete ich leise. 

Das Mädchen rückte ein wenig näher an mich heran und streckte dann eine Hand aus, auf der wenige Augenblicke später eine große Flamme erschien. Ich zuckte zurück. 

"Keine Sorge, man kann sich daran nicht verbrennen, aber es wärmt." 

"Wie ist das möglich?", fragte ich ungläubig. Amelia hatte mir von derartigen Kräften erzählt, aber ich hatte sie noch nie in Aktion gesehen. 

"Mit Magie", meinte sie schmunzelnd. "Ich bin übrigens Savannah." 

"Elyanor", stellte ich mich vor. "Bist du auch Kandidatin hier?" 

Savannah seufzte. "Ja." An ihrem Tonfall merkte ich, dass sie frustriert und traurig war.

"Und du bist nicht froh, dabei zu sein?", fragte ich daher nach. 

"Doch natürlich. Es fühlt sich nur so an, als würde ich immer die zweite Geige spielen. Mein Vater ist der Kindheitsfreund der Königs und beide wünschen sich, dass ich einen seiner Söhne heirate. Deshalb bin ich überhaupt erst in die Selection gekommen." 

Sie seufzte und die Flamme in ihrer Hand flackerte leicht. 

"Ich habe es wirklich versucht, aber egal, was ich getan habe, die Prinzen interessieren sich nur für die anderen Mädchen." 

"Vielleicht ist ja genau das der Fehler. Es funktioniert eben nicht, wenn man es erzwingen will. Meistens findet man jemanden, wenn man eigentlich gar nicht nach ihm sucht. Fühlst du denn etwas für einen der Prinzen?" 

"Das ist es ja. Ich fühle gar nichts. Für keinen der drei. Aber mein Vater setzt mich damit unter Druck und ich habe auch das Gefühl, dass die beiden diese Verbindung nur wegen meiner Gabe wünscht." 

Demonstrativ bewegte sie ihre Hand und die Flamme darin flackerte stark.

"Ich bin einfach nur noch verzweifelt und weiß nicht mehr, was ich machen soll. Wenn ich heimkomme, dann will mein Vater mich einem Mann aus einer niedrigeren Kaste versprechen, sodass er mich nicht mehr sehen muss. Irgendwo hat er ja recht. Wer will schon eine Kandidatin, die von den Prinzen abgelehnt wurde?" 

"Ach, denk doch nicht sowas. Irgendwo da draußen gibt es jemanden, der nur darauf wartet, dich kennenzulernen." 

Ich wollte eigentlich motivierend und selbstsicher klingen, konnte aber nichts gegen den sehnsuchtsvollen Unterton machen, der sich in meine Stimme eingeschlichen hatte.  


Fortsetzung folgt ... 

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Heyy, 

ich hoffe, das letzte Kapitel hat euch gefallen und ihr konnten Savannah vielleicht auch mal ein wenig nachvollziehen ... ❤️ 

Das war das letzte Kapitel der Lesenacht und ich hoffe, euch hat es gefallen. Wenn ich so etwas demnächst nochmal machen soll, dann gebt einfach Bescheid ^^ 

In diesem Sinne: Gute Nacht ;) ❤️❤️ 

~ 1339 Wörter 

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