Kapitel 37

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~ Prinzessin Elyanor ~

"Also, wie sieht es mit dir aus? Hast du hier schon jemanden gefunden?", fragte ich Nicolas aufgeregt. Er schmunzelte leicht und nahm einen Schluck aus seinem Glas, um es zu überspielen. "Ja, ich denke das habe ich tatsächlich." 

Ich lehnte mich gegen die Wand hinter mir und trank ebenfalls etwas. "Erzähl mir mehr." 

Nicolas schüttelte den Kopf. "Nein, das werde ich nicht. Ein Gentleman schweigt und genießt." 

"Ach komm schon... Ich muss doch wissen, was auf mich zukommt, wenn ich meine eigene Selection abhalte." 

"Also erstens hatten wir auch keine Ahnung, was wirklich auf uns zukommt und das war vielleicht auch ganz gut so. Also sich ohne Vorurteile auf die Sache und vor allem die Kandidatinnen einzulassen. Zweitens kann ich dir auch nicht sagen, wie deine eigene Selection verlaufen wird. Es hängt immer alles von den Kandidatinnen oder in deinem Fall von den Kandidaten ab." 

Ich nickte verständnisvoll. "Ja, da hast du allerdings recht. Aber ich habe jetzt zumindest Hoffnung, dass ich auch jemanden finde. Wenn das sogar bei euch funktioniert hat." 

Bevor er etwas erwidern konnte, hörte ich einen Knall und kurz darauf kamen Soldaten aus den Wänden. Dort gab es anscheinend Türen, die ich zuvor gar nicht gesehen hatte. Ich drehte mich zu Nicolas, der die Stirn runzelte und sein Glas abstellte.

Ich sah zu, wie sich die Soldaten im Raum verteilten und wahllos Gästen ein Messer an die Kehle hielten. Ich schluckte. Diese Soldaten waren definitiv nicht auf unserer Seite. 

Ich wollte mich gerade zu Nicolas umdrehen, als ich ein Messer an meiner eigenen Kehle spürte. Das einzige, was ich noch sah, war Nicolas, der seine Hände erhoben hatte, wie um den Soldaten zu beruhigen, der hinter mir stand.

"Niemand bewegt sich", brüllte einer der Angreifer. 

Mein Herz beschleunigte und in mir schrie alles danach, mich zu befreien und den anderen zu helfen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie und war auch nicht unbedingt talentiert im Kämpfen. Im Saal war es mittlerweile so leise, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. 

Mein Blick wanderte in dem surrealen Versuch, einen Überblick über die Situation zu erhalten, über die anderen Gäste und blieb schließlich an Amelia hängen, die in der Mitte des Saals stand und mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck die Soldaten musterte. 

Sie war eine der wenigen, die nicht von einem Soldaten festgehalten wurde. 

Oh Gott, hoffentlich macht sie nichts Dummes. 

"Wir fordern die sofortige Abdankung des Königshauses und die Exekution der Königsfamilie, ansonsten wird es zahlreiche Opfer und weitere Anschläge geben!" 

Mit meinen Blicken wollte ich ihr zu verstehen geben, dass was immer sie auch vorhatte, sie es doch bitte lassen sollte, um die Situation nicht noch weiter zu befeuern. Sie würde ja doch nichts ausrichten können. 

Meine Gebete wurden nicht erhört und ich konnte nur dabei zusehen, wie Amelia ihren Rock raffte und etwas aus ihrem Stiefel zog. Ich sandte weitere Stoßgebete gen Himmel, wusste aber, dass nichts und niemand dieses Mädchen jetzt noch von ihrem Vorhaben abbringen konnte.  

Doch mit dem, was als nächstes geschah, hätte ich niemals in meinem Leben gerechnet. Dunkle Schatten umhüllten sie und im nächsten Moment wurde sie unsichtbar. 

Meine Augen durchsuchten hektisch den Saal nach ihr und plötzlich sah ich sie wieder, wie sie hinter einem Soldaten auftauchte und mit wenigen Handgriffen seine Geisel befreite, bevor sie ihn mit einem gezielten Schlag ins Land der Träume schickte. 

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