𝑠𝑖𝑛𝑐𝑒 𝑤ℎ𝑒𝑛?

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𝐩𝐨𝐯 𝐘𝐨𝐨𝐧𝐠𝐢

Ich war viel zu aufgewühlt, als dass ich auf Namjoon hören konnte. Er versucht mich zu beruhigen, genauso wie Jin, aber nichts half. Mein Schluchzen war mittlerweile auf viel zu doll, ich war viel zu sehr dabei zu weinen anstatt zu Atmen, weswegen ich immer zu laut nach Luft ätze. Ich weiß nicht genau, warum ich so viel am Weinen war. Jimin ist nicht wie die anderen. Das weiß ich, nur ich glaube, meine tief verschlossen Gefühle wurden damit erweckt. Gefühle, die ich sorgfältig vergraben habe, alle Erinnerungen von damals habe ich verdrängt, nie mit jemandem darüber geredet. Ging auch nicht, sonst wüssten sie ja was ich bin. Ich hasse das.

Jetzt, wo ich es gar nicht will, kommt alles raus. Meine längst vergessenen Gefühle zeigen sich, nie hab ich irgendwas davon verarbeiten können. Bestimmt nur, weil ich mich bei Namjoon sicher fühle, kann ich mich auch bei ihm aus weinen. Mein Frust rauslassen, der sich sie ganzen Jahre angestaut hat und hoffentlich damit irgendwann abschließen. Zumindest es verarbeiten und nicht nur verdrängen.

Ich will das wirklich nicht.

Ich lag immer noch unverändert auf Namjoon, der mit seinen Händen über mein Rücken strich. Jin war neben uns, hab beiläufig mitbekommen, dass er eigentlich gehen wollte, Namjoon aber ihn nicht ließ. Darüber bin ich auch nicht böse, es ist vielleicht sogar besser so, dass wir nicht allein sind. So muss er das nicht alles allein mit mir aufnehmen.

Es ist sicherlich auch schon eine gute Zeit vergangen, nur trotzdem hab ich mich nicht beruhigen können. Es ist wirklich sehr schlimm und mittlerweile tat mir auch so eines an meinem Körper weh. Meine Nacken zum Beispiel, oder mein Kopf, meine Augen von dem ganzen weinend und auch meine Finger, die sich krampfhaft an irgendwas festgekrallt haben. Mein ganzes Gesicht tut weh, weinen ist wirklich anstrengend, vor allem wenn es so doll ist. Selten hab ich solch einen Zusammenbruch. Fast nie.

Namjoon und Jin brabbeln leise, ich verstand nichts, aber ich war auch nicht in der Lage etwas zu verstehen. Nur irgendwann, da hat mich Namjoon hochgezogen, seine Arme um meinen Körper gelegt und mich dann auf die Seite gelegt. Hinter mir lag Jin, er hatte mich also in die Mitte der beiden gelegt. Ich spürte etwas gegen meinen Kopf drücken, Namjoon strich mir über mein Nasses Gesicht, machte es etwas trocken. Ich wurde zugedeckt. Jin rückte hinter mir ganz nah zu mir auf, legt dabei seine Arme um mich und gab mir Sicherheit. Namjoon tat fast das gleiche, nur dass er vor mir lag. So konnte ich mein Gesicht, wie auch vorher, an seiner nackten Brust pressen. Und irgendwie half diese Wärme, die Sicherheit, die ich bekam und wie wohl ich mich zwischen ihnen fühle. Es dauerte zwar noch eine Weile bis ich mich so weit beruhigt hatte, aber ich tat es und kurze Zeit späte, da schlief ich sogar ziemlich erschöpft ein.


𝐩𝐨𝐯 𝐉𝐢𝐧

Yoongi lag nun endlich schlafend zwischen uns. Der Junge hat wirklich über einer Stunde nur geweint, egal was wir gesagt oder gemacht haben. Er hat ja nicht mal reagiert. Er tat mir leid, er muss sicherlich schon viel durchgemacht haben.

Namjoon sah auch schon ziemlich fertig aus und auch wenn in mir schon ein wenig die Eifersucht rauskam, sobald er immer zu Yoongi über mich stellt, so kann ich es vollkommen nachvollziehen. Namjoon hat mir erklärt, dass Yoongi grade eine schwere Zeit hat und der ihn deshalb gut im Auge behalten muss. Dass diese Aussage nicht ganz stimmt und eher als Alibi sorgt, weiß ich. Nur Namjoon weiß nicht, dass ich es weiß.

Genau wie jetzt, wie besorgt Namjoon Yoongi anschaut, könnte man meinen, er hat Gefühle für ihn. Man gut nur, dass Namjoon mir gehört. Sonst wäre ich wirklich eifersüchtig.

„Seit wann weißt du das mit Yoongi?" frag ich leise und streich dabei dem Jungen über seinen Kopf. Namjoon schaut mich ein wenig verwundert an, ließ seinen Blick aber wieder runterwandern. „Seitdem er hier ist. Der Manager hat mich gefragt, wie ich dazustehen und ob ich überhaupt mit bei uns haben will. So komisch es auch anhört, aber er musste das fragen. Immerhin könnten wir ganz schnell ins falsche Licht gerückt werden, wenn jeder wüsste, wer Yoongi überhaupt ist. Ich hab ihm sofort gesagt, dass ich damit absolut kein Problem habe und auch immer hinter Yoongi stehen werde. Er gehört zur Gruppe, demnach beschütze ich alles, was ich kann und er gehört dazu." erklärt er leise und wieder mal wird mir bewusst, wie ernst es Namjoon wirklich mit uns meint. Wenn jemand ins Feuer geschubst wird, läuft er hinterher und rettet uns, egal was für Schäden er davon trägt. Namjoon ist so ein herzensguter Mensch. Kein Wunder, dass mein Herz für ihn schlägt.

„PD hat aber gesagt, dass Yoongi nicht will, dass wir es wissen und dass es uns keiner sagen soll. Deswegen hab ich die ganzen Jahre gewartet, bis er sich mir bzw uns endlich anvertraut. Und wer weiß. Vielleicht ist es endlich so weit. Mir und Jimin hat er sich schon anvertraut, zumindest was sein echtes Aussehen betrifft." Namjoon lächelte stolz als er das erzählte. Wie ein Vater, der jahrelang darauf wartet, dass der Sohn sich endlich öffnete.

„Seit wann weißt du es?" Fragte er dann mich. Ja, seit wann genau weiß ich das?

„So genau kann ich es nicht sagen." fing ich seufzen an, „Ich glaube, es ist spätestens mir dann aufgefallen, als Yoongi immer nach einer bestimmten Zeit krank wurde. Alle zwei Monate Fieber zu haben ist nicht gesund und irgendwann gingen ihm dann auch die Ausreden aus." Ich musste anfangen zu schmunzeln, als ich an jegliche Ausreden dachte.

„Ich hab irgendwann gegoogelt, woran das liegt und auch heimlich beim Arzt nachgefragt. Heraus kam dann, dass er entweder an einer chronischen Krankheit litt oder Krebs hat. Da ich mir aber beides nicht vorstellen konnte, hab ich weiter gesucht.

'Hitze bei Hybriden'

Als ich den Artikel gelesen habe, war es mir dann klar. Es machte Sinn und das erklärte auch Yoongis komisches Verhalten, was das ganze verstecken mit seinem Körper anging. Ich meine, bei 30 Grad im Schatten eine Mütze tragen? Bei aller Liebe, aber das hält kein Mensch aus." Dachte ich an den heißen Tagen zurück, wo sich Yoongi immer stark dagegen wehrte, seine Mütze auszuziehen. Es kam mir schon immer seltsam vor, aber naja, ich hatte dann ja meine Antwort. „Jedenfalls, Yoongi sprach es selbst nicht an und ich wusste nicht, wie er reagieren könnte, wenn ich es ansprach. Deswegen tat ich nichts weiter als zu warten. Klar tat ich immer auf unwissend, einfach damit es nicht auffiel, aber nach knapp sechs Jahren kann man das auch einfach nicht mehr verstecken. Keiner kann das, vor allem, wenn wir alle zusammen wohnen. Ein Wunder, dass die anderen es noch nicht mitbekommen haben." Sprach ich zu Ende. Namjoon schmunzelte und dann spürte ich auch schon eine Hand, die sich auf meinen Kopf legte. „Kleiner schlauer Jinnie," faselte er. Peinlich berührt, vergrub ich mein Gesicht in den weichen Haaren von Yoongi. Spätestens jetzt würde ich es bemerken, dass Yoongi nicht ganz so Mensch war, wie er zugab. Seine beiden Ohren kitzelten jeweils eine Wange von mir, vor allem wenn diese auf zucken.

Es ist schon ziemlich faszinierend, wie das ganze funktionierte. Klar, Yoongi ist nicht der einzige Hybrid auf der Welt, aber wie oft kommt es denn vor, dass man jemand in Echt sieht? Richtig. Gar nicht. Aus Bildern kann man sich viel dazu denken und außerdem heißt es nicht immer, dass die Bilder echt sind. Viele sind bearbeitet, um aufmerksam zu bekommen, demnach kann man sich ganz schnell, falsche Informationen sammeln. Aber so jemanden wirklich bei sich zu haben, ist schon atemberaubend.

Yoongi ist wie ein kleines, schüchternes Kind. Er ist nie groß aufgefallen bei uns und hat sich immer im Hintergrund gehalten. Ganz am Anfang, da hat er nicht ein Wort mit uns gesprochen. Teilweise musste sogar unser Manager über Yoongi zu uns reden. Bestimmt mehr als über einem halben Jahr hat es gedauert, bis Yoongi mit uns sprach. Klar hat er Songs aufgenommen und mit uns über diese geredet. Meistens aber nur mit Namjoon. Die beiden und Hobi waren eh eher fürs Lyrics schreiben da. Laut Namjoons Erzählungen, konnte Yoongi am Anfang sogar fast gar nichts. Es wurde im alle beigebracht oder er hat es sich selbst erarbeitet.

Ja, es war schon nicht einfach und Yoongi sprach auch nicht so gern darüber. Über seiner Vergangenheit erst recht nicht und über ihn selbst sehr selten. Yoongi ist wirklich der verschlossenste Mensch, den ich kenne.

„Schlaf endlich Jinnie," Namjoons sanfter Ton brachte mich aus meinen Gedanken. Ich sollte darüber nicht nachdenken, es ist Vergangenheit. „Hm, du aber auch." Gab ich zurück. Namjoon brummte nur und rutschte noch ein Stück näher zu mir und Yoongi. Dann legt er seinen Arm um ihn, wobei ich dachte, es blieb dabei. Doch wenig später, da lag sein Stärker Arm um meine Taille. Leicht lächelte ich und vergrub mein Gesicht weiter in Yoongi dunklen Haaren.

Mit einem leisen 'Gute Nacht' schlief ich dann auch schon ein.

𝐇𝐞𝐚𝐭 [𝐲𝐨𝐨𝕟ϻ𝕚𝕟]Where stories live. Discover now