Kapitel 11

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Ava

Loki und ich schlendern am nächsten Vormittag den Trampelpfad vom Palast in Richtung Wald hinab.
„Erinnerst du dich an deine selbstgebaute Falle hinten an der Höhle?", fragt Loki.
„Ja.".
„Sie ist noch immer da.", sagt er.
„Wie? Keiner hat sie abgebaut?".
„Sie wurde gesichert, dass sie nicht auslösen kann. Damit sich halt niemand verletzt. Aber ich habe dafür gesorgt, dass sie bleiben kann. Als du dann weg warst, war ich häufiger dort. Saß in der Höhle und versuchte meine Gedanken in den Griff zu bekommen. Das war so mit die einzige Verbindung die ich noch zu dir hatte.".
„Quasi ein Platz an dem du um mich getrauert hast?", frage ich und schaue ihn verschmitzt an.
„Ja. Tatsächlich schon. Erzähl mir, wie du die 200 Jahre auf der Erde verbracht hast.".
„Oh das war eine lange Zeit. Ich habe in Europa gestartet. Habe auf einer Farm gelebt und dort gearbeitet. Die Welt hat sich in der Zeit sehr stark gewandelt. Alle paar Jahre bin ich weitergezogen. Im Prinzip habe ich die ersten 150 Jahre fast nur gearbeitet und mich selbst gehasst. Dann kam ich nach New York. Da bin ich die letzten Jahre auch geblieben. Habe eine Freundin gefunden, die zum Weltstar wurde. Habe in Immobilien investiert und dadurch noch mehr Geld erwirtschaftet. Ich lebe gut. Aber ihr habt immer gefehlt. Es gab niemanden, außer Taylor.", ich überlege kurz, füge dann nur noch hinzu, „Deswegen bin ich umso glücklicher, dass ich euch zurückhabe, eine Beziehung habe und jetzt wieder zufriedener bin.".
„Das freut mich.", sagt er und lächelt zart. Etwas in seinem Blick sagt mir, dass er nachdenkt. Wir kommen an der Falle vorbei und er bleibt vor der Höhle stehen. Ich sehe ihn kurz an und gehe rein. Noch immer liegen dort die Decken und Kissen die wir mal mitgenommen hatten. Von der Höhle aus gehen wir noch so viele Orte ab, die wir damals immer zusammen erkundet haben. Orte wo wir Mist gebaut haben. Orte wo wir stundenlang saßen und einfach redeten. Nun sitzen wir auf dem Berg an der Kante und lassen die Beine baumeln, während sich ganz Asgard vor uns am Horizont erstreckt. Dieser Ort ist und bleibt magisch. Als ich zu Loki sehe, geht sein Blick starr zum Palast. Wir sitzen einfach dort, reden kein Wort und genießen die Anwesenheit des jeweils anderen. Dann fällt mir auf, dass ich nicht eine Sekunde an Steve gedacht habe. Aber was bedeutet das? Ich stehe auf, sehe Loki an und sage, „Lass uns zurückgehen.".
„Ja.", sagt er und steht ebenfalls auf. Wir kommen auf die Farm zu, die direkt am Palast liegt und Loki fängt an zu grinsen.
„Lust auf Früchte?", fragt er.
„Wie damals?", frage ich.
„Genau wie damals.". Wir grinsen beide und schleichen uns an das kleine Farmhäuschen heran. Loki schaut durch das Fenster und sagt, „Er sitzt vor der Tür. Wir müssen ihn ablenken.".
„Scheuch das Rind auf und ich gehe rein.", schlage ich vor. Er schleicht um das Haus herum und kurz darauf höre ich, wie die Kühe losstürmen. Der Farmer springt auf und eilt hinterher. Ich eile herum und betrete das Haus. Dort nehme ich einen Beutel und packe so viele Hände Beeren hinein, wie ich auf die schnelle kann. Als ich durch die Tür raus will, kommt der Farmer schon zurück. Ich sehe mich hektisch um und sehe das Fenster. Ich steige auf die Kiste davor, öffne es und zwinge mich durch die kleine Öffnung. Auf der anderen Seite nimmt Loki den Beutel und reicht mir die Hand. Als wir auf einmal ein Rufen hören, „Hey. Diebe.". Der Farmer kommt um das Haus gerannt und wir nehmen unsere Beine in die Hand und sprinten lachend davon. Er hält gut mit und folgt uns. Kurzerhand zieht Loki mich zwischen zwei Häuser und schiebt mich hinter einen Vorsprung in dem Gemäuer. Er stellt sich vor mich und legt einen Finger auf meine Lippen. Er steht so dicht vor mit, das unsere Brustkörbe sich berühren. Sein Gesicht nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Langsam nimmt er den Finger weg und schaut aus unserem Versteck raus. Dann fängt er an zu lachen und steckt mich damit an. Wir gehen aus der Gasse und er legt mir einen Arm um. Dann gehen wir mit unserer Beute zurück zum Palast. Mit dem Beutel setzen wir uns in der Bibliothek in die Sitzecke und essen sie. Wir legen uns irgendwann auf dieses ewig lange Sofa und unsere Köpfe liegen nebeneinander. Loki greift in den Beutel und sagt, „Mund auf.". Ich öffne meinen Mund und er lässt mir eine Beere hineinfallen.
„Danke.", sage ich.
„Immer gerne.".

Loki

Immer mal wieder gebe ich Ava eine Beere. Irgendwann dreht sie ihren Kopf und sieht mich an. Ich tue es ihr nach und dadurch sind unsere Nasenspitzen so nah aneinander.
„Das hat Spaß gemacht heute.", flüstert sie.
„Ja. Sehr.", sage ich.
„Weißt du, mit dir kann ich jeden Scheiß machen. Mit Steve ist es was sowas angeht etwas schwieriger. Aber er erdet mich. Seine Ruhe färbt ab.". Ich sage nichts, weil alles was ich sagen könnte vermutlich den Moment zerstört. Dann geht die Tür auf und Thor platzt hinein. Ich sehe hoch an die Decke und verdrehe die Augen, weil er der ist, der diesen Moment zerstört.
„Störe ich?", fragt Thor, der uns ansieht.
„Nein.", sagt Ava und setzt sich auf. Ich seufze und tue es ebenfalls.
„Worüber sprecht ihr?", fragt er und setzt sich in den Sessel.
„Gerade über nichts.", sage ich und stehe auf.
„Wo geht es hin?", fragt sie.
„Ich werde ins Bett gehen.", teile ich mit.
„Nimm die Beeren mit.", sagt sie und hält mir den Beutel hin.
„Die hast du erbeutet. Behalte sie. Ich hatte genug.". Sie steht auf, kommt zu mir und legt ihre Arme um mich. Ich schließe meine um ihre Schultern. Sie lehnt ihren Kopf an mich und ihre zarten Hände liegen flach auf meinem Rücken.
„Danke für den schönen Tag.", sagt sie und lockert langsam ihren Griff.
„Ich danke dir.", sage ich. Sie gibt mir plötzlich einen Kuss auf die Wange. Die Stelle kribbelt augenblicklich und ich muss grinsen. Dann drehe ich mich um und gehe zu meinem Zimmer. Zuerst ziehe ich die Vorhänge zu und kleide mich um. Als mein Kopf wenig später das Kissen im berührt, ist es als würden hunderte Leute gleichzeitig mit mir reden. Meine eigenen Gedanken überfordern mich. Aber sie drehen sich ganz klar um eine Sache. Ava. Sie ist wieder ein Teil meines Lebens und die Gefühle von damals scheinen wieder hochzukochen. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die Gedanken ruhiger werden und ich endlich schlafen kann.

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