Kapitel 13

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Wald

Weit und breit nur Wald. Hatte sie es am Anfang noch schön gefunden, so konnte sie langsam das ewige Grün nicht mehr sehen. Es war anstrengend so lange zu reiten und noch anstrengender war es, ständig ihre Konzentration aufrecht zu erhalten und nach Feinden Ausschau zu halten. Sie war still geworden, seit Beginn der Reise. Unruhe plagte sie, die sich nur selten auf ihr Pferd übertrug. Aber jetzt war anscheinend einer dieser Momente. Unruhig tänzelte die Stute und versuchte immer wieder aus der Reihe der Reiter auszubrechen. So wie Nakita hatte das Pferd seinen eigenen Kopf und mochte es nicht, die ganze Zeit hinter seinen Artgenossen zu rennen. „Ruhig" Versuchte Nakita das Pferd zu beruhigen und streichelte ihren Schweiß nassen Hals. „Die Pferde brauchen eine Pause." Sagte Ivan leise, woraufhin der General sich umblickte. Er nickte und zeigte auf eine gelichtete Stelle. „Wir rasten dort. Aber nicht lange, die Fläche ist schwer einzublicken und weitläufig." Nakita seufzte dankbar und hielt ihre Stute an. Doch statt richtig zu stehen tänzelte das Pferd wieder unruhig. Immer wenn es kurz stehen blieb und Nakita die Zügel zusammen nahm und ihre Füße aus den Steigbügeln befreite, bewegte sich das Pferd wieder. Als sie gerade dabei war hinab zu steigen bewegte sich die Stute wieder ruckartig und brachte sie zum Taumeln. Wenig elegant kam sie auf dem Boden an und stolperte einen Schritt zurück. Dann seufzte sie erneut und strich dem unruhigen Tier über die Nüstern. „Ich weiß" Murmelte sie leise, als das Pferd schnaubte. Für sie selbst war die Reise auch anstrengend. Sie war die ganze Strecke überalarmiert und erwartete von allen Seiten Feinde. Selten war sie so Aufsehen erregend eine lange Strecke geritten, es war als wären sie ein Leuchtfeuer in der Dunkelheit für die Fjerdan. Sie war gestresst, wenig ausgeruht und misstraute selbst ihren Mitreitern. Sie erschrak kurz, als ein weiterer Arm zu ihrem Pferd ging und die Stute streichelte. Aleksander stand neben ihr, beobachtete aber nicht das Pferd sondern sie. Ihm war aufgefallen wie angespannt sie war. Sie erschrak bei jedem Tannenzapfen, der vom Baum fiel. Auch ihr Zusammenzucken jetzt zeugte von ihrer Anspannung. „Dein Pferd reagiert auf deine eigene Unruhe." Sagte er leise und suchte den Blickkontakt mit Nakita. „Ich weiß" Sagte sie schlicht, mied aber den Augenkontakt. „Versuch dich zu entspannen. Ich weiß es ist leichter gesagt als getan, aber du strapazierst deinen Körper und auch dein Pferd leidet unter deiner Anspannung." Nakita knirschte mit den Zähnen. „Und wie soll ich das deiner Ansicht nach machen?" Er lächelte, als hätte er diese Frage erwartet. Dann hielt er ihr ein Stück Brot hin. „Setz dich zu uns, iss etwas." Sie nickte und warf die Zügel ihres Pferdes über einen abgebrochenen Ast. Dann folgte sie ihm. Sie setzte sich auf einen Baumstamm neben Fedyor. Neben ihr nahm der General Platz, dabei dichter als nötig. Jedoch störte es sie nicht, es beruhigte sie eher. Allein auf ihrem Pferd fühlte sie sich immer schutzlos. Zwar hatte sie ihre kugelfeste Kefta, aber die brachte ihr bei einem Kopfschuss nichts. Doch neben Aleksander fühlte sie sich sicher, als könnte sie sich in seinen Schatten vor ihren Feinden verstecken. Der General spürte dies und lies wie zufällig immer wieder seinen Arm oder seine Hand ihren Körper streifen. Einmal beugte er sich vor, um eine Wasserflasche von einem der Soldaten anzunehmen. Dabei strich seine Hand wie zufällig an ihrem Oberschenkel entlang. Nakita war sich zu diesem Zeitpunkt nicht sicher, ob er ihr lediglich Zuversicht durch seine Nähe geben wollte oder ob er auch ein Stück weit seine Kontrolle auslebte. Die Soldaten unterhielten sich leise, Nakita jedoch blieb stumm und erlaubte sich für einen kurzen Moment in ihren eigenen Gedanken zu versinken. Sie erinnerte sich an das Bild der Fjerdan, wie sie es in Erinnerung hatte. Wild und verwahrlost, brutal, fast Wolfsähnlich, was passte, da sie eben diese Tiere verehrten. Kein Zug von Mitleid, wenn sie in das Gesicht einer vermeintlichen Hexe sahen und die unbestrittene Entschlossenheit, für ihren Glauben in den Tod zu gehen. Eben das machte sie so gefährlich, sie fürchteten den Tod nicht. Anders als sie, sie wollte Leben und hatte einiges zu verlieren. Sie spürte eine Hand an ihrem Rücken, Aleksander beobachtete sie. „Wir müssen weiter." Sagte er und blickte auf ihre Hand, die immer noch das unangetastete Stück Brot hielt. Sie stand auf, als sie bemerkte, dass sie die letzte war, die mich saß. Schnell steckte sie das Stück Brot ein und nahm sich vor, es der Stute nachher zu geben. Sie ging zu ihrem Pferd, das nun bereits wieder deutlich entspannter aussah und stieg auf. Aleksander beobachtete die fahrigen Bewegungen des Mädchens. Immer wieder zweifelte er an der Entscheidung, sie mit an die Front zu nehmen. Doch es gab kein zurück, weshalb ihm nur übrig blieb, sie im Auge zu behalten. Jedoch musste er als General auch ganz vorne bleiben, was seine Aufgabe erschwerte.

Das Spiel mit dem Feuer - General Kirigan fanfictionWhere stories live. Discover now