Kapitel 11

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Reisegefährten

Müde wachte Nakita am nächsten Morgen auf. Sie hatte unruhig geschlafen, ein gewisser Mann ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Sie fürchtete, dass er nur mit ihr spielte. Es klopfte leise an ihrer Tür. Genya trat ein und erklärte ihr, dass sie heute ihre Sachen packen musste, für die Reise in ein paar Tagen. Nakita nickte. „Bedien dich." Sagte sie und zeigte in den beinahe leeren Raum. Doch Genya schmunzelte nur und machte sich an die Arbeit.

Nachdem Nakita sich gewaschen und angezogen hatte, wurde sie wie üblich von Adrian vor der Tür begrüßt. „Guten Morgen!" Sagte er betont fröhlich und war anscheinend zu seiner üblichen guten Laune zurück gekehrt. „Morgen." Grummelte sie, was ihn lachen ließ. „Na hat da jemand nicht gut geschlafen?" Sie ignorierte seine Frage und verdrehte die Augen. Dann setzte sie sich automatisch in Bewegung. „Frühstücken??" Fragte Adrian hoffnungsvoll, sie nickte, froh darüber, dass nicht Ivan und Fedyor sie begleiteten. Bei dem Saal angekommen blieb sie kurz stehen. „Ich hasse das." Murmelte sie, woraufhin Adrian ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter legte. „Ignorier sie einfach. Sie langweilen sich und im Moment bist du leider die größte Attraktion hier." Sie nickte „Ja ich weiß", aufmunternd lächelte er. Sie öffnete die Tür und richtete sich ein wenig mehr auf, dann ging sie in den großen Raum und blickte sich kurz um. Sie setzte sich an einen der Tische, Adrian links von ihr und blickte sich erneut um, erwiderte manche Blicke, bevor sie betont gelassen nach der Tasse griff, in die ein Bediensteter gerade Tee gegossen hatte. Adrian stürzte sich geradezu auf das Essen, vermutlich da er vermutete, nicht viel Zeit für das Essen zu haben. Je mehr sie ihn beobachtete, desto mehr nahm sie sich vor, sich mehr Zeit zu lassen, damit auch Adrian in Ruhe essen konnte. Als sie gerade nach einer Scheibe Brot griff und diese auf ihren Teller legte, hörte sie, wie sich eine Tür öffnete. Jedoch nicht die, durch die sie eingetreten war. Da die Tür jedoch in ihrem Rücken war, sah sie nicht wer eintrat. Erst als sich eine Hand auf ihre Schulter legte, drehte sie sich schnell um. Sie hörte, wie die Gespräche um sie verstummten, eher sie mit leisen Gemurmel wieder einsetzten. „Guten Morgen." Sagte die dunkle Stimme und dessen Besitzer ließ sich auf den freien Stuhl rechts von ihr nieder. „Guten Morgen." Sagte sie erstaunt, was General Kirigan schmunzeln ließ. „Überrascht?" Fragte er und griff ebenfalls zuerst nach der Tasse mit dunklem Tee. Sie nickte nur ungläubig und war sich der verstärkten Blicke auf sich bewusst. Ungläubig sah sie immer noch den attraktiven Mann neben sich an. Er griff entspannt nach einer Scheibe Brot. „Nun, du magst es nicht glauben, aber hin und wieder verspüre auch ich etwas wie Hunger." Scherzte er leise, was sie nicken ließ. „Natürlich, aber für gewöhnlich lasst ihr euch hier nicht nieder. Erst Recht nicht hier." Sie nickte in die Richtung neben sich. Er bestrich sich in Seeliger Ruhe sein Brot. „Stört es dich?" Fragte er ernst und sah sie an. Sie schüttelte den Kopf. „Im Gegenteil, ich war nur überrascht." Langsam widmete sie sich wieder ihrem Brot und belegte es mit Früchten, was ihr einen irritierten Blick von Adrian einbrachte. „Schmeckt das?" Fragte er leise, sie sah nicht auf, sondern schnitt nur ein Stück von ihrem Brot ab. „Natürlich, sonst würde ich es wohl nicht essen. Es ist Tradition in ... ach vergiss es." Sie wollte gerade ansetzen und Fjerda sagen, als sie sich der Blicke der anderen bewusst wurde, weshalb sie sich selbst unterbrach. Aleksander schenkte ihr einen neugierigen Blick, überrascht von ihrer neugewonnen Offenheit. Adrian zuckte mit den Schultern. „Na wenn das Tradition in ‚ach vergiss es' ist, dann muss ich das wohl probieren." Sagte er und griff nach einem Stück Obst. Nakita musste lachen, ein seltener Anblick. General Kirigan konnte bei diesem Anblick nicht anders als sie zu mustern, er verspürte kurz einen Stich, dass nicht er sie zum Lachen gebracht hatte, sondern die Wache. Jedoch war er gleichzeitig froh, dass Adrian versuchte sie aufzumuntern. Er war nun froh, dass er Adrian nicht bestraft hatte, wie er es vorgehabt hatte. Er beobachtete, wie sie noch mehr lachte, als Adrian ein komisches Gesicht zog, als er in das Brot biss. Sein Ausdruck schwankte von Überrascht zu angewidert bis wieder erstaunt. Sofort trank er einen Schluck Tee. Selbst der General musste nun schmunzeln. Adrian schüttelte den Kopf „Also bei allem Respekt, aber das ist nicht gut. Entweder Obst oder Brot, aber nicht beides. Es ist eine Verschandelung des Essens." Echauffierte er sich. „Du hast nur keinen Geschmack." Antwortete Nakita ihm schmunzelnd und sah dann zum General, als wollte sie Beistand. Er sah sie schmunzelnd an. „Ich fürchte ich muss Adrian zustimmen." Sagte er entschuldigend und blickte auf Nakitas Teller. Sie schnaubte und widmete sich wieder ihrem Essen. „Mir schmeckt es." Sagte sie leise und dachte an ihre Kindheit, was ihrer guten Laune sofort einen Dämpfer versetzte. Erst als sie aufgegessen hatte sprach der General sie wieder an. „Bei dir steht als erste Stunde militärische Taktik an, nicht wahr?" Sie sah auf, dann kurz zu Adrian, der nickte. „Anscheinend schon, wieso?" General Kirigan richtete sich etwas auf. „Du solltest gut aufpassen, es ist wichtig für unsere anstehende Reise." Sie nickte beklommen. Dann wandte er sich an Adrian. „Nach ihrem Unterricht, sucht die Ausrüstungsräume auf. Sie soll für eine Reise nach Kribirsk ausgerüstet werden, verstanden?" Adrian nickte. „Verstanden, moi Soverenyi." Aleksander nickte. „Gut, dann viel Erfolg bei deinem anstehenden Unterricht." Er berührte sie leicht an der Schulter, als er aufstand. „Danke" Antwortete sie schlicht. Bei seiner Berührung verspürte sie das Bedürfnis ihn erneut zu küssen, doch dies war weder der rechte Ort noch die rechte Zeit dafür. Mit einem letzten Blick in ihre blauen Augen verschwand General Kirigan in den selben Türen, durch die er eingetreten war. Sofort entspannte sich Adrian etwas. „Der hat ja richtig gute Laune." Flüsterte er ihr leise zu, eine versteckte Frage beinhaltend. Sie nickte „Ja, er scheint einen guten Tag zu haben." Adrian musterte sie skeptisch, ihm war nicht entgangen, dass die gute Laune des Generals offensichtlich in Verbindung mit dem hübschen Mädchen vor sich stand. „Der erste gute Tag seit 18 Jahren." Sagte Adrian stichelnd und warf ihr einen Blick zu. Sie ging jedoch nicht darauf ein und schmunzelte. „Dann wurde es wohl Zeit." Ohne ihm weitere Erklärungen zu geben stand sie auf. Eilig tat er es ihr nach und folgte ihr hinaus in den Raum.

Militärische Taktik war interessant. Es war Nakita kein fremdes Fach. Sie wollte zwar nie an die Front, aber viele militärische Grundsätze ließen sich auch auf ihr Leben übertragen. So war sie schon immer sehr gut in ihrer Umfeldbeobachtung gewesen. Es vergingen nie viele Schritte, ohne dass sie sich umsah und nach potentiellen Feinden Ausschau hielt. Es fiel ihr leicht dem Unterricht zu folgen, auch wenn sie merkte, dass der Lehrer wohl instruiert worden war, ihr an diesem Tag möglichst viel Wissen in kurzer Zeit zu vermitteln. Doch da Nakita den Nutzen des Wissens für ihre Reise erkannte, stellte sie auch häufig Fragen und beteiligte sich gut, so dass der Lehrer sie am Ende mit einem anerkennenden Nicken entließ.

„Militärische Taktik scheint dir wohl zu liegen." Sagte Adrian, immer noch gut gelaunt und ging neben ihr her. Sie nickte nachdenklich und hielt plötzlich an, als Piotr lächeln auf sie zukam. „Miss Belyaeva" Sprach er sie höflich an. Sie runzelte kurz die Stirn bei seiner Förmlichkeit erkannte dann aber schnell den Grund. Ivan und Fedyor standen hinter ihm und begrüßten sie mit einem Nicken. „Piotr, was verschlägt dich hierher?" Fragte sie freundlich, wurde jedoch von Ivan unterbrochen. „General Kirigan hat aufgetragen ein Pferd für euch auszuwählen, sowie passendes Zaumzeug und Sattel zu wählen." Nakita nickte und tauschte kurz einen glücklichen Blick mit Adrian. Dann setzte Piotr wieder an zu sprechen „Wenn ihr mir folgen würdet, ich habe bereits einige Ideen, welches Pferd ich euch zuteilen könnte, es käme auf einen Versuch an. Nicht jedes Pferd passt zu jedem Reiter, viel mehr kommt es auf ein stimmiges Gesamtbild an ..." Piotr verfiel in seinen üblichen Redeschwall und erklärte Nakita begeistert alle Abwägungskriterien. Sie unterbrach ihn nicht, da er sich wirklich zu freuen schien, diese Aufgabe erhalten zu haben. Hin und wieder nickte sie und tauschte dann einen amüsierten Blick mit Adrian. Ivan und Fedyor verließen sie bald wieder, so dass sie nur noch zu Dritt waren. Ein Umstand der Nakita sofort etwas entspannen ließ.

Nach einigen Stunden des Begutachtens von Pferden und dem Probereiten hatte Piotr einen Entschluss gefasst. Eine große dunkelbraune Stute, von hoher Statur passte zu Nakita. Sie war ruhig und entschieden und von einer guten Ausdauer sowie Kraft. Sie würde Nakita sicher an ihr Ziel bringen und auch bei feindlichen Angriffen nicht scheuen. Doch ihre wichtigste Eigenschaft war wohl, dass man der Stute die Angst vor dem Feuer weitgehend abtrainiert hatte. Zumindest setzte ihr Fluchtinstinkt sich nicht durch, sobald ein Feuer entzündet wurde. Für eine Inferni eine bedeutende Eigenschaft. „Ich denke sie passt optimal zu dir." Sagte Piotr und sattelte das Pferd erneut. Nakita strich lächelnd über die Nüstern des Pferdes. „Das wäre auch meine unkundige Meinung gewesen, danke Piotr, für deine Hilfe!" Piotrs Lächeln wurde noch breiter, als er ihre Zustimmung hörte. Schnell zog er die Steigbügel nach unten. „Sitz bitte auf und dann sag mir, wo der Sattel nicht passt für dich, dann werde ich ihn anpassen."

Nach einer weiteren Stunde waren Sattel und Steigbügel angepasst und Nakita verabschiedete sich vorerst von der Stute. Sie schenkte Piotr einige dankende und lobende Worte, ehe sie sich auf den Rückweg zum Palast machte, mit Adrian an ihrer Seite. „Wenn du mich fragst, mag dich Piotr ein wenig zu sehr." Er lachte und stieß ihr kameradschaftlich den Ellenbogen in die Seite. Auch sie lachte. „Bist du eifersüchtig?" Fragte sie neckend, was ihn die Augen rollen ließ. „Ich nicht, aber vielleicht jemand anders." Aufmerksam richtete sie ihren Blick auf den Mann neben sich. „Wie meinst du das?" Adrian lachte. „Wie oder wen ich meine, willst du wissen?" Sie weitete ihre Augen, doch blieb still. Adrian legte ihr freundschaftlich eine Hand auf die Schulter. „Du weißt schon, dass sich der General nicht einfach neben jemanden setzt beim Frühstück?" Sie runzelte die Stirn. Er wiederum verdrehte die Augen. „Ach komm schon Kita, er sieht dich an, als wärest du sein Besitz." Sie zog eine Augenbraue über den neu gewonnen Spitznamen hoch schüttelte aber den Kopf. „Ich gehöre niemanden." Sagte sie, etwas zu unterkühlt, den Adrian warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Ok ok, ich sag nichts mehr, aber glaub ja nicht, dass ich dir deine Unwissenheit abkaufe." Er lächelte sie an, hob entschuldigend die Hände und behielt dann sein spitzbübisches Grinsen auf den Lippen. „Du bist unmöglich." Sagte sie leicht lachend und beendete das Thema damit, da sie in den kleinen Palast eintraten.

Das Spiel mit dem Feuer - General Kirigan fanfictionWhere stories live. Discover now