Kapitel 7

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Ärger

Nachdenklich lag General Kirigan auf seinem Bett. Immer wieder gingen ihm Bagrhas Worte durch den Kopf. Sie hatte Nakita nicht verstärkt, das Feuer war von sich aus so stark. Sie war mächtiger als er sich vorgestellt hatte. Wie nützlich könnte sie im Krieg sein, sie könnte es im Kampf mit vielen aufnehmen und wäre ein Gewinn für die Armee. Dennoch, etwas in seinem Inneren hielt ihn davon ab, sie einfach als Waffe an die Front zu schicken. Das Gefühl der blanken Panik, das ihn überkommen hatte, als er sie bewusstlos in seinen Armen hielt, in Mitten des Flammenmeeres, ging ihm nicht aus den Kochen. Er verdrängte den Gedanken und besann sich einer anderen Aufgabe. Er öffnete die Tür und sah sich Ivan und Adrian gegenüber. Endlich konnte er seine Wut an jemanden auslassen. Er nickte Ivan zu, als Zeichen, dass er entlassen ist. Dann zeigte er Adrian mit einer Handbewegung, dass er in das Arbeitszimmer eintreten solle. Er sah der jungen Wache an, das er Angst hatte. „Kannst du dir vorstellen warum ich dich herbeordert habe?" Sagte der Dunkle leise und umkreiste den nervösen jungen Mann. Er schluckte. „Wegen Nakita?" Sagte er, was dafür sorgte, dass Zorn im ihm aufwallte. „Miss Belyaeva meinst du wohl! Es steht dir nicht zu sie so unförmlich anzusprechen!" Eigentlich war es ihm egal, aber irgendetwas daran ärgerte ihn dennoch, vermutlich die Intimität, die ihr Vorname für ihn mitbrachte. Sie war seine Nakita. Nicht die von irgendwem anders. Adrian nickte beklommen. „Natürlich, verzeiht mir moi Soverenyi." General Kirigan schüttelte den Kopf und besann sich des eigentlichen Grundes, warum er ihn zu sich bestellt hatte. „Wie kamst du auf die Idee sie einfach allein zu lassen. Hatte ich dir nicht eindeutig aufgetragen, ihr Schatten zu sein?" Adrian verlagerte unruhig sein Gewicht auf das andere Bein. „Ich hatte auch Unterricht und dachte bei Baghra wäre sie in sicheren Händen." Sagte er steif. General Kirigan schnaubte verächtlich. „Ach dachtest du das? Und seit wann bist du auf Grund deiner Gedanken befugt Befehle zu missachten?" Er baute sich bedrohlich vor Adrian auf. „Gar nicht General. Es war mein Fehler." Kirigan nickte. „Ja das war es. Ich habe dir gesagt dass sie vermutlich versuchen wird zu fliehen und du riskierst, dass ihr das gelingt. Aber nicht nur das, hättest du vor Baghras Hütte gewartet, wie dir befohlen war, dann hättest du auch mitbekommen, dass Miss Belyaeva heute fast in ihrem eigenen Flammen verbrannt ist!" Das letzte zischte er und packte Adrian an seinem Kragen. Dieser hatte erschrocken aufgeblickt, augenscheinlich hatte Ivan ihn nicht über den Vorfall unterrichtet. „Wie geht es ihr?" Fragte er daher sofort, was den General noch mehr erzürnte. „Sie war bei den Heilern. Und das auch nur, weil ich sie aus dem Feuer gezogen habe! Wäre ich nicht zufällig da gewesen, wäre sie jetzt tot. Und was dich dann erwartet hätte, brauche ich dir wohl nicht erklären." Bedrohlich ließ er die Schatten den Raum verdunkeln. Adrians Blick flackerte unruhig nach links und rechts, wie ein Kaninchen auf der Flucht vor einem Adler. Er wusste nicht was er sagen konnte, ohne dass er die Situation verschlimmerte. Ein zartes Klopfen unterbrach sie jedoch. General Kirigan rief laut „Herein" Worauf sich die Tür öffnete. Nakita kam in den Raum. „Habe ich mich also nicht verhört." Murmelte sie leise und sah Adrian in dem bedrohlichen Griff des Generals. Kirigan ließ Adrian los und musterte sie aufmerksam. „Geht es dir nicht gut?" Sie blickte zu dem General und überlegte, wie sie Adrian aus der Situation helfen konnte, er tat ihr wirklich Leid, hatte er doch am wenigsten Schuld an den Geschehnissen. „Moi Soverenyi, habt ihr einen Moment Zeit?" Fragte sie höflich und trat näher an die beiden heran. Er runzelte die Stirn und wurde unruhig bei dem Gedanken, dass es ihr nicht gut geht. „Du kannst gehen Adrian. Ich erwarte das so etwas nie wieder vorkommt." Sagte er noch einmal streng, worauf Adrian nickte und schnell den Raum verließ. Eigentlich hatte Kirigan vorgehabt ihn zu bestrafen, ihn Anzuschreien und seine Wut an ihm auszulassen, jedoch lösten sich alle Pläne in Luft auf, als er das schöne Mädchen in der Tür stehen sah. „Was ist los?" Fragte er nun deutlich sanfter, sobald Adrian die Tür hinter sich geschlossen hat. „Mit Verlaub, ich hatte bereits befürchtet, dass ihr Adrian dafür zur Rechenschaft zieht. Es war aber nicht seine Schuld. Auch nicht Baghras." Sagte sie leise und trat näher an den General, so dass sie zu ihm Aufschauen musste. Er seufzte und strich sich eine Haarsträhne nach hinten als er erkannte, dass sie schon viel zu viel Macht über ihn hatte. „Du hast mich nur unterbrochen, damit ich deine Wache nicht zusammenfalte?" Sagte er resigniert. Sie zuckte unschuldig die Schultern. „Auch. Aber ich wollte auch nicht, dass ihr Baghra die Schuld gebt." Er versuchte in ihren Augen zu lesen, doch er konnte an nichts anderes denken, als daran wie schön sie blau leuchteten und wie unschuldig sie in diesem Moment wirkte. „Ich wollte noch einmal zur Höhle, begleitet ihr mich?" Fragte sie und versuchte unschuldig auszusehen. Ruckartig stellte der General das Glas ab, das er zuvor in die Hand genommen hatte. „Nein. Du sollst dich ausruhen." Sie strich sich genervt über den Arm. „Seht mich an, es geht mir gut. Wenn ihr mich schon in diesem Palast einsperrt, dann bitte sperrt mich jetzt nicht auch noch in mein Zimmer." Bat sie ihn leise. Ihre Worte trafen ihn wie Pfeile. Er wusste dass sie ihre Freiheit liebte und er wollte ihr die Bewegungsfreiheit im Palast, die er ihr versprochen hatte, nicht auch noch nehmen. Noch einmal nahm er sie in Augenschein, als könnte er dadurch erfahren, ob sie gesund ist und nickte dann. „Einverstanden." Nakita lächelte bereits, bevor jedoch der General ergänzte „Unter einer Bedingung." Sie hielt in der Bewegung inne und wurde misstrauisch. „Du sagst mir, was wirklich in Baghras Höhle geschehen ist." Sie seufzte und ließ sich auf einen Stuhl sinken und legte ihre Hände in den Schoß. Auch er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich abwartend ihr gegenüber. „Erst war alles gut, ich habe meine Flammen gerufen und sie dann wieder zurückgezogen, wie sie wollte. Dann aber wollte sie plötzlich sehen, wie ich unter Wut arbeite und schlug mich." Sie machte eine Pause und dachte nach. „Dann war es plötzlich anders. Ich war nicht mir in der Höhle, ich sah nicht mehr Baghra sondern Männer aus Fjerda, wie sie mich töten wollten und mir immer wieder sagten, ich sei eine Hexe." Sie schluckte und dachte weiter darüber nach, was geschehen war. Sie wollte ihm nicht ihre Vergangenheit offenbaren, aber Bruchstücke brauchte er, um zu verstehen, was geschehen war. Kirigan hatte sich in seinem Stuhl angespannt zurückgelehnt und beobachtete ihre Körpersprache. Sie zitterte leicht, die Erinnerungen nahmen sie selbst beim Erzählen noch mit. „Und von da an haben die Flammen die Kontrolle übernommen und alles verbrannt was ihnen in die Hände kam. Ich war machtlos und irgendwie war mir nicht mehr klar wo ich war. Es war beängstigend." Schlussfolgerte sie selber, sah auf den Teppichboden und fixierte einen Punkt, um sich zu sammeln. Als der General auch dann noch still blieb sah sie nach einer Zeit auf. Er wirkte nachdenklich und beobachtete sie. Sie lehnte sich im Stuhl zurück und hielt seinen Blickkontakt, auch wenn sie sich dabei unwohl fühlte. Nach einer Zeit stand er auf und zog auch sie an ihrer Hand vom Stuhl. Er stellte sie vor eine Karte und sah sie erneut an. „Ich frage dich erneut. Woher kommst du? Und diesmal die Wahrheit." Sie suchte in seinen Augen nach einem Anzeichen dafür, dass er wütend war, doch sie sah keines. Sie sah nur Erkenntnis. „Ihr wisst es bereits, oder ?" Fragte sie leise und warf einen kurzen Blick zur Tür, ihr einziger Fluchtweg. Er ergriff ihre Taille sanft aber bestimmt und hielt sie fest. „Lauf nicht weg. Nicht wieder. Sag es mir." Sie merkte wie dicht sie ihm stand, denn sie musste ihren Kopf leicht in den Nacken legen, um ihn anzuschauen. Dann flüsterte sie leise. „Fjerda." Sie hatte erwartet, dass er sie sofort loslassen würde, sobald er den Namen hörte, allerdings war dies nicht der Fall. Sie versuchte in seinen Augen seine Reaktion abzuschätzen. Er hingegen war angespannt. Er hatte es schon länger vermutet und es würde auch erklären, warum sie nie als Kind getestet wurde und er daher nicht von ihrer Existenz wusste. Er nickte, mehr als Antwort auf seine eigenen Gedanken. „Und das was du in Baghras Höhle sahst, war nicht einfach eine Angst sondern Erinnerung." Stellte er fest und blickte ihr in ihre von Sorgen gezierten Augen. „Jetzt wisst ihr es." Sagte sie nur leise. „Macht mit dem Wissen, was ihr wollt." Sie wollte einen Schritt zurücktreten, doch er ließ sie nicht. „Warum hast du dich davor geflüchtet, es mir zu sagen?" Fragte er sanft und strich ihr mit der anderen Hand über die Wange und fuhr dann ihre Kinnlinie nach. „Das ich der Feind bin? Klar das ist absolut unproblematisch für den Anführer der zweiten Armee." Sagte sie ironisch und löste ihren Blick von ihm. „Du bist nicht der Feind." Sagte er und hob ihr Kinn an. „Wir haben viel eher den selben Feind." Ergänzte er, als er Eins und Eins zusammenzählte. „Sie haben versucht dich zu töten, oder ?" Fragte er leise und spürte selbst die Anspannung in seiner Stimme. Sie nickte. „Ja, das haben sie versucht." Den letzten Teil betonte sie, was General Kirigan schmunzeln ließ. Er konnte sich vorstellen was passiert war. Das selbe wie an diesem Tag, nur mit deutlich freudigerem Ausgang und vielen toten Fjerdan. „Ihr dürft es keinem sagen, vor allem der König darf es nicht erfahren." Bat sie ihn nun eindringlich und legte eine Hand auf seine Brust. Er griff nach der Hand und hielt sie fest. „Du hast den König belogen." Unruhig wartete sie auf seine nächsten Worte, sie wusste in welch heikle Situation sie sich hinein manövriert hatte. Plötzlich tat er etwas Unerwartetes. Er lächelte. „Gut. Ich hätte es genauso gemacht." Sagte er belustigt und ließ einmal mehr seine Abneigung gegen den König heraus klingen. „Aber dennoch, du solltest es für dich behalten. Deine Herkunft könnte tatsächlich einige misstrauisch machen." Sie war überrascht. „Und euch?" Er strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. Dann schmunzelte er, blieb ihr aber eine Antwort schuldig. „Gehen wir zu Baghra." Sagte er dann und wies mit der Hand zur Tür, um ihr den Vortritt zu lassen. „Keine Antwort ist auch eine Antwort." Grummelte Nakita noch, ehe sie dem General folgte.

Das Spiel mit dem Feuer - General Kirigan fanfictionDove le storie prendono vita. Scoprilo ora