Kapitel 5

141 8 0
                                    

Audienz beim König

Fest umklammerte Nakita den Arm des Generals. Es beunruhigte sie, den König zu sehen. Sie wollte nicht in den Mittelpunkt gerückt werden. Je mehr Aufmerksamkeit sie bekam, desto geringer die Wahrscheinlichkeit einer Flucht. Zudem müsste sie den Fragen des Königs ehrlich antworten. Anders als bei Gesprächen mit dem General, wo sie unliebsamen Fragen gerne auswich. „Ich bin froh dass ich Genya beauftragt habe, deine Kefta feuerfest zu machen." Sagte er schmunzelnd, als er die züngelnden Flammen an ihren Händen sah. Aus ihren Gedanken gerissen sah sie auf ihre Hände und wollte ihre Hand von seinem Arm lösen. Er jedoch griff mit seiner anderen Hand nach ihrer Hand auf seinem Arm und hielt sie dort. „Meine Kefta ist auch feuerfest, ein sehr sinnvolles Detail, nicht wahr?" Er suchte ihre Augen und blieb stehen. Sie nickte abwesend und sah zum großen Palast, dem sie schon sehr dicht war. „Wovor fürchtest du dich?" Fragte er ernster und fing ihren Blick mit seinen Augen. „Ich fürchte mich nicht." Sagte sie leise. „Ach nein? Sieh mich an." Sagte er fest und hob ihr Kinn wieder. „Du fürchtest dich. Wovor?" Nakita wollte ihm ihre Gedanken nicht verraten, deshalb blieb sie still, was ihn seufzen ließ. „Ich bin bei dir, ich verspreche dir, es wird dir nichts geschehen." Sie blickte ihm tief in die Augen, als suchte sie nach einer Lüge in seinen Augen. Als sie sie nicht fand atmete sie aus. „Ich kann ihn nicht besonders leiden." Sagte sie leise, nachdem sie sich umgesehen hatte, ob sie allein sind. General Kirigan zog eine Augenbraue hoch. „Du kannst ihn nicht leiden, kennst du ihn denn?" Sie biss ihre Zähne zusammen, so dass ihr Kieferknochen hervortrat. Kirigan setzte seinen Gang fort und zog sie sanft mit sich. Dabei lehnte er sich leicht zu ihr und sprach leise. „Ich kann ihn auch nicht leiden, aber du musst ihn wenigstens nicht oft sehen."

Als sie den Thronsaal betraten musste Nakita schlucken. So viel Aufmerksamkeit hatte sie absolut zu vermeiden gesucht. Es waren nicht nur König und Königin anwesend. Sondern auch andere Grisha, wahrscheinlich von höherem Rang. Als sie ihre schwarze Kefta entdeckten, neben dem General, begann das Flüstern. Sie hörte immer wieder leise Empörung und überhebliche Aussagen über die Anmaßung. Das brachte sie dazu ihre Gefühle wieder hinter einer Mauer zu verstecken. Keine Spur von Angst oder Unwohlsein würde sie ihnen gönnen, sie richtete sich auf und ließ den Arm des Generals los. Er warf ihr kurz einen Blick zu, der aussah, als wäre er stolz. Dann traten sie zum König vor. „Eine schwarze Kefta?" War das erste was der König empört vernehmen ließ und setzte dann fort. „Das scheint mir doch ein wenig unpassend General Kirigan." Kirigan richtete sich noch ein Stück mehr auf, seine Augen verfinsterten sich. „Die Kefta der Grisha sind meine Angelegenheit. Aber um euch zu antworten, moi tsar" Er sprach den Titel des Königs mit unterschwelliger Verachtung aus, ehe er fortfuhr. „Diese Grisha ist ebenso einzigartig mit ihrer Fähigkeit, wie ich mit meiner. Außerdem untersteht sie meinem Schutz. Mit eurer Erlaubnis bilde ich sie aus." Obgleich es eine Frage war, klang es eher wie eine Feststellung, was dem König offengründig missfiel. „Ausbilden? Sie ist doch kein Kind mehr und offensichtlich beherrscht sie ihr Talent." Bei dem letzten Wort ging sein Blick zu ihr, er leckte sich über die leicht geöffneten Lippen, Nakita drehte sich fast der Magen um, bei dem Anblick. „Sag Mädchen, wie alt bist du und wie heißt du?" Nakita richtete sich auf. „Mein Name ist Nakita Belyaeva, moi tsar. Ich bin 20 Jahre alt." Der König nickte, als würde ihm gefallen was er hörte. General Kirigan verlagerte sein Gewicht auf das Bein, das näher an Nakita stand, so dass er ihr noch dichter war. Er demonstrierte dem König seinen Besitz. Es war eine stille Warnung. „Sag Nakita, wie kommt es, dass du keine Ausbildung genossen hast in deinem Alter?" Da war sie, die Frage, die sie gefürchtet hatte. Sie schluckte und spürte wie ihre Flammen an ihren Fingern ihr Fleisch versenkten durch die Hitze. Viel stress konnte manchmal bewirken, dass die Hitze zu groß wurde, es verzehrte sie. „Was für eine Unverschämtheit! Drohst du uns Mädchen?" Gab die Königin von sich, als sie die Flammen an den Händen sah. General Kirigan trat einen halben Schritt vor und stellte sich leicht vor Nakita. „Moya tsaritsa, sie tut dies gewiss nicht mit Absicht. Viel mehr ist es Ausdruck der mangelnden Beherrschung ihrer Fähigkeiten." Die Königin war jedoch immer noch empört. „Was sagt ihr da General? Ich sah mit eigenen Augen welche Kunstwerke sie zu verbringen vermochte! Lügt mich nicht an!" Sie war furios. „Moya tsaritsa, diese partielle Kontrolle, die Nakita über ihre Fähigkeiten erlangt hat sind Trainingssache. Doch da sie selbst nur diese Kunstwerke selbst trainiert hat, nicht aber die generelle Kontrolle der Kraft, zeigen sich solche Nebenwirkungen unbeabsichtigt. Eben diese Kontrolle will ich sie lehren." Sprach er beruhigend und die Königin nickte. „Das scheint mir in der Tat angemessen. Doch schuldest du uns immer noch eine Antwort Mädchen." Nakita nickte. „Ich bin als einzige Grisha in meiner Familie aufgewachsen, ich war stets dazu verpflichtet meine Fähigkeiten zu unterdrücken. Niemals ließen sie zu, dass ich sie üben oder kontrollieren konnte. Und erst Recht ließen sie mich nicht zum Palast kommen, um mein Training aufzunehmen." Der König nickte. „Und wo bist du aufgewachsen?" „In der Nähe von Novokribirsk." Sagte sie, was den Blick des Generals kurz zu ihr wandern ließ. Er vermochte nicht zu sagen, ob sie die Wahrheit sprach, weshalb er schnell wieder seine Aufmerksamkeit dem König widmete. „Nun gut, ich erachte es als sinnvoll, selbst in deinem Alter, die Ausbildung einer Grisha zu genießen. Damit du Kontrolle über dein Feuer erlangen kannst. Lass mich nur noch sagen, dass mir die Vorstellung von dir sehr zugesagt hat, vielleicht demonstrierst du uns hin und wieder deine Fortschritte, hier im Palast?" Bei dem letzten Teil spannte sich der General merklich an, seine Schatten wollten sich ausbreiten, um das Mädchen neben ihn, vor den gierigen Händen des Königs zu schützen. Er zwang sie zurück. „Gewiss moi tsar, es wäre mir eine Ehre." Sagte sie kühl und verbeugte sich. „Nun denn, ihr seit entlassen, ich danke euch für euer Kommen. General" Er neigte leicht den Kopf, was der General mit einer Verbeugung erwiderte. Unruhig drehte der General sich um und legte eine Hand auf Nikitas Rücken, um sie sanft aber bestimmt vorwärts zu schieben. Nikita war dieses Mal dankbar für den Körperkontakt zu Kirigan, dadurch fühlte sie sich vor den gierigen Blicken des Königs beschützt. Er schob sie auch an den Zuschauern vorbei und ging erst langsamer, als sie bereits den Palast verlassen hatten. Erst draußen nahm er seine Hand von ihrem Rücken. Still gingen sie einige Schritte nebeneinander her. „Atme." Sagte er leise und sah zu ihr. Aus ihren Gedanken gerissen bemerkte sie erst jetzt, dass sie die Luft anhielt. Ihre Anspannung fiel allerdings nur wenig von ihr ab, als sie einige Atemzüge gemacht hatte. Ihr fiel auf dass sie zitterte. Sie fühlte sich in der Falle. Der König hatte die Erlaubnis erteilt, demnach würde sich nicht fortgehen können. Zudem hatte der König unmissverständlich ausgedrückt, dass er ihre Anwesenheit in seinem Palast erwünschte und wozu, das konnte sie sich denken, so wie er sich über die Lippen geleckt hatte. Sie hatte nicht gemerkt dass sie stehengeblieben war. General Kirigan hielt seine Schatten nicht länger zurück und ließ sie ihn und das Mädchen umhüllen, um sie vor neugierigen Blicken abzuschirmen. „Nakita." Sagte er sanft. „Sieh mich an." Er hob ihr Kinn an. „Ich habe versprochen dich zu beschützen und das werde ich." Sieh senkte wieder ihren Blick sobald er ihr Kinn los ließ. Er trat dichter zu ihr und legte seine Hände an ihre Oberarme. „Sieh dir deine Kefta an, welche Farbe hat sie?" Nikita atmete aus. „Schwarz." Er nickte. „Und warum? Weil du meinem Schutz unterstehst, der König wird nicht wagen dich anzurühren." Sie hielt ihren Kopf gesenkt. Selten hatte sie sich so ausgeliefert gefühlt, wie in dieser Situation. Ihr traten Tränen in die Augen. Als der General eine einzelne Träne auf ihrer Wange sah zog er sie in eine Umarmung. Eine ungewöhnliche Handlung von ihm, nur sehr selten nahm er Körperkontakt auf und wenn dann nur zu einer seiner Mätressen. Doch dieses Mal war es anders, er wollte sie schützen und ihre Tränen fühlten sich an, als wäre er gescheitert. Erst versteifte sie sich, doch dann erwiderte sie die Umarmung, als wäre sie eine Ertrinkende und er der rettende Fels. Er strich ihr über ihr Haar, das genau so seidig weich war, wie es aussah. Nakita vergrub ihren Kopf in seiner Schulter und versuchte ruhig zu atmen. Sie wusste nicht warum sie die Umarmung zuließ und dann noch von einem fremden Mann. Doch gleichzeitig konnte sie nicht das warme Gefühl negieren, dass sie bei seiner Berührung empfand. Sie fürchtete in diesem Moment seine Schatten nicht, sondern fand in ihnen Sicherheit. „Du wirst nie alleine gehen, hast du das verstanden?" Sagte er leise und sah ihr in die Augen, als sie aufschaute. Sie nickte, doch glaubte seinen Worten nicht vollkommen. Sie wusste, es würde irgendwann der Tag kommen, an dem der General nicht da war und der König ihre Anwesenheit forderte. Sie nahm sich fest vor, zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr im Palast zu sein. Sie löste sich nach einiger Zeit aus seiner Umarmung und trat mit gesenkten Blick einen Schritt zurück. Die Nähe zum General war ihr plötzlich unangenehm und sie schämte sich. General Kirigan erkannte es und bot ihr seinen Arm, während er die Schatten um sich zurück zog und sie damit wieder sichtbar für andere wurden. „Ich zeige dir dein neues Zimmer." Sagte er und setzte sich in Bewegung.

Das Spiel mit dem Feuer - General Kirigan fanfictionWhere stories live. Discover now