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-Levi, Dezember 848-

„Was ist da in deinem Tee? Trinkst du Alkohol?" Amüsiert nahm sie meine Tasse und schaute sich den Inhalt genauestens an. „Tch rede keinen Unsinn Philina." Sie lehnte sich nach vorne und beobachtete mich, das tat sie in den vergangenen Tagen öfters. Was genau ihr das brachte, verstand ich allerdings noch nicht. „Du bist anders als sonnst viel gesprächiger." Merkte sie an, als ich meine Tasse wieder bekam. Skeptisch schaute ich sie an, während ich aus meiner Tasse trank. „Du bildest dir zu viel ein, Rotzgöre." Sagte ich harsch, „Ach Levi, du bist gar nicht so kalt und bitter, wie du immer versuchst zu sein." Unschuldig lächelte sie mich an, was erwartet die jetzt? Soll ich auf die Knie fallen und ihr meine tiefsten Gedanken erzählen, die spinnt doch?

„Wenn du das sagst." Die Begeisterung sah man mir sicherlich förmlich ins Gesicht geschrieben. Da lachte sie, unglaubwürdig, schüttelte ich den Kopf. Sie wusste einfach nicht, was Manieren sind, diese Göre. „Heute ist Weihnachten, wollen wir nicht draußen einen Schneemann bauen?" Schon den ganzen Abend schaute sie fasziniert aus dem Fenster und sah so begeistert von den herunterfallenden Schneeflocken aus.

„Streich dir das sofort wieder aus deinem Kopf!"

Mit verschränkten Armen schaute sie mich nun an. Diesen Blick von ihr kannte ich bereits, jedes Mal machte sie das. Mit Schmollen versucht sie ihren Willen zu bekommen. Auf was für idiotische Ideen ich mich deshalb schon eingelassen hatte, aber dieses Mal nicht. Bei diesem arschkalten Wetter gehe ich definitiv nicht raus!!

Genervt liefen wir durch den knöchelhohen Schnee. Auch wenn sie sich wie ein kleines Kind freute, ich friere. Ohnehin mochte ich die Weihnachtszeit nicht sonderlich. Ihr zu liebe versuchte ich dennoch nicht allzu viel von meiner Laune zu zeigen. Und das sollte sie schätzen, eigentlich hätte sie für ihr geschmolle eine Strafe verdient. Doch wie konnte man ihr etwas ausschlagen, wenn sie so ein Gesicht zog? Am liebsten würde ich ihr Gesicht dann in ein Kissen drücken, um dem zu verstehen.

„Wir müssen mit seinem Unterkörper anfangen." Leitete sie mich an und ich rollte die erste Schneekugel zusammen, um diese größer zu machen. „Nein noch etwas dicker." Sagte sie zum wiederholten Male, die konnte auch gut reden. Die ganze Zeit leitete sie mich nur an und krümmte keinen Finger. Beim nächsten Satz bringe ich diese Göre um. „Also Levi, machst du das etwa zum ersten Mal?" Na jetzt reicht es aber, ich nahm etwas Schnee in meine Hände und formte diesen zu einem Schneeball. Erschrocken zuckte sie zusammen, verdient, um ehrlich zu sein. Lachend schüttelte sie den Kopf und schaffte es auch mal mit anzupacken. Gemeinsam formten wir den Körper des Schneemanns. Wir redeten vielleicht nicht viel miteinander, doch das war eine gute Sache an der Beziehung zwischen uns beiden. Ihr genügte es wohl, wenn wir einfach beieinander waren und ich hätte mir auch weitaus nervigeres vorstellen können. Es war nicht so schlimm wie ich angenommen hatte, aber das würde ich Philina niemals sagen. Die bildet sich immer zu viel auf sowas ein, lassen wir ihr also diese Freude.

„Der hat gar keine Nase." Stellte ich fest, als wir vor dem fertig gebauten Körper standen. Anscheinend dachte sie nach, denn als ich zu ihr rüber sah, hatte sie ihren Kopf in den Nacken gelegt.

„Ein Ast?"

„Weil deine Nase auch wie deine Arme aus sehen?" Fragte ich skeptisch und schaute sie von deiner Seite an, ihr dämliches Grinsen verriet mir, dass sie wohl eine Antwort hatte, die sie nur allzu lustig fand. „Halt bloß die Klappe!" Sagte ich ihr, bevor sie etwas sagen konnte und holte aus meiner Jackentasche eine Karotte, begeistert klatschte sie in ihre Hände. Endlich waren wir fertig, als sie das Stück Gemüse in den Schnee steckte.

Als wir auf dem Weg zurück waren, blieb sie auf ein mal stehen und schaute in den Himmel hinauf. Ihr Augen wurden ganz groß und sie spiegelten das Funkeln der Sterne wieder. „Die Sterne sehen heute so wundervoll aus." Sagte sie fasziniert, doch ich konnte meinen Blick nicht von ihr lösen, „Ja wundervoll." Wiederholte ich leise, während ich mir beinahe jedes Details ihres Gesichtes einprägte. Wie konnte ein einziger Mensch nur so makellos aus sehen und sich über solch banale Dinge erfreuen. Es waren einfach Lichter am Himmel und sie würde sich diese am liebsten die ganze Nacht ansehen. Sie scheint für andere immer so offen und zugänglich, dass jeder gleich erkennt, dass sie herzlich sei und gütig. Aber hat schon ein mal jemand dahinter gesehen und sie nicht nur als liebevolle Heilerin gesehen, sondern als Philina?

„Na komm, lass uns wieder hereingehen." Sagte ich ihr, als ich bereits einige Schritte vorlief, doch ich merkte, dass sie nicht mitkam. Fragend drehte ich mich um, sah, dass sie mich anschaute, auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. „Wenn du hier neben mir bist, gibt es kaum etwas, das ich mir von einer Sternschnuppe wünschen würde." Erschrocken über ihre Aussage starrte ich sie an, hatte sie das eben wirklich gesagt? Doch bevor ich etwas antworten konnte, lief sie schon an mir vorbei in Richtung des Hauses. Kopfschüttelnd folgte ich ihr und holte sie schon bald auf. Sie war gut darin, Situationen gekonnt zu ignorieren.

Like Moon and Sun - LevixOcUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum