Am Fuß der Berge

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Das Licht war weicher geworden und die Schatten der Bäume malten lange Streifen auf den Fluss. Vom Wasser her frischte der Wind auf.

Eugene und Pierre waren dem Fluss nach Südosten gefolgt und hatten den Wald mit seinen Wedelpflanzen und Schuppenbäumen hinter sich gelassen. Vor ihnen öffnete sich ein Hügelland, welches mit niedrigen Sträuchern und weichen Gräsern bewachsen war. Auf einer Bergkette im Osten spiegelten sich goldrot die Sonnenstrahlen. Einzelne große Insekten huschten über die Pflanzen und tanzten in der milden Luft. In der Nähe der Berge graste eine Herde größerer Tiere mit langen Hälsen und vier Beinen.

Eugene deutete mit ausgestrecktem Arm auf die scharfkantigen Gipfel und Kegel des Gebirges. »Schau mal! Meinst du, der Verräter ist über die Berge gegangen?«

»Wenn der Verräter auf einem dieser Tiere geflohen ist, war er wahrscheinlich tot, bevor er an den Bergen angekommen ist.« Pierre würgte und ließ sich kraftlos vom Rücken des Tieres gleiten. »Entschuldige mich einen Moment, ja?« Er verzog sich in die Büsche am Waldrand und übergab sich in das Gestrüpp. Anschließend kehrte er mit wackeligen Beinen zu seinem Partner zurück. »Was wolltest du mit den Bergen?«

»Ich finde, wir sollten dort hin reiten und nachsehen, ob er dort irgendwo ist. Komm schon, steig' wieder auf!«

»Auf keinen Fall. Alle Päpste der Ewigkeit können mich nicht dazu bringen, mich wieder auf dieses Vieh zu setzen. Und du erst recht nicht. Ich will nur wieder in die Stadt zurück und in mein Bett.«

»Dann solltest du auf dein Reittier klettern und zurück reiten. Durch den Wald. Und Alban Ponitfé sagen, dass du vor lauter Übelkeit deine Aufgabe nicht erfüllen konntest.« Eugene grinste.

»Der Wald und der Papst sind mir egal, ganz ehrlich. Aber du kannst lange darauf warten, dass ich mich wieder auf dieses Vieh setze! Nie. Wieder!« Pierre verschränkte die Arme und starrte seinen Bruder an.

»Jetzt stell dich doch nicht so an. Zu Fuß sind es noch wenigstens sechs Stunden bis an die Berge. Bis dahin ist es mitten in der Nacht. Wir können nichts mehr sehen und wer weiß, was für gefährliche Wesen nachts umherstreifen.«

»Vermutlich dieselben wie tagsüber auch. Gar keine.« Pierre schlug mit den Armen in die Luft. »Unglaublich, dass wir auf diese Ammenmärchen reingefallen sind. Wir sollten zurückgehen.«

»Wir sollten einen Platz zum Übernachten finden und du solltest dich zusammenreißen. Steig' schon auf und komm!«

Pierre schüttelte den Kopf, aber er musste zugeben, dass sein Partner recht hatte. Zu Fuß würden sie irgendwo zwischen den Hügeln und viel zu nahe am Wald rasten müssen. Auf den Reittieren hatten sie wenigstens die Möglichkeit, sich von dem grünen Ungetüm zu entfernen, welches um die Stadt herum wucherte. Zähneknirschend kletterte er wieder auf den Rücken des langschnabeligen Tieres und überließ Eugene erneut die Führung.


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