.Kapitel 8. (Fertig)

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Ich saß wieder in meinem Zimmer und der  große blonde kam rein, ich erinnerte mich an seinen Namen, Tobi.  ,,Du kannst Autofahren? " fragte er mich und schaute sich dabei in dem Zimmer um, jedoch ohne mich wirklich anzusehen, oder wahrzunehmen. Nach einer kurzen Pause verstand ich das ich antworten musste und sagte leise; ,,Ja kann ich, aber eigentlich muss ein Erwachsener" , er unterbrach mich in dem er die Hand hob und sagte; ,,Unsinn, das klappt schon" er zwinkerte mir zu, auf seinen Lippen erschien ein kleines, freches grinsen und dann verschwand er. Kurz darauf tauchte er noch mal kurz auf, ich hatte mich in den paar Minuten nicht bewegt und saß wie vorher auch schon auf dem Bett. ,,Mein Zimmer ist das neben dem Bad, falls du mich brauchst." Er grinste frech und zwinkerte erneut, innerlich verdrehte ich die Augen, äußerlich zeigte ich jedoch keine Reaktion.



Die Zeit verstrich Quälend langsam und ich beschäftigte mich damit an die Wand oder auf den Boden zu starren, irgendwann meldete sich mein Magen zu Wort. Eine Stunde lang ignorierte ich die Geräusche und das Gefühl von Hunger. Doch als die zweite Stunde anbrach, nahm ich all meinen Mut zusammen und ging vorsichtig nach unten, um jemanden zu suchen. Ich fand die ganze Gruppe in einem großen Raum, der einem Wohnzimmer glich. Die Art wie sie da auf den Sofas saßen und lagen, sah für mich so vertraut aus, wie zu Hause, wenn ich mich mit Freunden getroffen hatte. Als ich den Raum betrat schauten sie alle hoch, erst fragend so als hätten sie mich vergessen, dann sagte Perry etwas und unterbrach so die Stille, die mich schon rot werden ließ. ,,Hast du Hunger?", fragte er, wobei sein Ton kalt, aber nicht abweisend war, eher so als würde es ihn nicht großartig interessieren. Zaghaft nickte ich und Perry stellte seufzend den dünnen, teuer wirkenden Laptop vor sich auf den Tisch, dann stand er auf und ging an mir vorbei zur Küche, die anderen beachteten mich nicht weiter und beschäftigten sich wieder mit ihrem Kram. Fünf Minuten später hielt ich ein Sandwich in der Hand und kaute langsam vor mich hin, Perry lehnte mir gegenüber an der Küchenzeile und schaute mir zu. Dann begann er zu sprechen ,,Ich habe ein Angebot für dich Mädchen, ich möchte dir Vertrauen können und mein Vertrauen würde dir die ganze Situation hier wirklich erleichtern, aber du musst mir beweisen, dass ich dir vertrauen kann.", er legte den Kopf leicht schief und sah mich Ernst an. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, was erwartete er von mir? Was sollte ich denn tuen können um ihm so etwas beweisen zu können?



Florian betrat die Küche und nahm sich eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank ,,Hast du sie schon vor die Wahl gestellt Perry?", fragte er während er sich den Saft in ein Glas einschenkte. Während sich das Glas füllte, gab Perry seine Antwort ab ,,Nicht ganz, ich habe ihr noch nicht gesagt was passiert, wenn ich ihr nicht vertrauen kann." Mir wurde heiß und kalt gleichzeitig, das Sandwich blieb mir im Hals stecken und ich musste Husten, ich wollte nicht wissen was dann passierte, ich hatte Angst. Die Situation war schon jetzt kaum zu ertragen für mich und ich wusste nicht, wie lange es noch dauern würde, bis ich einen Nervenzusammenbruch bekam. Also sagte ich schnell dass, was ich im nächsten Auenblick bitter bereuen würde. ,,Du kannst mir vertrauen.", kam es ganz leise aus meinem Mund heraus, doch die beiden jungen Männer hatten es gehört und tauschten einen zufriedenen Blick aus.



Eine halbe Stunde später stand ich mit Janosch vor dem Schrank in meinem Zimmer und er schob Kleidung hin und her, hielt sie mir an den Körper und schüttelte ab und zu den Kopf, oder lächelte leicht. Doch das nahm ich alles nicht so ganz wahr, denn davor hatte ich mir erklären lassen müssen, wie ich Perrys Vertrauen gewinnen konnte und das schockte mich zutiefst. Für so ein Unterfangen bekam ich sogar etwas neues zum anziehen. Eine schwarze Jeans, ein schwarzes, schönes Top und eine ebenso schwarze Lederjacke für die ich einmal gemordet hätte, wäre ich noch zu Hause. Janosch half mir beim umziehen und band meine Haare zu einem strengen Zopf zusammen, er war sanft und lächelte mich lieb an ,,Ich habe viele Schwestern, bei denen ich das alles üben konnte.", sagte er und es war das netteste, was ich in den letzten Tagen gehört hatte, es brachte mich sogar zum lächeln und minderte meine Angst um das bevorstehende Ereignis minimal. ,,Komm mit.", sagte Janosch als ich fertig war und ich folgte ihm vorsichtig in den Keller, auf dem Weg kamen wir an einem Spiegel vorbei und ich erhaschte einen Blick darin, ich fühlte mich schön. In so einer Situation fühlte ich mich schön. Menschen sind eigenartig, selbst in den schlimmsten Situationen finden sie etwas positives.


Der ganze Boden im Keller war mit Turnmatten ausgelegt, und es standen komisch durchlöcherte Zielscheiben herum, die die Form eines Menschlichen Körpers besaßen. ,,Was machen wir denn hier?", fragte ich leise, obwohl ich es mir schon langsam denken konnte.  Verwirrt und verängstigt zugleich schaute ich Janosch an, sanft legte er mir eine Hand auf die Schulter und schob mich leicht zu Perry, der in Trainingssachen vor mir stand und mich musterte. ,,Du willst mich also dazu bringen, dir zu vertrauen. So hast du dich doch entschieden, nicht wahr?", fragte er und schaute mich mit einem durchdringenden Blick an. Ich traute mich nicht zu wieder sprechen, also nickte ich ganz leicht und nahm die schwarze, matte Pistole in die Hand, die er mir hinhielt. Sie fühlte sich schwer in meiner Hand an, wie eine riesige Last die sich auf mich legte, meine Hand schwitzte und ich hatte Angst, dass mir die Waffe aus der nassen Hand fallen würde. Ich könnte ihn jetzt erschießen! Ich könnte ihn jetzt erschießen und das alles hier beenden!", so schoss es mir durch den Kopf wie Kugeln die angefeuert wurden. Doch ich wusste auch, dass ich das nie durchziehen könnte. Die Chance dazu hatte ich ebenfalls nicht, denn Perry stand plötzlich hinter mir und nicht mehr Janosch. Mit seiner dunklen Stimme erklärte er mir was ich tuen sollte und korrigierte meine Haltung dann ausgesprochen sanft. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, auf seine Berührungen und Anweisungen und weniger darauf, dass ich einen Todbringenden Gegenstand in meinen Händen hielt. Doch ich hätte mich wohl mehr auf eben diesen Gegenstand konzentrieren sollen, denn bei meinem ersten Schuss ging die Kugel ziemlich daneben und der Rückstoß, auf den ich nicht vorbereitet war, hätte mich umgehauen, hätte Perry mich nicht gestützt. Ich war überfordert mit der Situation und starrte auf die Kugel in der Schalldichten Wand. Roman der uns zugesehen hatte meinte trocken ,,Was ja nicht ist sollte noch werden, am besten bevor es heute Abend los geht.", dann drehte er sich um und verließ den Keller wieder. Janosch blieb und schaute uns zu, während ich feuerte und feuerte und gar nichts mehr wahrnahm, nur noch Perrys Stimme wenn er etwas sagte. Ein Rettungsanker den ich mir in einer Situation ausgesucht hatte, aus der ich unbedingt entfliehen wollte. Und mir war bewusst, dass mir das schlimmste noch bevor stand. Etwas was ich freiwillig nie tuen würde, aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen und es ging hier ums überleben. Mein Überleben. Und der Selbsterhaltungstrieb bei Menschen ist extrem hoch.

Mein warmherziger Killer Teil 1 (Abgeschlossen )Where stories live. Discover now