.Kapitel 2. (Fertig)

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Dann war das große Schweigen angesagt, er konzentrierte sich weiter auf den Verkehr, während ich schmollend vor mich hin vegetierte. Den Blick hatte ich auf die weißen Kabelbinder um meine Hände geheftet und studierte während der langen Fahrt ihre Struktur und jeden Millimeter ihres Seins. Je weiter wir in dem schwarzen Sportwagen fuhren, desto mehr Angst bekam ich, würde er wirklich diese lange Fahrt mit mir durchziehen, oder würden wir an der nächsten Ecke anhalten und er würde mir eine Kugel in den Kopf jagen, oder schlimmeres. Diese Frage stellte ich mir bei jeder Ausfahrt, oder bei jedem Hinweis Schild zu einer Raststädte. Im Auto war es, bis auf das leise grummeln des Motors und dem plärren des Autoradios, was fröhlich irgendwelchen Müll und Wettervorhersagen von sich gab. Irgendwann hatte mein Entführer anscheinend genug von der langweiligen Radio Musik, denn er legte eine CD ein und lauter Deutsch Rap dröhnte  aus den Lautsprechern an den Türen. Für mich lief immer noch nur Mist, aber ich war nicht gerade in der Position, um mich beschweren zu können. Ich blieb einfach weiter sitzen und versuchte an etwas anderes zu denken, meine Probleme auszublenden.   Als das nächste Lied anlief, fing der junge Mann an, mit den Fingern auf dem Lenkrad den Takt mit zu trommeln. Inzwischen hatte er sich eine Cap aufgesetzt um seine schwarze Sturmmaske vor den anderen Autofahrern abzuschirmen. Ich starrte nach wie vor aus dem Fenster nach draußen, oder auf die Kabelbinder die immer noch um meine Hände gewickelt waren. Meistens fuhr er auf Landstraßen, wahrscheinlich hatte er Angst, dass bei so vielen anderen Personen, ich mich irgendwie bemerkbar machen könnte und Hilfe rufen könnte. Wie das denn bitte? Ich hätte früher doch mehr Agenten Bücher lesen sollen. Stopp. Er hatte eine Sache vergessen, eine Sache, die er auf alle Fälle bedenken hätte müssen.Eine Sache die in vielen Entführungs oder Horror Filme vergessen wurden. Ich hatte ja mein Handy! Dieses scheiß moderne Technik Ding, was ich eigentlich gar nicht hatte haben wollen. Aber nun hatte ich es, in meiner Hosentasche! Vorsichtig, kaum bemerkbar, bewegte ich meine gebundenen Hände. Nach drei weiteren Liedern, hatte ich meine Hände endlich an meiner Hosentasche. Nun kam der schwierige Teil, ich musste es irgendwie schaffen, dieses scheiß Teil aus er Tasche zu holen und den Notruf zu aktivieren, der Polizei unbemerkt Bescheid zu sagen, dann überleben. Ja, mein Plan war super einfach und klang absolut nicht dumm oder tödlich. Ach Kiki, wie immer ein perfektes Supergenie. Warum konnte ich nicht ein verdammtes mal eine brauchbare Idee haben? Aber das hier, dass war jetzt meine einzige Chance. Die einzige die ich hatte und wenn ich dann draufgehen würde, dann war das nun einmal so, dann hatte ich es jedenfalls versucht. Kampflos untergehen, in Filmen und in Serien, war irgendwie ziemlich langweilig. Wenn mal jemand, irgendetwas über mich und diese Entführung schreiben würde, dann wollte ich wenigstens etwas bieten. Ich, das kleine, unscheinbare Mädchen.

Vorsichtig zog ich mein Handy ein winziges kleines Stückchen aus meiner Tasche um es einzuschalten. Leider hatte ich dabei vergessen, dass ich bei meinem Handy immer den Ton anhatte. Also machte mein Handy beim angehen dieses typische Geräusch und ich zuckte erschrocken zusammen. Scheiße verdammt! Zum Glück war die Musik so laut, dass er es nicht mehr gehört hatte. Zum Glück war das Handy in meiner Hosentasche auf der Seite, die zur Autotür zeigte. Zum Glück war das Glück auf meiner Seite. Ziemlich viel Glück für jemanden in so einer Lage. Doch so konnte er es wenigstens nicht sofort sehen, dass ich am Handy war. Nur wie gab ich jetzt meinen Pin ein, ohne das dass Handy dabei Geräusche von sich gab?

Anscheinend gar nicht, denn der Ton war ja an. So eine verdammte Sackgasse! Jetzt hatte ich das Handy schon an und bis jetzt hatte er es nicht einmal entdeckt und dann, dann kam ich einfach nicht einfach nicht mehr weiter. So sollte das doch jetzt wirklich nicht enden, oder? Ich musste das verdammte Risiko eingehen und den Ton irgendwie auf Stumm bekommen. Ich hatte diese verdammte Chance dazu! Der Mann, der immer noch die Sturmmaske trug, schaute konzentriert auf die Straße und drehte seine Musik dann noch lauter auf, jetzt oder nie. Er lenkte den Wagen langsam auf einen Rastplatz und ich nutzte meine Chance, gerade hatte ich die erste Ziffer des Pins eingetippt, es war noch nicht einmal so laut gewesen, da bremste er das Auto auf einem der Parkplätze und griff dabei nach meinem Handy. Ich hatte nicht einmal mehr eine Chance es fest zu halten, er schaffte es ohne übergroße Anstrengungen und schmiss es aus dem Fenster, startete den Motor und setzte den Wagen auf einen anderen Parkplatz, als er über das Handy fuhr knackte es gefährlich und ich schloss die Augen. Mein schönes Handy, mein letztes bisschen an Sozialen Kontakten verschwand einfach so. Und ich hatte nicht mal eine einzige Reaktion unter dieser scheiß Maske gesehen. 

,,Ah, jetzt haben wir den perfekten Parkplatz gefunden, findest du nicht auch.", er lachte und machte die Musik aus. Seufzend schloss ich die Augen erneut für einen kleinen Moment und schwieg dann. Er musterte mich interessiert, dann griff er nach meinem linken Arm, kontrollierte die Fesseln an meinen Händen und zog sie nach.

,,Wenn du auch nur einen Versuch machst zu fliehen, zu schreien oder sonst etwas, dann bringe ich dich um und glaube mir, ich habe keine Angst vor irgendwelchen Konsequenzen mit der Polizei.", grinsend zog er sich die schwarze Sturmmaske vom Kopf und sah mich an, legte einen seiner muskulösen Arme auf meinem Sitz ab und grinste hämisch ,,Du wirst mich doch jetzt nicht mehr verpfeifen, nicht wahr Kiki?", sein lächeln war umwerfend, weiße, gerade Zähne aber erst seine Augen! Blau wie das Meer und grau wie der Sturm, die Mischung aus grauen und blauen Farben, mit großen schwarzen Pupillen, dichten schwarzen Wimpern und dunklen Augenbrauen. ,,Und wieso nicht?", fragte ich ihn schnippisch. Nun ja, es war eher ein Versuch schnippisch zu klingen, denn was am Ende dabei rauskam war eher ein leises quietschen. Seine Antwort klang dagegen ganz gelassen und ruhig, ,,Wenn du nach Hause gehst stirbst du Süße", er sagte das so trocken und ohne jegliche Gefühlsregung, aber in seinen Augen lag so ein ernster Ausdruck und kein Funke Humor, oder sonst ein positives Gefühl zeigte sich in seinem Blick. Mein Gesichtsausdruck wirkte bestimmt auch nicht gerade sehr intelligent, meine Wangen glühten, meine Augen tränten und meine Lippe zitterte. Ein ganz kleines, kaum sichtbares Grinsen spielte in seinem Gesicht und seine Mundwinkel zuckten. Er wusste das er hier die Macht über mich hatte.

,,Ich habe einen Bärenhunger, weißt du. Entführungen machen nämlich Hungrig, aber was sage ich dir das. Hast du vielleicht auch Hunger?", er legte fragend den Kopf leicht schief und als ich ganz vorsichtig nickte, zeichnete sich ein zufriedener Ausdruck auf seinem Gesicht ab, zusammen mit einem winzigen lächeln, dann machte es "puff", das lächeln war sofort wieder weg, wie ein weißes Kaninchen was der Zauberer für die Zuschauer wegzauberte. Es ist noch da, aber keiner kann es sehen oder weiß wo es wirklich ist. Sein Blick wanderte zum Fenster und er erblickte die Tankstelle.Er ließ den Motor wieder an, lenkte den Wagen zur Zapfsäule Nummer vier und dann steig er stieg aus dem Wagen aus, tankte und ging dann in die Tankstelle.


Ich hätte jetzt flüchten können, irgendwie. Vielleicht könnte ich auch irgendwen aufmerksam auf mich machen, doch ich hatte gesehen wie sich ein deutlicher Abdruck an seiner Seite ausgestellt hatte, unter seiner schwarzen an den Schultern engen Jacke. Während ich noch weiter nachdachte, tauchte er auch schon wieder auf, nicht einmal zwei Minuten war er in der Tankstelle gewesen. In seiner Hand hielt er eine große Plastiktüte, schnell stand wer vor dem Wagen und schloss ihn auf, stieg ein und machte die Tür blitzschnell wieder hinter sich zu. Wieder wurde der Motor gestartet und er fuhr erneut nach hinten auf den Parkplatz. Er öffnete die Tüte und schaut rein ,,Mal sehen, ich hab Kaugummi für dich und ne kleine Cola", teilte er  mir trocken mit und legte mir die Sachen in den Schoß. Anscheinend sollte ich also noch ein bisschen Leben, sonst würde er mir keine Nahrung anbieten. Doch ich aß und trank nichts, so schnell würde ich mich nicht geschlagen geben. Zwei Fragen geisterten mir permanent durch den Kopf. Wann würde ich das nächste mal richtig essen können? Wie lange würde ich noch atmen können? Es gab keine Antwort darauf. Niemand hat eine Antwort darauf.



Mein warmherziger Killer Teil 1 (Abgeschlossen )Kde žijí příběhy. Začni objevovat