Kapitel 188: Ein Stück Freiheit

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• Vittorius •

Ich befürchte, dass wenn wir uns weiter so frisch verliebt verhalten, unsere Beziehung nicht mehr lange ein Geheimnis sein wird. Allerdings lasse ich es mir auch nicht nehmen, Zeit mit meiner Frau zu verbringen, auch wenn wir dies heimlich tun.

Wobei, nach den Ereignissen der letzten Monate würde vermutlich keiner Verdacht schöpfen. Jeder würde denken, ich lebe meinen überfürsorglichen übertriebenen Beschützerinstinkt aus. Nun, jeder bis auf Lucan. Aber der schweigt dahingehend wie ein Grab. Seine vielsagenden Blicke zwischenzeitlich finde ich trotzdem äußerst amüsant.

Die Sonne ist schon einige Zeit über den Horizont gewandert und Yara schläft immer noch friedlich in meiner festen Umarmung vor sich hin. Selbst im Schlaf versucht sie sich wegzudrehen, stößt aber gegen unüberwindbare Hindernisse. Hätte ich keine Verpflichtungen, ich würde mein Leben lang nichts anderes mehr machen, als sie lachend festzuhalten.

Sanft beginne ich ihren Hals zu küssen und hoffe, sie wird dadurch wach. Nach einigen Augenblicken muss ich mich schwer zusammenreißen, nicht laut los zu lachen.

Es hilft alles nichts, sie schläft wie ein Stein.

„Yara?", sage ich leise und rüttle mit meiner Hand sanft an ihrer Schulter. Eingerollt liegt sie mit ihrem Rücken an meinem Bauch.

„Aufwachen Yara. Komm", fahre ich unbeirrt fort.

Murrende Geräusche entrinnen aus ihrer Kehle und sie versucht, sich ein wenig weg zu drehen. Noch fast im Schlaf versucht sie kraftlos meine Arme weg zu drücken, ist aber noch erfolgloser als sonst.

„Keine Chance", entgegne ich auf ihren Halbschlaf Fluchtversuch.

Träge öffnet sie die Augen und starrt gegenüberliegend aus den Fenster auf den heller werdenden Himmel.

„Geh doch zu deiner Besprechung und ich schlafe weiter", sagt sie mit einem milden Lächeln.

„Nein, du trainierst währenddessen natürlich deine erweiterte Wahrnehmung, was hast du denn gedacht?", raune ich belustigt in ihr Ohr.

„Oh dann kann ich dein Meeting ja aus der Ferne belauschen, das ist die perfekte Idee", sagt sie plötzlich ziemlich wach. Kaum begeistert sie etwas, ist die Müdigkeit dahin. Eine sehr interessante Funktionsweise ihres Körpers.

„Wag es dir. Und glaube mir ruhig, wenn ich dir sage, dass ich es merken werde, wenn du deine Fähigkeiten missbrauchst", entgegne ich streng.

An ihrer Körperhaltung merke ich, dass sie meine Warnung zur Kenntnis genommen hat.

• Yara •

Einerseits fühle ich mich Vittorius näher denn je. Es ist äußerst interessant, eine Beziehung mit ihm zu führen. Andererseits ist es merkwürdig, wenn er nach wie vor Meister und König ist. An diese Umschwünge muss ich mich noch ein wenig gewöhnen.

Gemeinsam erheben wir uns schließlich und ich mache mich im Bad frisch. Vittorius ist bereits los, um einige Vorbereitungen zu treffen.

Gemütlich schlendere ich in die große Wohnhalle. Derya sitzt bereits auf dem Sofa und unterhält sich mit Daryun und Mattheo. Meine restlichen Vampirbrüder nehme ich aber auch in meinem Umfeld wahr, reges Treiben für die Bevorstehende Besprechung.

Langsam finden sich alle im Regierungszimmer ein und geschäftige Gespräche ertönen aus dem Raum.

„Valerie! Beeil dich doch bitte!", höre ich Taavis Stimme vor seinem Gemach. Ein wenig gestresst schaut er durch die Tür nach seiner Frau.

Ich bin ganz kurz davor „Eile mit Weile" zu rufen, unterdrücke es aber gerade so.

„Ich bin doch gleich fertig, hetz' mich nicht", entgegnet sie seelenruhig.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt