Kapitel 160: Die weitere Vorgehensweise

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• Vittorius •

Ungehorsamkeit seitens Yara hin oder her, aber als Meister darf man sich unter keinen Umständen jemals so vergessen und so ausfallend werden. Und das war nicht einfach nur der Ausdruck als Meister wirklich wütend über etwas zu sein. Nein, das hätte Kaelen ruhig zum Ausdruck bringen dürfen.

Aber das eben ging definitiv persönlich gegen Yara und ich weiß nicht, warum. Ich werde ernsthaft darüber nachdenken müssen, ob er sie jemals weiter unterrichten darf.

Jaron ist mittlerweile aus seiner Angriffshaltung zurück gewichen und merkt, dass er gegen Lucan keine Chance hat. Wirklich beruhigt ist er nicht. Es tut mir wirklich sehr Leid für ihn, dass er wieder Teil einer Visionsmagie Angelegenheit sein muss.

Gespannt sind alle Augen auf Yara gerichtet, nachdem ich ihr unmissverständlich auftrage, zu erzählen was genau passiert ist.

„Die Stadt hat gebrannt. Wirklich alles was wir mit dem bloßen Auge vom Balkon aus sehen konnten stand in Flammen. Und Aaru stand im Innenhof", sagt sie völlig sachlich, so als hätte sie das gerade eher in einem Buch gelesen, statt eben erlebt zu haben.

„Und was wollte er? Hat er das Feuer gelegt?", bohre ich sofort nach.

„Vermutlich ist es sein Feuer", sagt sie und überlegt kurz.

„Vermutlich? Hast du ihm nicht zugehört?", fragt Jaron sie entsetzt. Er sieht aus, als hätte er ein Geist gesehen.

„Naja nur weil er das Angebot gemacht hat, heißt es nicht, dass es auch wirklich sein Feuer war", entgegnet Yara und starrt mit neutraler leicht nachdenklicher Miene in Jarons Richtung.

„So Unrecht hat sie da nicht", bestätigt Thorne ihre Aussage und sieht Jaron eindringlich an.

„Was für ein Angebot?", unterbreche ich die Drei in ihrem Gespräch.

Betreten sehen sie sich nun in die Augen. Selbst Mattheo, der das alles hier für spaßig hält, schaut verlegen zu Boden.

„Antworte!", rufe ich so laut, dass meine Stimme von den Wänden wiederhallt.

„Wenn ich freiwillig zu ihm gehe, würde er eure Stadt verschonen", sagt sie betreten.

Das hat er nicht ernsthaft gesagt.

• Yara •

Völlig entsetzt sieht Vittorius mich an. Thorne mustert ganz genau die Reaktion des Königs. Jaron und Mattheo starren weiter verlegen irgendwo hin, nur bloß nicht in unsere Richtung.

Meine restlichen Vampirbrüder sitzen wie Dekoration im Hintergrund. Keiner bewegt sich, keiner sagt was, keiner macht was. Selbst Valerie und Derya sind wie zu Stein erstarrt und warten auf die Reaktion des Königs.

„Nein", sagt Vittorius.

Nein?

Nein was?

Nein ich werde da nicht hingehen? Nein ich gebe die Stadt nicht auf? Nein wir töten ihn einfach?

Meine Fragezeichen im Gesicht sind ihm offensichtlich nicht entgangen.

„Auf keinen Fall lasse ich zu, dass du dich selbst oder sonst wer dich ihm ausliefert!", sagt Vittorius unmissverständlich deutlich. Dabei verstärkt sich seine Körperanpannung um einiges.

„Thorne, du wirst was auch immer nötig ist tun, um das zu verhindern. Sei es Yara aufhalten, einen meiner anderen Vampirsöhne aufhalten oder was auch immer!", ordnet der König streng an.

„Natürlich, wie du wünscht", sagt Thorne sachlich.

Vielleicht ist es diese spezielle Ebene zwischen den Beiden die Vittorius sagt, dass er Thorne absolut zu 100% vertrauen kann. Schließlich hat Thorne bisher nie die Höflichkeitsform verwendet und Vittorius hat ihn bisher nie korrigiert.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt