Kapitel 37: Der erste Vampirenkel

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• Lucan •

Freudig öffne ich die großen Flügeltüren zur alt vertrauten ‚Vampir Kinderstube'. Es ist der Ort, an dem ich viele Jahre meines Vampirlebens verbracht habe und bestimmt auch viele weitere Jahre verbringen werde. Jahre voller freudiger und schmerzvoller Erinnerungen.

Jahre, in denen die Vampirfamilie immer näher rückt.

‚Ich bin zuhause', geht es mir durch den Kopf. So wie jedes Mal, wenn ich längere Zeit nicht hier war. Zumindest so ungeplant wie jetzt, die Treffen zu den Feierlichkeiten zähle ich nicht mit! Ein Lächeln schleicht sich mir ins Gesicht.

Ruckartig bleibe ich stehen, als ich ein unbekanntes Gesicht erblicke.

Vor dem Balkon steht eine Frau. Wunderschöne lange braune Haare mit Kupferstich. Funktionale schwarze Kleidung umspielen ihren eher zierlichen Körper, zumindest im Vergleich zu meinem Körperbau. Für sie ist mein Anblick genau so unerwartet wie für mich. Mit großen Augen starrt sie mich an.

Tiefrote Augen!

Sofort stehe ich direkt vor ihr und packe sie an den Schulter. Verdammte Axt, das ist weder ein Traum noch eine optische Illusion!

Die Frau ist echt!

Der Geruch meines Vampirvaters liegt sanft auf ihrer Haut. Unseres Vampirvaters. Ach du scheiße! Ich habe eine kleine Schwester? Seit wann denn das?

„Unmöglich! Das glaube ich jetzt nicht", sage ich äußerst erstaunt.

„Lucan?", erklingt ihre helle zarte Stimme. Sie spricht meinen Namen aus, als würden wir uns schon ewig kennen.

Ich würde ihr sofort jeden Wunsch erfüllen. Und ich will direkt mit ihr einige Pläne aushecken, um unseren Vampirvater zur Weißglut zu bringen. Ja, Vittorius hat es mit mir immer alles andere als leicht. Und das sogar heute noch. Anders wäre das Leben ja auch langweilig, oder?

„Und du bist?", frage ich sie neugierig nach ihrem Namen.

Nach einigen schnippischen Wortspielen erfahre ich, dass sie Yara heißt. Ihren speziellen Humor und ihre versteckte rebellische Ader habe ich direkt erkannt. Oh Vittorius, du wirst deinen Spaß mit ihr haben!

Kurz ziehe ich mich in meinem Zimmer um und mache mich frisch. Schweißgebadet und stinkend möchte ich ihr meine Gesellschaft einfach nicht antun.

Anschließend sitzen wir gemütlich auf dem Sofa der Wohnhalle. Der König wird schon bald von selbst mitbekommen, dass ich angekommen bin. Jetzt bereite ich Yara erst einmal darauf vor, dass ich der perfekte Ansprechpartner für heimliche Übungen bin. Garantiert kontrolliert Vittorius mit Argusaugen was sie wann erlernen soll.

Als das Gespräch auf die Luftmagie kommt, platze ich innerlich! Luftmagie ist mein absolutes bevorzugtes Element und nichts kontrolliere ich lieber, als die Bahnen der Luftströme.

„Ich sorge heimlich dafür, dass du auf deinen Spaß kommst", versichere ich meiner kleinen Vampirschwester.

• Vittorius •

Amüsiert beobachte ich mein ältestes und mein jüngstes Vampirkind nun schon ein paar Minuten. Ich habe Lucans Anwesenheit schon seit Betreten des Schlosses wahrgenommen, habe aber beschlossen ihm den besonderen Kennlernmoment mit seiner kleinen Vampirschwester zu lassen.

Ein Teil des Gespräches gönne ich den beiden noch, bevor Lucan sie aber direkt zur Luftmagie anstiftet, schreite ich besser ein.

Lucans absolutes Spezialgebiet ist die Luftmagie. Keiner war bisher so talentiert wie er. Und Yara, bei ihr ist mir die Affinität zur Luft ja bereits aufgefallen. Noch stärker als beim Wasser. Lucan wird ihr sicher einige Techniken beibringen können, das wird er sich auch nicht nehmen lassen, wie ich ihn kenne.

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