Kapitel 3: Auf dem richtigen Weg

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Yara •

„Ich versuche ein Anfang für das Gespräch zu finden, also für das, was mit dir los", setzt Vittorius an.

„Was auch immer er mit mir gemacht hat - Gleich wird alles wohl einen Sinn ergeben", geht es mir bei seinen sehr ernst gemeinten Worten durch den Kopf. Und doch komme ich nicht umhin, aus irgendwelchen Gründen an ‚Bienchen und Blümchen' zu denken. Mit Sicherheit wird er jetzt nicht mit dieser Art von Aufklärung anfangen. Zumindest entspannt mich der lustige Gedankengang innerlich ein wenig.

„Vermutlich ist mir das Ausmaß nichtmal ansatzweise bewusst, aber ich denke ja", entgegne ich ihm mit wachsender Neugierde.

Er hebt wieder einmal leicht verwundert seine Augenbraue. Mit der Antwort hat er wieder nicht gerechnet - Ich werde gut darin!

Dann wappnet er sich innerlich. „Sehr gut", fängt er seinen Satz verheißungsvoll an.

Jetzt kommt's.

• Vittorius •

„Vermutlich ist mir das Ausmaß nichtmal ansatzweise bewusst", verleiht Yara ihren Überlegungen Ausdruck. Damit hat sie so sehr Recht ... Und doch ist sie mit Sicherheit die erste Jungvampirin von allen Vampirjünglingen, die sich das Ausmaß am ehesten vorstellen kann. Das Ausmaß, nach dem sich die kompletten Lebensgewohnheiten und Lebensverhältnisse vollständig ändern werden.

„Sehr gut", beginne ich meinen Satz. Ich sehe reine Neugierde in ihren tiefroten Augen. Und keine Spur von Furcht. Ich bewundere ihren Mut und ihre Auffassungsgabe jetzt schon sehr, auch wenn sie mir damit vermutlich das Leben als Meister nicht gerade leicht machen wird - Wie ich erneut feststellen muss.

„Letzte Nacht bist du aus weiter Höhe auf das Wasser des Sees geprallt, wärst anschließend beinahe ertrunken und deinen Verletzungen kurz darauf mit Sicherheit erlegen. Ich habe dich wirklich schnell aus dem Wasser gezogen, aber da die Temperaturen des Nachts schon deutlich in Richtung Winter gehen, war dein Körper sehr stark unterkühlt. Ich konnte deine Lunge von den Wassermassen befreien, aber deine Atmung war schon sehr schwach ... Hätte ich dir nicht mein Vampirgen geschenkt, hättest du nicht die geringste Chance auf's Überleben gehabt", erkläre ich ihr den Zusammenhang von letzter Nacht.

Sie nickt. Kein hysterischen Schreien und zur Kutschentür stürmen beim Wort ‚Vampirgen'. Was für ein Glück ich habe!

Ich fahre fort: „Du bist nun ein Vampir. Und ich bin der Vampir, der dir das neue Leben geschenkt hat. Somit bin ich nicht nur dein Meister, sondern auch dein Mentor und dein Beschützer. Ich werde dich in meinem Hause behüten und dich lehren, was du über das Vampir Dasein wissen musst. Und die neuen Feinde, die es geben wird, werde ich penibel von dir fern halten".

Sie nickt erneut. Das ist unmöglich! Bei dem ‚du bist nun ein Vampir' ist sie nicht ausgerastet ... Das kann unmöglich real sein! Und doch ...

„Dein neues Vampirdasein wird dein Leben vollständig verändern, aber lass dich davon nicht ängstigen. Du kannst immer Zuflucht bei mir suchen, verstanden? Die erste Veränderung die du bemerkt hast, ist die Sinnesverschärfung - Die benötigen wir zum Jagen", erzähle ich ihr ruhig und fahre fort, gespannt darauf wie sie reagieren wird, „nun und die zweite Veränderung betrifft die Nahrungsaufnahme".

Ich halte kurz inne und schaue ob sie mir folgen kann. Sie mustert mich weiter mit ihren neugierigen Augen, immer noch keine Spur aufkommender Panik.

Diese tiefroten strahlenden Augen.

Voll mit Mut und Wissbegierde.

„Blut?", schlussfolgert sie locker, als ich meinen Satz nicht direkt weiter ausführe, als wäre es das selbstverständlichste der Welt. Als würde sie jeden Morgen ein Tässchen davon trinken.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt