Kapitel 136: Zwischenschritte

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• Yara •

„So gerne ich mich auch mit jemandem aus meiner alten Welt unterhalte, wir müssen das nun leider verschieben und uns auf die Weiterreise konzentrieren", unterbricht Thorne den gemütlichen Plausch am kleinen Lagerfeuer.

Geschickt löscht er die Flamme des Lagerfeuers mit einer lässigen Handbewegung und packt dann die Sachen zusammen. Das erinnert mich daran, dass ich immer noch kaum Feuermagie trainiert habe.

„Keine Sorge, in den ganzen nachfolgenden Jahren wirst du noch auf deinen Trainingsgenuss kommen", kommentiert Thorne amüsiert meinen Gedankengang. Offensichtlich spricht mein Blick wieder Bände.

„Es ist immer so viel zwischendurch passiert, entspannte Stundenpläne zu planen war unmöglich", entgegne ich lachend.

Behutsam legt Thorne diese penetrant riechende Decke um meine Schultern und befestigt sie wie ein Umhang. Der Geruch vom frischen Wald steigt mir in die Nase. Die Fährte so zu überdecken ist wirklich eine gedankliche Meisterleistung. Leider wurde Aaru genau das zum Verhängnis, beziehungsweise für mich statt leider eher glücklicherweise.

Reisefertig befinde ich mich ohne Vorwarnung wieder in Thornes Armen. Behutsam drückt er meinen Körper an seinen und drückt meinen Kopf dabei an seine Brust. So ist er mit der Luftmagie viel windschnittiger unterwegs und ich würde ihm nicht versehentlich aus den Armen fallen.

Einen Moment hält er inne.

„Weißt du was?", fragt er amüsiert.

„Du wirst es mir sicher gleich sagen", antworte ich grinsend.

„Ich vermisse das schnelle reisen mit einem ICE. Oder einem Flugzeug. Solche Transportmittel fehlen echt in dieser Welt", sagt er lächelnd.

„Ich vermisse ja eher mein Smartphone und meine Musikplaylists. Wobei diese altbackenen Kutschen schon extrem ruckelig sind, ein bequemes Auto wäre echt angenehmer", antworte ich lachend.

Thorne stimmt sofort zu und scheint an für ihn sehr alte Zeiten zu denken.

„Entspann dich ruhig so gut es geht. Bis morgen Abend sollten wir in meinem Zwischenlager ankommen. Sammle deine Kraft, dann kannst du Mattheo nochmal aufsuchen", sagt er rein sachlich. Ich nicke an seiner Brust.

Und schon fliegen wir gefühlt schneller als der Wind durch die Lüfte.

• Vittorius •

Es ist gerade mal Vormittag. Wirklich alle sind unruhig und versuchen sich die Zeit zu vertreiben.

Die Nachricht gestern Abend, die Mattheo uns übermittelt hat, ist eines der besten Dinge, die mir seither passiert ist.

Ob ich dem Druck länger standhalten würde, weiß ich nicht. Im Zweifelsfall hätte ich irgendwann die Entscheidung zwischen Yara und meinem Königreich fällen müssen.

Beinähe hätte ich Mattheo vor Freude zerquetschen können, habe mich gestern aber professionell zurück gehalten.

Diese Professionalität lässt aber allmählich zu wüschen übrig. Anstatt mich um wichtige Angelegenheiten meiner Ländereien zu kümmern, tigere ich nun schon seit dem Morgengrauen im Regierungszimmer rum.

Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wann ich Yara endlich wieder in meine Obhut übernehmen kann.

Der Tag geht so langsam vorbei wie kein anderer Tag in meinem Leben. Im Laufe des Nachmittags gesellen sich Lucan und Isajah zu mir und wir plaudern entspannt, bis die Sonne endlich untergeht. Auch die beiden können keinen klaren Gedanken fassen, so sehr vermissen sie ihre Vampirschwester.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt