Kapitel 139: Vittorius' Entscheidung

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• Vittorius •

Angespannt und entsetzt zugleich höre ich mir Thornes Zusammenfassung von dem an, was seiner Meinung nach damals passiert ist.

Fluchend gestehe ich mir innerlich ein, dass es zumindest plausibel klingt. Schließlich war ich damals nicht dabei und fand Amelia nur Tod vor. Was passiert sein musste, musste ich mir selbst zusammen reimen, denn Thorne war seitdem auch spurlos verschwunden. Ich kann aber einfach nicht über meinen Schatten springen und mir eingestehen, dass Amelia praktisch selbst Schuld an ihrem Tod ist.

Intuitiv drücke ich Yara tröstend an mich. Dass Thorne sie aus Aarus Klauen gerettet hat spricht theoretisch für ihn. Auch dass er sie sicher zu mir gebracht hat.

„Ich habe Yara meine Erinnerungsvision dazu gezeigt. Wenn sie die Brücke zwischen uns erschaffen kann, kann ich dir die Erinnerung daran ebenso zeigen. Ihre Fähigkeiten sind dahingehend äußerst ausgeprägt", schlägt er mit Bedacht vor.

Mit großen Augen sieht Yara mich von meiner Brust aus an. Ihr scheint wirklich sehr viel daran zu liegen, dass ich dem zustimme. Sie mag Thorne. Verflucht, ich kann ihn ja auch nicht einfach vor ihren Augen jetzt kalt machen. Sie wäre auf Ewig böse auf mich.

„Das solltet Ihr euch wirklich ansehen", bestätigt sie angespannt Thornes Vorschlag.

„Deine Minute ist um", bemerke ich.

Einen Moment lang starren wir uns schweigend an. Yaras Anspannung steigt deutlich. Sie möchte definitiv nicht, dass ich Thorne etwas antue.

„Wir sollten uns noch über Aaru unterhalten. Ich kann Yara mit meiner Magie vor seinen Visionsübergriffen schützen. Größere Sorge bereitet mir allerdings Aarus Gentausch mit einem Schattendämon", erläutert Thorne angespannt. Anscheinend ist ihm Yaras Wohlergehen durchaus wichtig, auch wenn ich den Grund dafür noch herausfinden muss. Reine Nächstenliebe kann ich mir bei bestem Willen nicht vorstellen. Und wenn er sie vor Aarus Visions- und Dunkelmagie schützen kann, bleibt mir eigentlich keine große Wahl.

„Ich gewähre dir den Aufenthalt in meinen Ländereien, dafür weichst du Yara aber nicht mehr von der Seite. Ich möchte nicht noch einmal erleben, wie sie entführt wird", verkünde ich nach kurzer Überlegung.

Pure Erleichterung macht sich bei Yara breit und auch Thorne scheinen einige Steine vom Herzen zu fallen. Grinsend sieht Yara nun zu Thorne herüber.

„Mit deiner Erlaubnis trainiere ich sie in der Dunkelmagie. Sie muss wirklich dringend lernen damit vollends umzugehen", wirft Thorne schließlich ein.

Widerwillig stimme ich zu.

Sanft hebe ich Yara in meine Arme. Ich will sie bis zum Schloss definitiv nicht mehr loslassen, ich habe sie einfach so sehr vermisst! Zu meinem Glück will sie das genau so wenig, zumindest lehnt sie sich beruhigt in meine Umarmung.

• Yara •

Freudig schließe ich mit Vittorius und Thorne zu der kleinen elitären Reisegruppe auf. Mit einem breiten Grinsen begrüßen mich meine Vampirbrüder mit einigen liebevollen Worten und sogar Mikul und Roan verbeugen sich mit einem Lächeln.

Lange bin ich allerdings nicht die Attraktion des Tages, die Blicke bleiben schnell an Thorne heften. Die pure Macht die er ausstrahlt entgeht keinem. Von der Verwunderung, dass er nun offensichtlich Teil unserer Gruppe ist, einmal abgesehen.

„Thorne wird von nun an die Leibwache von Yara übernehmen und mit uns reisen", verkündet der König ohne jegliche Emotion. Innerlich ist er aber sicher aufgewühlt wegen der neuen Erkenntnis.

Aus Respekt halten meine Vampirbrüder Abstand, die herzlichen Umarmungen zum großen Widersehen nach zwei Monaten müssen wohl noch ein wenig warten. Vittorius lässt mich sowieso keinen Millimeter aus seiner Obhut und seine Umarmung will ich nach allem was passiert ist gerade auch nicht verlassen.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt