Kapitel 161: Die Zukunftsvision

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• Yara •

Anstatt die Frage von Vittorius zu beantworten, lasse ich meine Gegenwehr fallen und gebe in seinem festen Griff auf.

So oder so habe ich keine Chance gegen ihn.

„Allmählich erkennst du, wer hier das Sagen hat, das ist gut", flüstert er provokant in mein Ohr. Aber ich springe dieses Mal nicht darauf an. Nachher ist noch genug Zeit, das auszudiskutieren.

Sanft löst er seinen Griff und entlässt mich aus seiner Umarmung.

„Wir sollten uns beeilen, dann schaffen wir es pünktlich vor der Besprechung mit deiner Vision", sagt er schließlich wieder ganz im Arbeitsmodus.

Ich mache es mir auf meinem Sessel bequem und dann sind Thorne und Vittorius bereits zurück.

„Hast du überhaupt schonmal versucht, eine Vision aktiv abzuändern, dass sie eine mögliche Prognose erhält?", fragt mich Thorne direkt und ohne Umwege.

„Nein, aber ich denke ich weiß, wie ich das einleiten muss", sage ich selbstsicher. Und das ist kein Scherz, es kommt mir praktisch logisch vor.

Anstatt große Reden zu schwingen, stimmt Thorne mir zu.

„Fang einfach an und versuch, mich in deinen Zukunftszweig mit einzuladen. Vier Augen sehen mehr als Zwei", kommentiert er mit einem altbekannten Sprichwort.

Lächelnd schließe ich die Augen und richte meine volle Konzentration auf die Stadtbrand Vision.

Sofort stehe ich wieder auf dem Balkon und sehe das lichterlohe Inferno direkt vor meinen Augen. Aber dieses Mal bin ich alleine hier.

Nun lenke ich meine Visionsmagie in eine weitere Bahn, so fühlt es sich zumindest an. Es ist, als würde ich sie vor mir hertreiben wie ein Navi. Viele Wege tun sich vor mir auf und einen davon beschreite ich nun. Ich nehme den Weg, wo mich meine Intuition sofort hinlenkt.

Wenig später stehe ich auf dem Balkon vor dem Regierungszimmer und blicke in einen wolkenlosen strahlend blauen Himmel. Die Stadt erstreckt sich makellos wie eh und je zu meinen Füßen. Kein Brandgeruch, kein Lärm, nichts. Und das Beste: Alles ist heile. Es ist fast zu friedlich, um Wahr zu sein.

Dass das so schnell geht, überrascht mich dann jetzt doch. Ohne große Anstrengung stehe ich vor der besseren Alternative die eintreten kann.

Und jetzt? Wie kommt kam es dazu? Ich sehe eine entspannte Stadt, aber nicht, was des Rätsels Lösung ist.

Dann fällt der Groschen. Das Problem ist nicht, die bessere Zukunft zu finden. Das Problem ist, herauszufinden, was die Zukunft besser gemacht hat. Letztendlich sehe ich nur das Endergebnis.

Ich strecke mein Geist aus und suche nach Thornes Anwesenheit. Tatsächlich dauert es gefühlt eine Ewigkeit, bis ich ihn entdecke. Allein ihn zu finden verursacht bereits einen halben Visionsmagie Muskelkater.

Sanft berührt er mich an meiner Schulter und überträgt einen Teil seines Visionsmagieflusses in meine Vision. Ein Stück weit entlastet es meine Visionsmagie.

Gemeinsam schauen wir vom Balkon aus auf den perfekten Tag.

„Dass das so aussieht ging schnell, aber ich habe keine Ahnung, was getan wurde, damit das so aussieht", teile ich Thorne meine Gedanken mit.

„Dann hast du das Problem der Zukunftsvision ziemlich schnell begriffen", entgegnet er schmunzelnd.

„Wonach suchen wir nun?", frage ich und blicke ratlos über die geschäftige Stadt.

„Das kann ich dir leider auch nicht sagen. Wir können die Gegend ein wenig erkunden und schauen, ob uns etwas auffällt", schlägt er vor.

Gemeinsam gehen wir zurück in die privaten Räume des Schlosses. Im Regierungszimmer und in der Wohnhalle sieht alles aus wie immer. Als nächstes sehen wir mein Zimmer. Erstaunt blicken wir auf mein Mobiliar.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt