Kapitel 129: Der Ausbruchsversuch von dem alles abhängt

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• Aaru •

Ungeduldig laufe ich im Eingangsbereich des Landsitzes auf und ab. Jede Minute müsste die Lieferung endlich ankommen.

Yara braucht dringend Blut und ich will sie nicht unnötig warten lassen. Blutverweigerung ist nicht umsonst eine Art der Vampirfolter. Und foltern will ich sie auf gar keinen Fall! Ich kann deutlich wahrnehmen, wie geschwächt sie ist. Lange wird sie nicht mehr durchhalten.

Rhys verdammt! Beeil dich!

Schwungvoll öffnet sich die große Eingangstür und mein treuer Spion Rhys tritt mit einer speziellen Kühltasche ein. Na endlich verflucht! Sofort entnehme ich einen der sieben Blutbeutel und eile zu Yara. Den Rest wird Rhys kühl stellen für die nächsten Tage.

Hastig schließe ich die große Flügeltür auf und trete freudig an sie heran. Sie liegt kraftlos auf dem Bett und starrt mich ausdruckslos an. Ihr Teint ist erschreckend bleich!

„Hier", sage ich und halte ihr den Blutbeutel hin. Entgeistert starrt sie ihn an, statt sich darüber her zu machen.

Na großartig.

Eigentlich müsste sie rasen vor Blutdurst. Stattdessen schaut sie mir nun bei klarem Verstand direkt in die Augen. Offensichtlich hat sie kein natürliches Durstgefühl. Das erleichtert und erschwert die Situation zugleich.

• Yara •

Wie selbstverständlich steht Aaru neben meinem neuen unfreiwilligen Bett und hält mir einen Blutspendebeutel hin. Ich brauch nicht zu fragen, ich weiß auch so, dass es Vittorius' Blut ist.

Ich soll ernsthaft aus diesem Beutel wie aus einer Capri Sonne trinken? Entschuldigung? Nein?

„Ich trinke doch nicht aus einer Blutkonserve!", sage ich völlig entsetzt.

Schlagartig verfinstert sich Aarus Blick. Jetzt kommt er mir näher und durchdringt mich mit seinem Blick.

„Du musst dringend Blut zu dir nehmen! Jetzt! Und wenn du das nicht freiwillig trinkst, helfe ich nach!", entgegnet er mit forderndem Ausdruck und öffnet den Beutel. Der unverkennliche Geruch von Vittorius' Blut steigt mir augenblicklich in die Nase und mein Magen hätte schon gern Kontakt damit.

Innerlich fluche ich vor mich hin. Mein Körper ist so dermaßen geschwächt, dass mir praktisch die Energie fehlt, um mich bewegen zu können. Garantiert lasse ich mir das aber nicht von Aaru anreichen!

„Nimm nun diesen verdammten Blutbeutel und trink!", fordert Aaru mich noch einmal auf.

Ich gebe wirklich alles an Kraftreserve, was ich finden kann, aber da die Reserven praktisch kurz vor Null sind, scheitere ich komplett.

Wortlos klettert Aaru nun zu mir auf das Bett und schiebt seinen Arm unter meinen Körper. Ohne große Mühe richtet er meinen Körper auf und bemerkt augenblicklich, dass mir aus Energiegründen sämtliche Körperspannung fehlt. Nun sieht er mich mit geweiteten und schockierten Augen an. Ruhig dreht er meinen Kopf so, dass das Blut nun meinen Mund berührt.

Kaltes Blut läuft zäh und dickflüssig meine Kehle hinunter. Es wird seinen Zweck erfüllen, ist bei weitem aber nicht dasselbe, als wenn ich direkt aus Vittorius' Handgelenk trinke.

„Yara, du musst dir dringend angewöhnen, mit mir darüber zu reden, wenn es dir schlecht geht. Vor allem wenn es dir so schlecht wie jetzt geht und du nicht einmal mehr die Kraft hast, dich zu bewegen. Anscheinend verbirgst du das meisterhaft. Ich bin nun für dein Wohlergehen verantwortlich und werde natürlich alles dafür tun, dass es dir an nichts fehlt. Beim nächsten Mal, wenn dein Körper zu schwach ist, sagst du Bescheid!", sagt Aaru in besonderem Tonfall.

Vampirkind YaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt