Jonathan

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Sie kennen das. Ich also starte regelmäßig drüben am Eingangstor, dann laufe ich quer durch das kleine Wäldchen hinten am Rolandsstein , danach geht es am Kinderspielplatz vorbei und zurück in Richtung Sträucherecke, die sie heute alle nur noch die Brombeerzone nennen (Weiß der Himmel warum, denn es wächst dort vieles, aber keine Brombeeren). Meistens erreiche ich dann sehr verschnauft und ziemlich verschwitzt die beiden Parkbänke am Südufer. Keuchend pflege ich dann auf einer diesen beiden Bänke Platz zu nehmen, um dann in stiller Agonie auf das gegenüber liegende Seeufer zu starren. Das geht so eine Weile, bis ich wieder bei Atem bin und mir überlegen kann, mit wem ich mich und ob überhaupt ich am Abend treffen könnte. Anschließend taste ich dann nach meinem Autoschlüssel in der verschließbaren Seitentasche meiner Jogginghose und wandere langsam zum Parkplatz zuürck..

Joggen tut gut, zumindest zweimal die Woche. Abends, denn ich schaffe es trotz aller Vorsätze nicht morgens früher aufzustehen und bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass man zu seinen Gewohnheiten stehen muß, weil man sie nicht ändern kann. Keine schlechte Zeit. Der Tyggenburger Statdpark ist zu dieser Zeit nur noch wenig bevölkert, die Studenten der nahegelegenen Fakultät für Stadtgeschichte, die sich sonst auf den Rasenflächeln lümmeln, haben sich in ihre Bibilotheken oder vielmehr Partyräume verzogen. Die Mütter am Kinderspielplatz beenden ihren Erfahrungsaustausch und sammeln ihre Sprösslinge ein.

Die Sonne senkt sich dann langsam über den Tygegnburger See, wenn man Glück hat, versinkt die rote Scheibe genau gegenüber am Wikingersteig. Und ich sitze dann auf meiner Bank und denke für einen kleinen , einen kleinen! Augenblick daran, dass das Leben schön sein kann. Entspannung ziehgt in diesen Momeneten durch meine Knochen verbunden mit dem wohligen Gefühl, gerade wirklich etwas bewältigt zu haben. Und wenn es nur die 6,7 Kilometer Strecke durch den Stadtpark sind – für einen Moment bin ich ganz ich selbst, tritt eine tiefe Ruhe ein. Allein dafür danke ich dem Arzt.

Der Tyggenburger See gibt sich um die Abendstunde immer gern ein bisschen geheimnsivoll. Wenn die lansgam sich rot verfärbendewerdenden Scheibe über den See hängt, und sich seine kleinen Wellen kräuseln, verschwindet das gegenüber liegende Ufer langsam im Dunst. Romantische Naturen können dann leicht den Eindruck bekommen, der See wäre endlos, und sie psekulieren gerne, was denn wohl dort drüben wäre. In Tyggenburger sind die Dinge ja bekanntlich anders als anderswo und so rechnen romantische Naturen dann gerne auf dem gegenüberliegenden Ufer mit einer Ansammlung Trollen oder Wassergeistern. Ein mir gut bekannter Biolaoge hat mir einmal erzählt, er bilde sich manchmal ein, dass im Tyggenburger see ein Seeungeheur hause, wenigstens eine Seeschlange und diese würde des nachts regelmäßig ihren Kopf hervorstrecke. Andere beschwören die Wikingesiedlung wider herauf, die einst dort drüben am Steig gelebt haben und die seit tausend Jahren sehr buchstäblich im Schlamm versunken ist..

Nun ja. Ich bin keine solche romatische Natur und kann solche Abendträume nur bedingt nachvollziehen.. Sicherlich würde die Seeschlange das plötzliche Verschwinden des Betriebsleiters der Stadtwerke erklären, den man vor drei Monaten zuletzt hier am Seeufer gesehen hat und der seither verschwunden ist. Die Tyggenburger Stadtpolizie fahndet meies Wissenm immer noch, bisher ohne Ergebnis. Und die Wikinger Siedliung hat immerhin tatsächlich existiert. Ach wenn sie sich kaum aus dem Schlamm erheben kann, da sie heutezutage ein völiig unrotmatiscshe und rekonstruiertes Dasein im Stadtmuseum fristet. Im Anziegr stand kürzlich zu lesen, man ein Freilichtmuseum mit original aufgestelltene Normannhütten, einem authetiscshen Wikingerschuiff und Kursen „Leben wie die alten Wikinger"..

Nein, wenn die Abendsonne langsam im See versinkt, das jeniseitige Ufer sich langsam im Dunst auflöst und die Schatten auf meiner bank länger werden, dann versuche ich, für einen kleinen Moment gar nichts zu denken. Ein Moment der Stille, unterbrochen nur vom leisen Klatscshen der Wellen an dem schmalen Kisestrand, der vor den Parkbänken liegt. Ich lasse den kopf dann zurückfallen, breite die Arme aus und für einen Moment ist die Welt ganz fern vorn mir. Ich höre nur idas Röhren der Vögel im Schilf und das leise Rauscshen des Windes, der abends auffriscsht.

Tyggenburg - Geschichten aus AnderswoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt