-Kapitel 21-

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Die ersten Blätter fielen herunter. Ich sah es aus meinem Augenwinkel. Rote, bräunliche und gelbe Blätter. Denn obwohl es noch dunkel war, wurde das Mondlicht langsam wieder von der Sonne abgelöst. Der Himmel war von dunkeln Wolken bedeckt. Es sah nach Regen aus. Ich atmete ein paar mal tief ein und richtete mich auf und ging anschließend in meinem Pyjama auf den Balkon. Es war frisch aber noch nicht so kalt, wie es wahrscheinlich bald werden wird. Ich zog die Luft ein. Der Duft nach Regen und Herbst, ein leicht süßlicher Duft, erfüllte meine Lunge. Ich stand mehre Minuten draußen, bis mir kalt wurde an den Füßen. Als ich die Balkon Tür schloss hörte ich Rosalias Stimme schon: " Was machst du denn da draußen Engelchen? Du wirst dich erkälten." Sie zog mich in die Küche. Auf dem Tisch standen frisch gepresster Orangen - Saft, duftende Brötchen und Muffins. Oliver blickte auf und nickte mir als Begrüßung zu. Er blätterte weiter in seiner Zeitung und vertiefte sich wieder in sie. Ich setze mich ans andere Tisch Ende. Es war ein komisches Gefühl; ich sah Oliver wie einen normalen Menschen am Frühstücks- Tisch sitzen. Er hatte eine tiefe Stirnfalte, während er las. Rosalia ging in die Küche und ich hätte mir nicht mehr gewünscht, als das sie geblieben wäre. Ich starrte weiter auf ihn. Zu dieser Uhrzeit wäre er eigentlich schon längst unterwegs gewesen. Oliver legte die Zeitung auf den Tisch, nachdem er meinen Blick sah und fragt mich genau das, was ich mir gedacht hatte." Du fragst dich, wieso ich noch da bin, oder?". Nach einer kleinen Pausen sagte ich etwas, was mir einfach heraus rutschte. „Müsstest du nicht irgendwelche kriminellen Sachen machen, wie Leute schänden und Steuer Hinterziehung betreiben?" Oliver lächelte leicht, aber es war kein echtes Lächeln. Es war eines dieses Lächeln, die symbolisieren, dass man lieber still sein sollte. „Da hast du recht, aber auch ich brauchte einen Tag frei." Ich klatschte mir innerlich eine und versuchte die nächste halbe Stunde nichts mehr zu sagen. Als Rosalia wieder zu uns kam fragte Olivier etwas, was innerhalb der ganzen Zeit in der ich hier gefangen war, untypisch für seine Verhältnisse war. „Rosalia möchtest du dich nicht zu uns setzen?" Rosalia sah überrascht aus aber antwortete:" Ach, Herr Olivier ich habe schon zu Hause gegessen." und dann strich sie mir federleicht über die Haare. Ich räumte ab und wollte ihr helfen mit dem Abspülen, doch sie lies mich nicht. „Nein Niña, du solltest baden gehen. Wir schneiden deine Haare doch heute." Als sie meinen überraschten Blick auffing murmelte sie: „Oh hat Herr Olivier dir das gar nicht gesagt. Er dachte du würdest dich freuen?" Ich schluckte. Ich lächelte sie an und machte mich auf den Weg ins Badezimmer. Wieso hatte Oliver das gesagt? Aus Nächstenliebe ganz sicher nicht! Vielleicht dachte er sich ja wirklich, dass es mir gefallen wird? Ich ließ das Wasser in die große Badewanne einlaufen. Während ich zu sah, wie die Wanne sich fühlte schweiften meine Gedanken ab. Vielleicht wollte Oliver das ich eine neue Frisur bekomme damit ich eines Tages unerkannt bleibe. Oh, vielleicht würde er mich sogar eines Tages raus gehen lassen. Doch den Gedanken verwarf ich wieder direkt. Luisa mach dich nicht lächerlich, als ob er dich jemals wieder gehen lassen wird sagte meine Stimme in meinem Kopf. Sie hatte recht, er hat es ganz sicher nicht aus diesem Grund gemacht. Erst als die Tropfen fast über den Wannenrand runterliefen drehte ich den Wasserhahn ab. Ich setzte mich in das warme Wasser. Der Schaum erfüllte mich und meinen Körper doch obwohl das Wasser geradezu brühend heiß war, war mir kalt. Ich schlang meine Arme um meine Beine und schaute in eine großen Schaum Wolke. Als ich mich in einen warmen Bademantel gewickelt hatte holte ich Isabell. Sie verfrachtete mich auf einen Stuhl und fragte, wie kurz sie meine Haare schneiden sollte. Ich schaute mein Gesicht an im Spiegel. Ich hatte wieder etwas zu genommen und doch erschreckte ich mich wegen meiner Augen. Sie spiegelten nichts wider und wenn ich meine nichts, dann meine ich absolute Leere. Es war keine Reaktion in meinen Augen zu sehen. Sie sahen aus wie von einem Roboter. Keine Emotionen. Es war ein komisches Gefühl.Rosalia kämmte meine Haare mit ihren Fingern durch. „Also wie viel soll ich schneiden?" fragte sie mich, während sie mit ihrem Finger die Länge zeigte. Sie hielt ihre Finger an meine Haare und ging weiter nach oben, bis ich Stopp sagte. Als sie an meinen Schulter ankam, murmelte sie etwas das wie „Herr Oliver mag ihre langen Haare, willst du sie nicht nur etwas kürzen ?"klang.

Ich wünschte ich könnte behaupten, dass in dem Moment sich nichts regte in mir, aber in dem Moment tat sich etwas in meinen Augen. Ein Ausdruck kam in sie. Sie sahen wieder etwas lebendiger aus. Ich nickte als sie ihre Finger kurz unterhalb meines Kinnes setzte. „Wirklich so viel Bonita?" Ich nickte und als ich die Schere hörte, wusste ich, dass es richtig war. Vielleicht sogar die beste Entscheidung. Ich würde ihm nicht diesen Triumph lassen. Würde Oliver mich irgendwann hier rauslassen, würde ich es nach Hause schaffen. Ich würde alles daransetzen, mittlerweile wusste ich das mein Leben eh nicht mehr so sein wird wie davor. Es wird nie wieder so sein wie davor und vielleicht ist das okay. Vielleicht war ich mir noch nie in etwas so sicher, wie jetzt, als ich spürte wie meine Haare in großen Klumpen herunterfielen. Ich würde von ihm nicht mein letztes Stückchen Selbstvertrauen nehmen lassen, wie alles andere aus meinem Leben.

Promises are forever, arent they?Where stories live. Discover now